OSrSEEBAD 20PP0T STÄDTISCHE \mLDOPER TIEFLÄMD 28.U.30. 3ULI LOHEMGRUI ÜJ Preis 50 P Ostseebad Zoppot WALDOPERNFESTSPIELE 1932 Aufführungstage: Donnerstag, den 28. Juli . . Tiefland Sonnabend, den 30. Juli . . Tiefland Dienstag, den 2. August . . Lohengrin Donnerstag, den 4. August . . Lohengrin Sonntag, den 7. August . . Lohengrin DRUCK: A. MÖLLER VORM. WEDELSCHE HOFBUCHDRUCKEREI, DANZIG, JOPENGASSE NR. 8 miejska biblioteka publiczna im. Jözefa Wybickiego sr,s,™Yc2No-ARcHi«A^* 81-706 SOPOT, ul. Obroricöw Westerplatte 16 Tel. (058)551 12 87 wew. 28 E-mail: bibImiej@friko.onet.pl „Tiefland" oder der Kampf mit den Wölfen. Von Willibald Omankowski. Pedro: „Wir wollen hinauf, hinauf in die Berge, an Gottes Brust uns legen." Zweimal kämpft der junge Hirte Pedro in d'Alberts Musikdrama „Tiefland" mit einem Wolf und bringt ihn zur Strecke. Bedenkenlos setzt er dabei sein Leben ein und kehrt dann siegreich zurück in seine Berge, jedesmal reicher an Wissen und Erfahrung, wenn auch bedeckt mit Narben an Leib und Seele. Das erste Mal ist es ein richtiger Wolf, einer jener bösartigen, in der Vegetationsgrenze streifenden Einzelgänger, die Hunger und Kälte zu den frechsten und verwegensten Raubzügen treiben. Pedro kennt diese Sorte: ,,Hüt dich vor den Wölfen!" xuft er dein Gefährten zu und später erzählt er in seiner frischen, kampfesfrohen Art, wie er dem Räuber zu Leibe ging: Er lauerte ihm auf, stellte ihn, stieß ihm das Messer in die Brust; heiß sprang der Wolf ihn an, und wie Ringer Leib an # Leib und sich ineinander verbeißend rollten sie zu Tal, in den Gießbach hinein .... Der zweite Wolf ist der weit gefährlichere. Es ist sein Herr, „ein reicher Herr, ein mächtiger Herr"; soweit das Auge schaut die Wiesen, Matten, Felder, Hütten, der Wald und Fluß, das Dorf und die Mühle, alles ist sein, ist des Herrn Sebastiano. Pedro erkennt nicht sogleich in ihm das Raubtier. Herr Sebastiano gilt für ihn vielmehr als Wohltäter, empfängt er doch •aus seiner Hand ein scheinbar glückhaftes Geschick: eine Mühle und ein schönes Weib, und deshalb ist sein Herz voll Dankbarkeit. Der Schmutz des Tieflandes hat es noch nicht berührt. Er lebte in den hohen Bergen, den Sternen nah, den Menschen [fern; Wochen, Monate, ein Jahr vergingen, bis er den Mund .zur Bede öffnete. Als er die schöne Marta hoch oben bei sich erblickt, ruft er aus: „Mutter Gottes, ist die schön!" und als 3 Staatskapellmeister KARL ELMENDORFF Staatsoper München Festspielhans Bayreuth dirigiert Lohengrin am 2. und 4. August er gar erfährt, daß er sie zum Weibe erhalten soll, kennt sein Glück keine anderen Grenzen als die des Zweifels: „Wird sie mich wollen? Wird sie nicht finden, daß ich' häßlich bin? Und wenn sie nein sagt, wenn sie mich verschmäht?'4 In seiner Demut denkt er nur an die eigene Unwürdigkeit, und seine Reinheit würde es auch nicht erfassen, was es mit dieser schönen Marta auf sich hat: daß sie seit ihrer Kindheit in den Klauen < eines Wolfes war, daß er sie jahrelang durch alle Pfützen des-Lasters schleifte, sie sich hörig und zur Dirne machte, um sie nun, nachdem er ihren Leib mißbrauchte, auch noch ihre Seele zu schänden, sie als Kaufpreis fortzugeben, zu verkuppeln, denn „Es geht ihm schlecht, dem Herrn Sebastiano, der große Herr hat Schulden, er kann nicht aus noch ein. Die Pfändung droht. In alle Winde fliegt das Gut, wenn er nicht Hilfe schafft. Die Hilfe bringt ihm denn — — ein reiches Mädchen. Die aber kriegt er nicht, solang er nicht die bösen Zungen hier zum Schweigen bringt. Die Sach mit Marta muß ein Ende haben." Doch es soll nur zum Schein ein Ende haben, und da ist dem Herrn der ahnungslose Träumer Pedro gerade der rechte, 4 Intendant HERMANN MERZ führt die Gesamtregie denn Sebastiano gedenkt sein wüstes Treiben mit Marta auch als Pedros Frau fortzusetzen, und als Marta sich entsetzt von dem aufgezwungenen Manne abwendet, weil sie eine gekaufte ^Kreatur in ihm vermutet, sagt Sebastiano mit teuflischer Freude: „So ist es recht; würd ich die Heirat dulden, wenn er dir gefiele ?" Der solchen abgründigen Schlechtigkeiten gegenüber zunächst rat- und hilflose Pedro findet dann aber schnell seine Besonnenheit wieder; er weiß nun, wen er vor sich hat und daß es ohne Kampf nicht geht. Nicht zu leugnen, endet dieser Kampf mit der Tötung eines Menschen, und daß der Töter nach der Tat noch Zeugen herbeiholt, ihnen triumphierend zurüft: „Lacht doch, lacht! Nun ist es Zeit zum Lachen!" und dann ungehindert mit Marta von-dannen ziehen darf, kann vielleicht den ernsthaft verstimmen, der sich an die nackte Tatsache hält, daß sich ein Mensch aus eigener Machtvollkommenheit zum Richter und Rächer, vor allem aber zum Herrn über das Leben eines Mitmenschen gemacht hat. Aber dieses peinliche Gefühl besteht nicht mehr, ja, es kommt garnicht erst auf, wenn der Gestalter des Pedro um diesen vom ersten Augenblick an die Atmosphäre einer Naturgewalt zu schaffen vermag, die herniederbricht wie zündendes Wetter, für das menschliche Rechte und Gesetzmäßigkeiten nicht bestehen. 5 KARL TUTEIN Kapellmeister der Staatsoper München dirigiert am 28. und 30. Juli Tiefland, am 7. August Lohengrin Tatsächlich bricht Pedro aus seinen reinen Höhen herab ins dumpfe Tiefland wie ein Firnenwind, und es strahlt gleichzeitig soviel starke Sonne von ihm aus, daß diesem erdhaften Jüngling noch immer nun seit fast drei Jahrzehnten die Herzen der Menschen zuflogen, weil sie sich dieser Fülle von Jungsein,. Reinsein, Starksein, Schönsein nicht zu entziehen vermochten. Gleich die erste Begegnung mit Pedro läßt uns seine innere Stärke erkennen. Auf des Hirten Nando Frage, ob ihm die* große Einsamkeit nicht schrecklich sei, gibt er zur Antwort: ,,Ach, herrlich ist sie mir! Ich träum des Nachts und träum des Tags und fühl mich glücklich. Gibt's ein andres Glück ?" Diese stolze Zufriedenheit ist Harmonie mit dem Unendlichen,, und sie hat nichts von dem Abgefundensein abendlicher Seelen. Was Pedro droben so glücklich sein läßt trotz seiner Jugend ist die tiefe Naturverbundenheit, das ständige Berührtsein von den. .Wundern. Wir finden diese seelische Haltung manchmal noch bei einsam und fern der Welt lebenden Landleuten, die „ihr Sach allein auf Gott gestellt" haben, weil seine Größe sie jeden Augenblick umgibt und zu ihnen spricht, daß sie die eigene Ohnmacht als immerwährende und höchst beglückende Kind-schaf't empfinden. Nicht ohne das Gefühl eigener Armut lau- 6 Kammersängerin LOTTE LEHMANN Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, singt in allen Vorstellungen von Lohengrin die Elsa sehen wir auch, wie dieser Pedro zu seinem Gott betet, für wen er betet, um was er ihn bittet, und aus solcher Herzensreinheit keimen dann die Wünsche um das Weib, das er als ein Geschenk aus Gottes Händen zu nehmen gedenkt. Dieses Weib umkleidet er in seinen Träumen mit allen Heimlichkeiten und Köstlichkeiten der eigenen Seele, und es birgt einen tiefen Sinn, daß es jene Marta ist, die dem Hirten zufällt: die zwar arg verheerte, aber im Kern doch unversehrt gebliebene Macu-lata, der er Retter und Erlöser wird, die er durch seine .Wahl wieder reinigt und heiligt. Und wie Pedro am Traualtar kein „Stutzer" sein mag, vielmehr in seiner schäbigen Jacke der bleiben, der er immer war, der einfache Hirte, so tritt er auch der unglücklichen, seelisch völlig durcheinandergebrachten Marta nach der Hochzeit gegenüber. Er weiß, wie man sich erst allmählich und durch Geduld, Güte und Milde das Vertrauen und die Liebe der Tiere erwirbt, deshalb pocht Pedro keineswegs auf sein Gattenrecht; in ergreifender Güte naht er sich ihr, und es ist überaus rührend, zu sehen, wie er ihr mit den gleichen Methoden beizukommen versucht, die er so oft bei seiner Herde mit Erfolg erprobt hat. Und wirklich gleitet die anfangs widerstrebende Marta zu ihm hin. Sie, die lieblos der Liebe Preisgegebene, erfährt zum ersten Male ihre süßen und zugleich wehen Zauber: aber in dem 7 Kammersänger FKITZ WOLFF Staatsoper Berlin u. Festspielhaus Bayreuth, singt den Pedro in Tiefland am 30. Juli Und den Lohengrin am 2. August Maße, wie das geschieht und sie erkennt, daß Pedro ohne Falsch und Vorbehalte ist: ,,Mein Glück nahm ich in beide Hände. Ich will es halten, will es pflegen ein ganzes langes Leben lang. Auf Erden lieb ich nichts als dich allein, und eine Sorge hab ich nur: Dir Glück zu bringen, dir Glück zu schaffen," da wird ihr beim heimlichen Besuch Sebastianos, der es noch in der Hochzeitsnacht wagt, Martas Kammer zu betreten, das volle Maß ihrer Unwürdigkeit bewußt, und in unendlicher Schwermut und Verlassenheit unterwirft sie sich gleich Pedro der ewigen Gewalt: ,,0 großer Gott, wie schrecklich ist dein Strafgericht!" Doch seit dieser Stunde hat sich in dem gedemütigten und vergewaltigten Herzen eine Wandlung vollzogen: Marta wird von nun an dem brutalen Sebastiano trotzen mit der Kraft ihrer Liebe zu Pedro: ihm wird sie alles beichten und ihre Seele befreien. Diese neue Kraft in ihr ist es, mit der sie dann den vorübergehend Erlahmenden, der in den üblen Ausdünstungen klein und schlecht gewordener Tieflandmenschen zu ersticken droht, neu belebt und zur befreienden Tat anfeuert. Die Saat der Liebe, die Pedro in ihre Seele gelegt, geht machtvoll auf. In die Berge will er deshalb mit Marta zurück, in 8 Oberingenieur -Apparate und Einzelteile kauft man am vorteilhaftesten beim Fachmann General - Vertreter der LUMOPHON -WERKE, NÜRNBERG J.WiEGEL DANZIG, Kohlenmarkt 8, Tel. 22706 m SparHasse der Slam zoppoi Haupt-Geschäftsstelle im Rathaus Wechselstuben am Bahnhof u. im Kurhaus Bestmöglichste Verzinsung von Spar-und Giroeinlagen Ausführung aller Geldgeschäfte u. a. 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Doch da bricht der Wolf aufs neue mit höchster Bedrohung in Pedros Besitz. Noch muß er es ertragen, daß sein Weib in schändlichster Weise seelisch mißhandelt wird. Es gibt auf der Bühne eine der peinvollsten Szenen, die die Opernliteratur kennt, wenn das arme, zerquälte Geschöpf auf Befehl seines Henkers sich im Tanze — nicht schwingt, sondern windet, windet in Qualen, die starke Anforderungen an die Nerven der Zuschauer stellen. Pedro ist sich über die Gefährlichkeit des Wolfes Sebastiano keinen Augenblick im Unklaren mehr. Er hat deshalb eine neue Begegnung mit ihm vermeiden, hat mit seinem Weibe in die Berge fliehen wollen. Als er aber erkannt hat, daß dies kein Mensch ist, vor dem das„menschliche Recht und das menschliche Kammersänger GOTTHELF PISTOR Festspielhaus Bayreuth singt den Pedro in Tiefland am 28. Juli und den Lohengrin am 4. und 7. August Sittengesetz Geltung haben, muß er Sebastiano behandeln wie einen Wolf: er muß ihn erlegen. Und wieder wie in den Bergen stellt er ihn. Noch das Messer tut er fort; der Kampf mit der Faust soll entscheiden. Als aber der Wolf nach diesem Messer greift, muß Pedro entscheidend handeln. So stirbt Sebastiano; unter Pedros mächtigen Pranken haucht er sein schlechtes Leben aus. Das Volk aber steht um seine Leiche. Kein Vorwurf, keine Anklage gegen den Täter wird laut, und selbst der neunzigjährige Tommaso, der mit diesem Dasein abgeschlossen hat, erkennt mit Augen, die schon halb nach dem Jenseits schauen, die Tat als „des Himmels Strafe" an. Zweimal hat der junge Pedro einen Wolf erwürgt. Zweimal tat er es mit Einsatz seines Lebens für ein anderes Leben; das eine Mal für das leibliche des ihm anvertrauten Lammes, das andere Mal für das seelische seines Weibes. Und wenn dann dieser bettelarme Hirte als Sieger über den satanistischen Machthaber wieder in seine Berge zieht, so weitet sich das Bild dieses Triumphzuges zum Sinnbild des siegreichen Lichts über die Dunkelheit, läßt den Armen wieder an eine waltende Gerechtigkeit glauben und ihn hoffen, daß, wie hart auch sein Daseinsweg durch Düsternis führen möge, dennoch die ewige Leuchte irgendwo thront. 1S Kammersängerin MARG. ARNDT-OBER Staatsoper Berlin singt die Ortrud in Lohengrin am 2. und 7. August Gemeinsames und Unterschiedliches in „Lohengrin" und „Tiefland". Gedanken zu den ZOPPOTER WALDFESTSPIELEN von Dr. WaltherTaube. Mit der Wahl von Eugen d'Albert's „Tiefland" neben Richard Wagner's „Lohengrin" verläßt die Leitung der Zop-poter Waldfestspiele die seit den letzten Jahren fast ausschließlich betonte Pflege der Werke des Bayreuther Meisters. „Romantisch" und „modern" betonte Kunst werden allzeit in beiden Lagern leidenschaftliche Verfechter finden; mögen die Grenzen mitunter auch fließend sein: sie quellen aus weltanschaulich entgegengesetzten Tiefen! Es soll versucht werden, diese Behauptung durch schlichtes Herausstellen des Gemeinsamen und Unterschiedlichen in den beiden Werken zu rechtfertigen. * Bei Wagner und d'Albert treten zunächst Hochland und Tiefland in Beziehung zueinander. Im „Lohengrin" beginnt die 13 Kammersänger GEORGES BAKLANOFF singt in allen Aufführungen von Tiefland den Sebastiano Handlung in den Niederungen am Ufer der Scheide: Not, „Verwirrung, wilde Fehde", führen den Städtegründer aus sächsischem Geblüt zur Gerichtseiche. Die schwere Klage des Brudermordes wird gegen Elsa von Brabant erhoben. Da erscheint ihr ein im Traum vorhergeschauter Ritter aus „fernem Land", vom „Mont-salvat" — dem Hochland — als Retter. Nehmen wir das alles zunächst als „Bilder". — Bei d'Albert beginnt das Vorspiel im „Hochland".*) Zu-*) Ein Bild, das den Spielleiter einer Waldbühne vor eine schwierige Aufgabe stellt! fällig ist es auch im Lande Spanien. Eine felsige Halde in den Pyrenäen, eine einfache Sennhütte, alles im Frühnebel versponnen. Auch hier leitet Not die Handlung ein. Aber nicht Landes- und Volksnot, Seelenqual durch ungerechte Anklage wie bei Elsa. Es ist die persönliche Not des sich aus Einsamkeit und Jugendkraft zum Weibe sehnenden Menschenherzens, das von Gott das „Glück" erbetet. Vergleichen wir die beiden Traumerzählungen, so ergeben sich schon tiefere Auffassungsgegensätze. Auch Elsa kennt die Not der „einsam trüben Tage", „ergießt des Herzens tiefstes Klagen zu Gott im Gebet", erhofft in felsenfestem Glauben Gerechtigkeit und Hilfe vom Höchsten — um der Wahrheit (willen! Nur zu diesem Werke ersehnt sie den Helden mit 14 Städtische Waldoper Zoppot Festspiele 1932 D'Albert-Gedenkfeier TIEFLAND Musikdrama in 1 Vorspiel und 2 Aufzügen Text nach A. Guimera von Rudolph Lothar Musik von Eugen d'Albert * Allfführungstage: Donnerstag, den 28. Juli 1932 Sonnabend, den 30. Juli 1932 Deutsche Buch-Gemeinschaft Danzig G. m. b. H. Stadtgraben 8 Billige Halblederbände erster Autoren - Monatlich eine reichillustrierte wertvolle Zeitschrift - Vorzugspreise für Scala/ Stadttheater, Konzert, Lichtspielhäuser, Vorträge, Dampferfahrten, Pferderennen usw. - Informieren Sie sich rc. sofort unverbindlidi über die Deutsche Buch-Gemeinschaft 15 GEDÄCHTNISFEIER FÜR EUGEN d'ALBERT TIEFLAND Musikdrama in 1 Vorspiel und 2 Aufzügen TEXT NACH A. GUIMERA VON RUDOLPH LOTHAR MUSIK VON EUGEN d'ALBERT Dirigent: Karl Tutein, Kapellmeister der Staatsoper München Regie Intendant Hermann Merz. Sebastiano, ein reicher Grundbesitzer Pedro, ein Hirte Tommaso, der Älteste der Gemeinde Marta Nuri Pepa Antonia Rosalia Moruecio, Mühlknecht Nando, ein Hirte Der Pfarrer Ein Bauer Q Personen : Kammersänger Georges Baklanoff, singt am 28. und 30. Juli Kammersänger Gotthelf Pistor, Festspielhaus Bayreuth, singt am 28. Juli Kammersänger Fritz Wolff, Festspielhaus Bayreuth, singt am 30. Juli Kammersänger Ludwig Hofmann, Staatsoper Berlin, singt am 28..Juli Kammersänger Adolph Scliöpflin, Staatsoper Karlsruhe, singt am 30. Juli Kammersängerin Gertrud Bindernagel, Städt. Oper Berlin, singt am 30. Juli Kammersängerin Elisabeth Olims, Festspielhaus Bayreuth, singt am 28. Juli Kammersängerin Else Blank, Staatsoper Karlsruhe, singt am 28. und 30. Juli Gertrud Geyersbaeb, Staatsoper Dresden, singt am 28. und 30. Juli El friede Haberkorn, Staatsöper Karlsruhe, singt am 28. und 30: Juli Carla Raslag-Sarten, Danzig, singt an^ 28. und 30., Juli Witold d'An tone, Stadttheater Danzig, singt am 28. und 30. Juli Fritzkurt Weimer, Stadttheater Danzig, singt am 28. und 30. Juli Georg Härder, Stadttheater Danzig Artur Schwarz, Stadttheater Danzig. Größere Pause nach dem 1. Aufzug. Anfang 20 Uhr Ende naeli 22% Uhr. 16 Orchester : Banziger Stadttheater-Orchester, verstärkt durch Künstler aus den ersten Opernhäusern Deutschlands, insgesamt 110 Musiker. I. Konzertmeister: Georg Kniestädt, Staatskapelle Berlin. Chor: Chorleiter: A. Zelasny 300 Mitwirkende aus Zoppot und Danzig Führer der Chöre: Opernsänger Walter Feucht, Emil Schroers, Emil Schüler, Artur Schwarz Bühnenbild : Entwürfe: Etta und Hermann Merz Bauliche Ausgestaltung: Architekt Willy Hoffmann MusikalischeBühnenassistenz: Kapellmeister Werner Goebel, Danzig Kapellmeister Emil Reiser, Staatskapelle Schwerin Paul Zelasny jr. B ii Ii n e n a s s i s t e n t e 11: Opernsänger Kurt Eichmann, Danzig Opernsänger Georg Härder, Stadttheater Danzig Opernsänger Emil Schüler, Stadttheater Danzig Malerische Arbeiten: Theatermaler Walter Loch, Stadttheater Danzig Beleuchtung: Beleuchtungsinspektor Zöllner, Eschner und 8 Gehilfen vom Elektrizitätswerk Zoppot --- Requisiten: Städt. Theätermeister Lenz Bühnen Werkmeister: Heinrich Joujan. Preise 1. Platz . . 2. Platz . . 3. Platz . . der 4. Platz D.G. D.G. D.G. D.G. D.G. Stehplatz .... 3.— D. G. An der Abendkasse wird ein Zuschlag erhoben von 50 P für die 12.—, 10,— und 8.— Guldenplätze, 25 P für die 7.— und 5.— Gulden- und die Stehplätze. Dieser Zuschlag wird bei etwaiger Rückzahlung nicht erstattet. Im übrigen siehe Text der Eintrittskarte. Plätze: . 12-. 10-. 8.— U= . 3.- Vorverkauf in Zoppot von 8 bis 19 Uhr ununterbrochen bei R. Kiesslich (Ziemssens Buchhandlung), am Markt 12, Telefon 512 25. Vorverkauf in Langfuhr von 8 bis 18 Uhr ununterbrochen bei Franz Arndt, Papierhandlung, Hauptstraße 106, Telefon 41483. Vorverkauf in Danzig von 8 bis 18 Uhr ununterbrochen bei Hermann Lau, Musikalienhandlung, Langgasse 71, Telefon 234 20. Der Vorverkauf schließt an den Aufführungstagen in Danzig und Langfuhr um 13 Uhr, in Zoppot um 18 Uhr. Abendkasse: Von 19 Uhr an vor dem Festplatz. Der Festplatz wird um 19 Uhr geöffnet* Absage einer Vorstellung siehe Text der Eintrittskarte. Das Rauchen auf dein Festspielplatz ist strengstens untersagt! 18 Kammersängerin ELISABETH OHMS Festspielhaus Bayreuth singt die Marta in Tiefland am 28. Juli „züchtigem Gebaliren'c. — Pedro hingegen erblickt im See von Koccabruna zunächst die verführerische Felsenhexe, dann in einem zweifellos genialen Bilde die Muttergottes, die ihm sagt, daß Gott ihm „Weib und Glück bescheren will". In Erwartung dieses höchst persönlichen „Glücks''erlebnisses ist er ganz verzückt, und es bedarf erst der offenbar mit dem eigenen Leben d'Albert's in Beziehung stehenden Worte des Nando: „Du glaubst am Ende,Weib und Glück sind eins? Ich aber sage Dir, daß zwischen beiden Ein Stückchen Himmel und die ganze Hölle liegt. Das wirst Du auch noch lernen — dessen sei gewiß! —" Und weiter: Während bei Elsa erdentsagender Glaube sich durchringt, steckt Pedro noch durchaus im Aber - glauben: „Aus welcher Gegend sie wohl kommen wird? — Paß auf: Da leg' ich einen Stein auf meine Schleuder und schwinge sie im Kreis. Die Augen hab' ich zu. Wohin der Stein jetzt fällt, das ist der Weg, den sie wohl kommen wird . . Gewiß — ein hübsches Liebesorakel und Margarete im FAUST tut's auch feum Zeitvertreib . . . aber es ist doch eine ganz flache Auffassung, die dahinter steckt! Hier kommt dem Pedro nun die „Rettung" aus dem Tiefland. Berechnung und Falschheit steigen mit Sebastiano in die reinen Höhen. Wohl hört Pedro die Warnungen Nandos, wohl kennt er 19 Kammersänger LUDWIG HOFMANN Staatsoper Berlin und Metropolitan Opera House Newyork singt am 28. Juli denTommaso in Tiefland und am 2. und 7. August den König in Lohengrin den „Wolf" — — doch die Erfüllung seiner persönlichen Wünsche läßt ihn das Hochland, die lichten Matten und den „braven Hund" verlassen . . . Die eigentliche Haupthandlung im „Tiefland" wird nun auch' das Verhältnis zweier Menschen zueinander, das zur tiefsten Vertrauensfrage führt. Läßt sich hierin noch etwas Gemeinsames erblicken, so tritt das Unterschiedliche jedoch in immer klarerer Form hervor, sowie wir in die Hintergründe der Handlung hineinleuchten. Welch ein Gegensatz zwischen Marta und Elsa! — Gewiß: Martas Geschick ist tragisch zu nennen: „Ich weiß nicht, wer mein Vater war . . . . . . Die Mutter bettelte in Barcelona. In Sonnenbrand und Schnee und Regen Stand ich mit ihr, der blinden Frau, Vor Kirchentüren und an Straßenecken ..." Dumpf ahnt sie ein über ihrem Leben waltendes strafendes Geschick, den Gott, der — uns ewig unbegreiflich! — Weltenschuld heimsucht. Doch zum Tode war sie „zu schwach und feig." Mit dem Lebens- und Glückshunger der sozial Entrechteten war sie einst Sebastiano hörig geworden, ohne zum wahren LWeib- und Mensch tum erwacht zu sein. 20 •- Kammersängerin ELSE BLANK Staatsoper Karlsruhe singt die Nuri in Tiefland am 28. und 30. Juli und den 1. Edelknaben in Lohengrin am 2., 4. und 7. August Doch auch gleich Pedro — seien wir ehrlich! — sucht sie zunächst nur das Ihre! Ob im Gefühl ihrer Schuld, ihrer Schwachheit, ihrer Blindheit für entsagende Liebe — — wie dem auch sei: sie lehnt den ,,Tölpel" ab und „will ihn nicht sehn". Erst bei Pedros Erzählung von dem im Kampf mit dem Wolf hart verdienten ,,Bluttaler" beginnt ein Gefühl von Teilnahme, vielleicht schon Mitleid mit dem „armen" Hirten aufzukeimen; doch noch ist das Vertrauen fern und sie kann lügen: . . das Licht in meiner Kammer, Ich hab' es selbst entzündet." Bei Elsa hingegen — mögen auch die Voraussetzungen ganz andere sein! — tritt uns doch zunächst das naiv Hingebungsvolle entgegen: ,,Mein Held — mein Retter! Nimm mich, hin! Dir geb' ich alles, was ich bin ..." — Wie kommt es nun aber zur Tragik bei Elsa? — Hören wir des Meisters Worte (Ges. Schriften): ,,Lohengrin sucht das Weib, das an ihn glaubte, das nicht früge, wer er sei und woher er komme, sondern ihn liebte, wie er sei und weil er so sei, wie e'r ihm erschiene. Er mußte deshalb seine höhere Natur verbergen, denn gerade eben in der . . . Nichtoffenbarung dieses . . erhöhten Wesens konnte ihm die einzige Gewähr liegen, daß er nicht um dieses Wesens willen nur bewundert und angestaunt, oder 21 Kammersänger HERBERT JANSSEN Staatsoper Berlin, Covent Garden London nnd Festspielhaus Bayreuth, singt den Telramund in Lohen-grin am 2. und 7. August ihm — als einem Unverstandenen — anbetungsvoll . . gehuldigt würde — wo es ihn aus seiner Einsamkeit erlösen, seine Sehnsucht stillen konnte, — nach L ie b e, nach Geliebtsein, nach Verstandensein durch die Liebe, verlangte." Aus Liebe und Mitleid — im Gegensatz zu Pedro! — verläßt Lohengrin das „Hochland", wo die Gralsburg schimmert, um für die verfolgte Unschuld Elsas einzutreten. Um dieser Liebe willen verlangt er aber — wie Gott von uns allen! — Glauben und Vertrauen. — Elsas ,,Schuld'' liegt aber nun nicht, wie viele meinen, nur in ihrer weiblichen Schwäche oder Neugier. Gewiß: alles Glück der Erde sollte stumm genossen werden, im „Wissen" um etwas stirbt das „Gefühl" der, „Unbefangenheit" ab und wir verstehen die Kassandraklage: „Nur der Irrtum ist das Leben, Und das Wissen ist der Tod." Es ist, anders betrachtet, die Eckhard-Mahnung: „Verplaudern istschädlich, verschweigen ist gut!" Auch die Sage vom Schatzgräber, der den Goldhort schweigend heben soll und das Orpheus-Motiv gehören hierher, wenn man diese kleine Abschweifung in die Zaubergrotten der deutschen Sagenwelt der Sache zugut rechnen will. 22 Curt Genseh, Buchhandlung Telefon 51375 ZOßßOt Seestraße 29 unterhält ein großes Lager aus allen Zweigen der Literatur; nicht am Lager befindliches wird schnellstens besorgt Moderne Leihbibliothek I " ' no zoppot | Staatlich konzessioniert | Freie Stadt Danzig | Roulette * Baccara 1 Das ganze Jahr geöffnet! Ü Auskunft: H Berlin: „Promenaden-Kiosk", Tauentzien-, Ecke s Nürnberger Strafte. Tel. B. 4. Bävaria 6526. == Zoppot: Verkehrsbüro Kasino Zoppot. 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Wie soll sie dem Höchsten, das sie nun empfindet, einen „Namen" geben? Statt im reinen Gefühl selig zu sein, läßt sie die von Ortrud beschworenen Geister der kalten Ueberlegung und der Erkenntnis — war es nicht einst so im Paradiese?! — über die Schwelle! Lohengrin gibt sich „fraglos" dem Zauber der süßen Düfte hin, der Mensch dagegen — und gar erst der heutige!! — muß alles „wissen" und „ergründen"! — Doch so intellektuell verbogen wie Unzählige unserer „armen" Zeitgenossen ist Elsa nicht, ihr Fragen ruht auf dem Grunde der Liebe! Darum möchte auch sie etwas für ihren Helden tun: ,,Ach — könnt ich Deiner wert erscheinen . . . ... Könnt ein Verdienst mich Dir vereinen, Dürft' ich in Pein für Dich mich sehn!" Aus Liebe erwächst ihre tragische „Schuld": In zweifelnder Schwäche — durch das Verbergen der wahren Natur Lohengrins gereizt — verlangt sie schließlich Offenheit und Klarheit und — verliert ihn in dem Augenblicke, da nicht mehr der nur auf „Gefühl" beruhende Glaube ihr Sein und Wesen — auch über die Abgründe des Zweifels — trägt! 25 Kammersänger MAX ROTH Staatsoper u. Städtische Oper Berlin, singt den Telramund in Lohen -grin am 4. August Wir sehen: die Hintergründe im „Lohengrin" weisen in das Allgemein-Menschliche, Religiöse und lassen das ewige Land der Sehnsucht „unnahbar" unseren Schritten aufleuchten. Auch Marta erlebt ein „Wunder" in der Kirche: „Mir war es in der Kirche, als sprach zu mir Ein Bote aus der Höh': Das ist dein Mann Dein Schutz und Stab, er wird dich retten ..." Auch sie macht die innere Wandlung zur Wahrhaftigkeit durch und ahnt, was Elsa durch Gottes Gnade zuteil wird, - „Nichts wäscht mich rein von Schuld und Sühne Als nur mein Tod". Aber dieser ersehnte Tod ist auch noch „ich"-betont und hat nichts mit der Todesauffassung der Wagner'schen Dramen gemein, wo der „Opfer"- oder „Liebestod" (Senta, Elisabeth, Walküre, Isolde!) weltüberwindend die Gefilde einer höheren, reinen Welt erkämpft, um dort höchstes „Glück" und Vollkommenheit zu finden! Man beachte, daß Marta „das Leben zur Last", daß ihr leidenschaftliches spanisches Blut im Tode durch die Hand des Pedro, von dessen erdfrischer wahrer Liebesglut nun auch ihr Herz ki Erkenntnis eines neuen Erlebens entzündet ist, schmerz-wollüstige Wonne empfinden würde 26 i Kammersänger ADOLPH SCHÖPFLIN Staatsoper Karlsruhe, singt am 30. Juli denTommaso in Tiefland, am 4. August den König in. Lohengrin und am 2. und 7. August deik Heerrufer in Lohengrin Ein ganz anderer Hintergrund — nicht wahr ? Von. allem Bankwerk der Nebenhandlung abgesehn stehen uns im Ausklang der d'Albert'schen Oper zwei zur Erkenntnis, ihres Menschenwertes gelangte und um ihr Liebesglück kämpfende Helden gegenüber. Marta: „Ich kämpf um meine Liebe, um Pedro kämpf ich,. Ich kämpfe um mein Glück! Die Marta, die Du kanntest, ist verschwunden. Hier steht ein Weib, bereit zum Tode Um ihrer Liebe willen." Und Pedro: ,,Ich bin nicht mehr der Tölpel, den Du Dir Von Roccabruna holen wolltest. Ich bin Dein Knecht nicht mehr, Wir beide stehn jetzt gleich. Mann gegen Mann!" So erwürgt der zum Mann gereifte Tor den „Wolf" und trägt die zum vollen Weibtum Erwachte zu neuem Liebes- und Lebensglück in die reine Luft des Hochlandes. So klingt „Tiefland" in dem Hohenlied menschlicher Liebe,, die auf Erden ihre Krönung findet, aus. — Farbenprächtige, von südlicher Glut durchleuchtete Bilder; bestrickende Musik, die-gemeinsam mit „Lohengrin" auch so etwas wie Themata und 27 GERTRUD GEYERSBACH Opernhaus Breslau, singt am 28. und 30. Juli die Peppa in Tiefland „Motive" (Hirtenmotiv!) zu verwenden scheint. Und dennoch: Weltanschaulich und künstlerisch grundverschieden! — * Die Lösung im „Lohengrin" ist wesentlich anders. Es handelt sich nicht um menschliches, irdisches „Glück" und «seine Erfüllung, sondern zwei Liebesarten, „himmlische" und „irdische" stehen in Wechselwirkung. Darin liegt zugleich im Gegensatz zu „Tiefland" die tiefe deutsch empfundene Zwiespältigkeit („Problematik") des Geschehens. Wagner erkannte das selbst, wie aus einem Briefe .an Roeckel (1854) hervorgeht: „. . . Mein „Lohengrin" bezeichnet die tiefste tragische Situation der Gegenwart, ...'das Verlangen, aus der geistigsten Höhe in die Tiefe der Liebe, die Sehnsucht, welche di,e frnoderne Wirklichkeit eben noch nicht erfüllen kann!" — Nur in einer Wiedergeburt, schreibt er 1860 -an Mathilde Wesendonk, „würde Elsa . . . bis zu Lohengrin liinanr eichen." Theosophisch gewertet wäre Elsa die sehnsüchtige Menschenseele, die. vom Gralsritter (dem Eingeweihten) emporgehobßn werden soll; sich, jedoch — da ihre himmlische Liebe zur irdischen wird — seiner nicht würdig erweist. Die Antike kannte «in Gleiches im Mythos der Semele, die durch den Wunsch, 28 FRITZKURT WEHNER Stadttheater Danzig singt den Nando in Tiefland am 28. und 30. Juli Jupiter (= das Göttliche) in seiner Majestät zu „begreifen"' (Verstand!), zugrunde geht. Einen Schritt weiter und wir hören^ die Gottesklage im Johannesevangelium: „Das Licht schien in die Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen!" — So ist der Hintergrund beim Tode Elsas ein wesentlich anderer, als er in „Tiefland" gedacht war. Erst in einer höheren, AVeit wird Elsa mit Lohengrin vereinigt werden, im „Hochland" jener Welt, deren Zinnen im „Holländer", „Tannhäuser "r „Ring" und „Parsifal" aufleuchten .... * So sahen wir, daß äußerlich „Tiefland" und „Lohengrin" vielleicht manches Gemeinsame aufweisen, innerlich jedoch Unterschiedliches erkennen lassen. Hier kam es bestenfalls zum „Glauben" zweier Menschen zueinander, dort aber handelt es sich — dem Pfingstwunder vergleichbar — um das Göttliche selbst, das in immer Wieder neuen Gestalten in die sinnlich gebundene Welt, ins „Tiefland" hinabsteigt und nichts als bedingungslose „Liebe" und das Größte — hingehendsten „Glauben" verlangt. Das ist „Romantik" im höheren Sinn des Wortes! Weniger die „mondbeglänzte Zaubernacht" als die glaubensstarke Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, die gerade für die Geschichte des deutschen Geisteslebens kennzeichnend ist! 29 CARLA RASLAG-SARTEN Stadttheater Danzig, singt in allen Vorstellungen von Tiefland die Rosalia „Tiefland" ist ein „modernes" Werk, das im Menschlichen beginnt und im Menschlichen endet, mag Tommaso auch noch so schöne Worte in seinen Bitten zu Gott finden. „Modernes" wird der großen Masse genehmer sein; das andere verlangt ein gedankliches Ringen, will man des Segens teilhaftig werden. „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn!" — Das „Romantische" aber, wie es der Meister von Bayreuth und die ihm nahestehenden Geister dem deutschen Volke vererbten, fließt aus den tiefsten Quellen unseres eigenen Wesens. * Möge sich unsere Zoppoter Waldoper als Hüterin kostbaren deutschen Kulturerbes in einem vom fremden Volkstum ständig bedrohten Gebiet der verantwortungsvollen Aufgabe deutscher Zukunft gegenüber bewußt bleiben! Möge sie im Rahmen des heiligen deutschen Waldes allzeit o O Werke fördern, die deutschem Mutterboden entsprossen sind. Um keiner „Kunstrichtung", um keiner „Partei" willen! Aber um des Kommenden willen: Der durch Not und seine Kunst in „Glaube" und „Liebe" geeinten Gemeinschaft des deutschen Volkes. — 30 ELEKTRIZITÄT ist die beste Helferin im Haushalt u. Gewerbe, darum: ELEKTRIZITÄT in jedem Gerät! Elektr. Gerate u. Leuchten in reicher Auswahl und zu billigsten Preisen. Bitte besuchen Sie unsere Ausstellungs-und Verkaufsräume, der Besuch verpflichtet zu keinem Kauf. Elektrizitätswerk Zoppot Aktiengesellschaft, Seestraße 26 A. miiiier vormals DANZIG / Jopengasse 8 Fernsprecher Nr. 283 82 Qualitäts-Drucksachen prompt und preiswert Vertreter-Besuch stets gern zu Diensten Ihn 32 Gas gehört in jeden Haushalt, darum fort mit dem schmu^igen Kohlenherd Gas spart Arbeit Gas ist sofort betriebsbereit, sparsam, sauber und bequem Gasgerät® liefern wir zur Miete oder auf Abzahlung. 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