Die Vogel weit des Ostseebades Zoppot Von Dr. Hans Lnttschwager-Zoppot. Herausgegeben vom Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Verein. DANZIG 1928. KOMMISSIONS - VERLAG VON R. FRIEDLÄNDER 4 SOHN IN BERUN NW. 6, KARLTTR. 11. Meiner lieben Frau Lotte gewidmet! Einteilung. Seite 2. Die Begrenzung des Gebietes und seine Erforschung . . . 3. Die geographische Lage des Geländes und seine Gliederung 4. Die Vogelwelt nach ihren Standorten behandelt..... 6. Systematische Behandlung der vorkommenden Arten 7. Liste der Vögel............. 8. Jahreszeitliche Unterschiede......... 9. Der Vogelzug an der Küste......... 10. Schluß............. Seite 1. Einleitung...................... 2. Die Begrenzung des Gebietes und seine Erforschung......7 3. Die geographische Lage des Geländes und seine Gliederung . . . 7 4. Die Vogelwelt nach ihren Standorten behandelt........9 5. Die wichtigsten Lebensbezirke.............. 6. Systematische Behandlung der vorkommenden Arten......22 7. Liste der Vögel...................73 8. Jahreszeitliche Unterschiede...............78 Ij 9. Der Vogelzug an der Küste...............82 Bf 10. Schluß............. D ............ Einleitung. Zoppots Name und Art ist längst weitbekannt. In frohen friedlichen Zeiten war es ein berühmter Badeort des Ostens, bekannt durch seine festlichen rauschenden Veranstaltungen, bekannt als vornehmer Vergnügungsort. Kein stilles abgelegenes Bad, sondern Reiseziel zahlloser Deutscher und Ausländer des Ostens, die ihre Sommerfrische nicht in Düneneinsamkeit und stiller Natur, sondern in gepflegter Umgebung verbringen wollten. Dann kam die Zeit der Kriegsnot und die Schwere der Nachkriegszeit. Losgerissen vom alten Vaterlande liegt Zoppot jetzt mit Danzig als deutscher Einschluß, aber freier Staat, im polnischen Gebiet. Nur Y2 Stunde liegt das Kurhaus von der polnischen Grenze entfernt. Geringer ist der Besuch der deutschen Brüder, groß der sommerliche Zuzug aus Süden und Osten. Auch dem Danziger sind durch Paß, Zoll und Geldnot sehr die Reisemöglichkeiten beschränkt. Da ist es gut, einmal zu untersuchen, was die Heimat noch bietet. Auch ist es gut für den Fachmann im alten Reich zu wissen, welche Tierwelt sich in Gegenden birgt, die ihm nicht mehr so selbstverständlich zugänglich sind wie früher. Aus diesen Gedankengängen heraus sind die folgenden Blätter geschrieben. Meine Beobachtungen erstrecken sich über die Zeit vom Frühling 1921—1928. Eine kürzere oder längere zusammenfassende Schilderung der Vogelwelt liegt bisher nicht vor. Die folgende soll ein weiterer Beitrag zur Tiergeographie des Danziger Gebietes sein. Der Wert derartiger Lokalfaunen ist wichtiger als man gemeinhin denkt; denn auf ihnen muß man aufbauen, wenn man größere tiergeographische Arbeiten schaffen will. Auch die Ökologie, die Lehre von dem Tier und seiner Umgebung, seinem Wohnort, kann ohne sie nicht arbeiten. Außerdem müßten diese zusammenfassenden Arbeiten überall dort geschaffen werden, wo die sich ausdehnende Großstadt in vielleicht kurzer Zeit manche Eigenart vernichten wird und Gleichmäßigkeit eintreten muß. Die späteren Geschlechter werden hoffentlich durch das Studium der jetzigen, dann ebenfalls alten Arbeiten, auch ihren Nutzen für die Erforschung der Faunenänderung haben. Die Begrenzung des Gebietes und seine Erforschung. Die „Zoppoter" Vogelwelt kann nicht nur die Stadt Zoppot im engsten Sinne umfassen, dies ließe sich bei der eigenartigen Anlage als Badeort schlecht rechtfertigen; denn ganze Straßenzüge und viele Landhäuser reichen heute bis in die Waldtäler hinein, andere stehen am Höhenrande oberhalb des Nordparkes. Das Gebiet soll deshalb so begrenzt werden, daß ,es vom Grenzfließ im Norden am Menzelweg anfängt, über die Landstraße nach Klein-Katz (polnisch Maty Kack) geht, dann den Waldanfang der Höhe etwa bis zum Anfang der Gemeinde Oliva umfaßt, das Schmierauer Tal mitnimmt, von hier aus mit Einschluß der moorigen Wiesen und Rieselfelder zum Strande in die Nähe Glettkaus führt. Mag sich dies auch nicht immer mit den Stadtgrenzen decken, so ist es doch das Gelände, das im Bereich der Spaziergänge der Zoppoter Einwohner und Besucher liegt. Gelegentliche Vergleiche mit der weiteren Umgebung sind natürlich notwendig. Uber die Zoppoter Vogelwelt sind in der Literatur bisher nur wenige Notizen gebracht worden. Der bekannte Danziger Prediger Böck machte zuerst einige Angaben, dann finden sich in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft und des Westpreußisch botanisch-zoologischen Vereins kurze Hinweise. Ein russischer Badegast schrieb 1898 über einige Beobachtungen. Im Anschluß hieran hat Prof. Fritz Braun einige Tatsachen veröffentlicht. Weitere Forschungen stellte Prof. Ibarth-Danzig an und einige literarische Bemerkungen finden sich dann noch aus der Feder Döbbricks und von mir. All diese Beobachtungen betreffen eigentlich nur eine Seltenheit, nämlich den Karmingimpel. Die geographische Lage des Geländes und seine Gliederung. Das Gelände liegt schon außerhalb des Weichseldeltas am Meer, dort, wo die „Höhe", d. h. der baltische Landrücken, an die See herantritt, so daß sich zwar ihm vorgelagert noch ein flacher Uferstreifen findet, der aber immer schmaler wird, bis er an der polnischen Grenze ganz verschwunden ist, und hier die Höhe als Steilküste an die See stößt. Die Stadt selbst liegt teilweise auf der Höhe. Die „Oberstadt" zieht sich an der alten Küstenlinie herab, die noch gut sichtbar ist, z. B. an der Haffnerstraße, 8 und dehnt sich dann als „Unterstadt" auf der verlandeten und vermoorten Wiesenfläche aus. Vor dieser liegt eine ganz niedrige junge Düne, die sich von hier am ganzen Strande ostwärts zieht und später ihre großartigen Erhöhungen in der frischen Nehrung findet. Die geographische Lage ist annähernd 18° 30' östlicher Länge, 54° 30' nördlicher Breite. Das Klima ist kurz zusammengefaßt so, daß wir einen spät und meist recht jäh einsetzenden Frühling haben. In den letzten Jahren hatten die Bäume (z. B. Linde, Buche) bis Ende April und Anfang Mai zwar große Blattknospen, aber erst etwa am 5., 6. Mai, nach Regen und Gewitter, brachen die Knospen auf. Ende Mai und Juni herrschen oft Nordwinde, die recht kühle Tage und Regen bringen. Der Juli und Anfang August bringt größere Hitze, Mitte August setzt gewöhnlich starker Regen ein, der auch längere Zeit andauern kann. Der Sommer kann .sehr milde durch den September und Oktober ausklingen. Die ersten Reiftage bringt der Oktober, den ersten stärkeren Frost das Novemberende und der Anfang Dezember. Der Ostwind bringt dann größere Kälte als der Nordwind, der ja von der See her weht. Der Winter ist in unserer geographischen Lage selten ununterbrochen, meist wechseln kalte Perioden mit wärmerem Tauwetter ab. Der kälteste Monat ist normalerweise der Februar. Dann macht sich auch die große Abkühlung der Ostsee bemerkbar, während das Wasser vorher noch immer wärmend einwirkte. Die schönen milden Vorfrühlingstage, wie man sie in West- und Mitteldeutschland kennt, fehlen uns dagegen. Das zeigt sich auch alles deutlich im späten Gesänge der Vögel. Wir stehen, kurz gesagt, stark unter dem Einfluß des Kontinalklimas, aber auch noch im Bereiche atlantischer Witterung. Die Nähe der See wärmt im Herbst und kühlt stark im Ausgang des Winters und im Frühling. Bäume, wie Linde, Ahorn, Birke, Ulme, Esche usw. sind rund 7 Monate unbelaubt 1 Nach der 1927 erschienenen Karte von E. Werth: Die Klima- und Vegetationsbezirke Deutschlands1) gehört unser Gebiet zu dem Baltischen Küstenkreis. Von diesem sagt Werth: „Er ist milder als das Hinterland: Das mittlere Jahresminimum schwankt zwischen — 16 und — 18°. Mittlere Januartemperatur liegt zwischen — 1 und — 3°. Die mittleren Julitemperaturen liegen auf der ganzen Strecke der Küste dicht um 17°." Die Apfelblüte tritt durchschnittlich kaum vor Mitte Mai ein. Die jährliche Regenmenge ist über 60 cm, am trockensten sind Winter und Vorfrühling. Die Stadt liegt so an der Danziger Bucht, daß der in Mitteleuropa so häufige West- und Nordwestwind nur Landwind ist. Von der offenen See kommt nur der Nordost herein, der dann größere Wellenbewegung verursacht. Im allgemeinen ist der Ort gegen starke Windbewegung geschützt, weil ihn im weitem Bogen nach dem Lande zu die baltischen Höhen umgeben. Auch dieses hat manchen Einfluß auf die Vogelwelt. Die geschützte Lage 1) „Klima- und Vegetationsgliederung in Deutschland" in, Mitteilungen der Biolog. Reichsanstalt f. Land- und Forstwirtschaft, Heft 33, Dezember 1927. der Bucht, die gegen die offene See durch die Halbinsel Heia abgetrennt ist, bewirkt, daß hier bereits die Winterherberge vieler Nordländer liegt. Der Gesamteindruck ist etwa der einer Gartenstadt. In jeder Straße stehen 2, häufig sogar 4 Reihen von Bäumen, dazu kommen noch breite Vorgärten. Abgesehen von einigen wenigen Straßen sind bei allen die Bürgersteige als Promenaden ungepflastert gehalten. Ein sehr großer Teil der Häuser liegt als Einzelhaus, als Villa, im Garten. Diese haben viele Nadelbäume, dazu recht stark verschnittene Zierbäume usw. Wir können also hiernach eine starke Zahl der „Parkvögel" erwarten. Außer dieser Parklandschaft sind als weitere Biotope, Lebensbezirke, zu nennen: Die großen Steinpaläste, Hotels, am Strande, die schnell fließenden Bäche, die nur wenige hundert Meter oberhalb der Mündung noch vollkommen den Eindruck von Bergbächen machen, die nassen Wiesen, die allerdings immer mehr zurückgedrängt werden. Die Erlenformation auf ihnen und an den Bächen, der große Strandpark, mit seinen abwechslungsreichen Beständen von lichten Gehölzen, trocknen Wiesen, nassen Flächen kleiner Erlenbüsche, den kleinen geschlossenen Fichten- und Kiefernbeständen, dazu der große Ödplatz des Rennplatzes, die davor liegende Heide, die Rieselfelder und der Strand mit seinen Dünen. Das Ganze umrahmt von einem hochstämmigen Walde, der teils aus Kiefern, teils aus Mischwald mannigfaltigster Art besteht. Es ist also ein abwechslungsreiches Gelände, das uns hier entgegentritt. Die Vogelwelt nach ihren Standorten behandelt. Überprüft man die Vogelwelt eines Gebietes, nimmt man also den Bestand, „die Vogelfauna" auf, so wird auch der Laie bald zu der Erkenntnis kommen, daß er nicht alle ihm irgendwie einmal bekannt gewordenen Arten auch in diesem Gebiet wiederfinden kann. Er wird manchen ihm vertrauten Freund, den er aus anderer Gegend kennt, hier bald vermissen und wird manchen neuen Vogel finden, den er sonst nicht sah. Der erste Grund für ein bestimmtes Tiervorkommen liegt in der Tiergeographie begründet, das heißt in dem Ausbreitungsbezirk, den jede Art auf unserer Erde hat, beeinflußt von Entstehungszentren, Klima, Erdgeschichte usw. Der zweite Grund ist in den Standortsverhältnissen zu suchen. Viele Arten sind auf ein ganz bestimmtes Gebiet beschränkt und kommen nur in diesem einen vor. Als Beispiel sei das Meer genannt, der Wald, die nasse Wiese, der trockene Feldraum. Man nennt diesen Standort ein Biotop. Die Vögel als geflügelte Tiere sind meist nicht auf einen bestimmten Biotop beschränkt, vor allem nicht in ihrer Nahrungssuche. Es gibt aber auch bei ihnen viele, die nur auf einem Biotop zu finden sind, vor allem nur dann zu längerem Aufenthalt, zur Brut schreiten, wenn hier ihre Lebensbedingungen erfüllt sind. Dies 10 sind neben den allgemeinen tiergeographischen Ausbreitungsgrenzen Bedingungen, die durch den Boden, den Pflanzenwuchs, die Sicherheit und Ruhe, die Nahrung, Belichtung usw. gegeben sind. Natürlich gibt es auch hier Lebenskünstler, die entweder ganze Arten umfassen oder auch nur Einzelwesen einer Art. Diese verstehen es, sich auch in ungünstige Lebensverhältnisse zu fügen und zu bleiben, auch die Brut hochzuziehen. Andere Scheue werden durch Eingriffe der Natur oder des Menschen so vergrämt, daß sie sich nicht mehr in ihrer alten Umgebung behaglich fühlen, daß sie dann an anderen Orten Biotope aufsuchen, die ihnen mehr zusagen. Die verschiedenen Jahreszeiten bewirken auch häufig Änderungen in dieser Allgemeinauffassung des Vogels. Ein Vogel, der zur Brutzeit sich ein bestimmtes Gebiet aussucht, streift vorher und nachher umher und wird dann an ganz anderen Orten oder Biotopen gefunden, wo man ihn nie vermutet hätte. Der Vogel- und auch der sonstige Tierreichtum einer Gegend ist demnach vor allem abhängig von der Zahl der verschiedenen Biotope, oder ganz allgemein von der Abwechslung, die die Landschaft bietet, vor allem dann, wenn ein Biotop von annehmbarer Größe mit einem anderen abwechselt, wenn z. B. in einem Park ein kleiner Bestand von einigen Dutzend Fichten mit einem Wäldchen von Kiefern wechselt und dazwischen vielleicht wieder eine größere Zahl von Erlen oder Strauchwerk stehen, ist reicheres Vogelleben zu erwarten, als wenn die vielleicht gleiche Zahl von Bäumen durcheinander gepflanzt sind. Man muß hiermit natürlich nicht den geschlossenen Mischwald verwechseln, der durch seine große Mannigfaltigkeit viel von dem stets eintönigen Nadelwalde voraus hat. Der Reichtum an Biotopen ist bedingend für den Reichtum an Vogelarten. Im Folgenden sollen diese Biotope zusammengefaßt dargestellt werden, mit den ihnen besonders eigentümlichen Arten. Hieran schließen sich dann die auch in anderen Biotopen vorkommenden Arten und sozusagen die „Allerweltsleute". Besondere Beachtung verdienen hierbei auch noch die verschiedenen Jahreszeiten. Sehr wichtig ist auch bei der Feststellung der Brutpaare eines Gebietes die Frage nach der vorhandenen Nahrungsmenge. Viele Gebiete können nur eine beschränkte Anzahl von Paaren der gleichen Art ernähren, daher das Streitigmachen der Brutreviere, die Kämpfe — vor allem der Männchen — untereinander. Bei manchen verwandten Arten wird auch der Konkurrenzkampf auf eine ganz andere Art ausgedehnt, hierzu müssen z. B. die Grasmücken gerechnet werden. Wenn also ein Lebensbezirk nur klein ist, wird er auch nur einer mehr oder weniger geringen Zahl von Brutpaaren Wohngelegenheit bieten. Die Beispiele hierfür sollen später angeführt werden. 11 Die wichtigsten Lebensbezirke. 1. Das Meer. Brutvögel fallen naturgemäß fort. Kein Vogel kann sein Nest auch nur am Meeresufer bauen, sondern muß zu diesem Zweck an den Strand gehen. Im Binnengewässer ist dieses anders, sobald etwas Pflanzenwuchs am Ufer Nistgelegenheit bietet, und sei es auch nur für eine schwimmende Brutstätte. (Beispiel: Taucher). An regelmäßigen „Jahresbesuchern" sind in Zoppot vorhanden: Lachmöwe und Sturmmöwe. Viele junge und unausgefärbte Tiere anderer Arten, wie Mantelmöwe und auch wohl Heringsmöwe, halten sich das ganze Jahr hindurch hier auf. Es werden aber wohl kaum immer dieselben sein; auch hier wird ein Abzug der einen und ein Nachrücken der anderen Tiere stattfinden. Im Sommer fischen viele alte Lachmöven auf der See. Diese dürften meistens von ihrer Brutstätte, dem Saspersee, herkommen. Zur Brutzeit, April bis Juni, sieht man deshalb auch am häufigsten diese Art. Im Frühjahr, etwa vom Mai ab, vor allem im Juli und August, überwiegt die Heringsmöwe. Zur Herbst- und Winterzeit sind neben diesen auch zahlreiche Sturmmöwen, vereinzelte Silber- und Mantelmöwen zu sehen. Keine Möwenart brütet bei uns am Strand. Abgesehen von den vom Saspersee herkommenden Lachmöwen sind bei uns alle Seemöwen entweder nicht brütende Jungvögel, oder solche Tiere, die an anderen Küsten ihr Brutgeschäft hinter sich haben oder überhaupt aus irgend einem Grunde nicht zur Brut schreiten. In der ersten Maihälfte treffen die Seeschwalben ein, die bei Zoppot an der Küste entlang süd- bzw. südostwärts ziehen. Im Sommer zeigen sie sich wenig. Erst nach der Brutzeit, etwa vom August ab, sieht man sie zahlreicher, anscheinend auf dem Zuge in umgekehrter Richtung. Beobachtet werden Fluß- wie Küstenseesäiwalben. Deren nächste Brutstätten liegen ebenfalls im Saspersee und bei Westl. Neufähr auf den „grünen Inseln". Der Herbstzug bringt seltene Gäste. So wurde im September auch schon die lanzettschwänzige Raubmöwe beobachtet. Am zahlreichsten sind die Möwenansammlungen Mitte August bis September. In dieser Zeit werfen stärkere Nordostwinde am ehesten Beute auf den Strand, so daß sich vor allem Sturm- und Heringsmöwe dann sehr zahlreich einfinden. Scharen von 50—100 Stück und mehr sind dann regelmäßig zu beobachten. Mit beginnender Streifzugzeit belebt sich die Seefläche sehr stark. Ungemein große Entenscharen aus mehreren 100 Stück bestehend, überfliegen die Fläche, fallen ein, tauchen und treiben sich umher. Auch bei den Enten wechseln die Arten etwas miteinander ab. Mit am ehesten, Ende September, sieht man die dunklen Trauer- und Samtenten, dann kommen Schell-, Berg-und Reiherenten.-^ Letztere sah ich stets am zahlreichsten im Januar, Schell-und Bergenten schon im Dezember. Die Arten halten im allgemeinen 12 zusammen, Männchen und Weibchen in annähernd gleicher Zahl, so weit sich dies durch das Fernglas ermitteln läßt. Die Zusammenstellung der Paare erfolgt erst im ausgehenden Winter. Im Februar sieht man viele Arten bereits gepaart. Die häufigste Ente ist zweifellos die Eisente. Die Fangergebnisse der Fischer auf dem Zoppoter und Danziger Fischmarkt zeigen dies auch klßf./ Als vereinzelte Schwimmenten kommen auch im» Winter die Stockenten vor. Hinzu kommen noch Große und Mittlere Säger, der Kleine Säger scheint die offene See weniger zu lieben. • In Zeiten, in denen man sie zahlreich in der Weichselmündung bei Neufähr sehen kann, sind sie bei uns doch garnicht zu finden. Dagegen halten sich vom Herbst ab einige Haubentaucher, wie Polar- und Nordseetaucher auf. Alle Taucher schwimmen allein, bis das Winterende die Paare zusammenführt. Größere Scharen all dieser Seevögel kommen herbei, wenn auf der nördlicheren Ostsee noch Eis liegt. Ebenso ist im Frühling bei uns die beste Beobachtungszeit, wenn die Buchten nordwärts noch unter starkem Eise liegen. (Siehe Wetterberichte!) Dann bleiben Eisenten, Säger u. a. in ihrem schönsten Hochzeitsstaat bis weit in den Mai hinein bei uns. Für den Binnenländer ist es merkwürdig zu beobachten, wie in einigen 100 Metern Entfernung noch Mauersegler, Rauch- und Uferschwalben über dem Meere ihrer Nahrung zur Brutzeit nachfliegen. Wenn man aber sieht, welche unendlichen Insektenscharen fortwährend vom Winde ins Meer verweht werden, dann versteht man die Nahrungssuche sofort. Uber die Höhe der Vernichtungsziffer, die das Meer für die Tierwelt aller Arten bedeutet, muß man immer wieder staunen. Unendliche Insektenscharen werden ins Meer geweht, spielerisch wird ein Teil wieder hinausgeworfen und wird hier eine gute Beute der Vogelwelt des Sandstrandes. Gewaltig können aber auch die Opfer aus der Vogelwelt sein, die in den Wogen zu Grunde gehen. Ich fand bei Wanderungen im Frühling alje paar Meter Reste von Feldlerchen, Singdrosseln, Strandläufern, Kiebitzen, Ringeltauben, Enten, Tauchern; gelegentliche Katastrophen, wie Eisnebel u. a. führen diese Verluste zur Zugzeit herbei. 2. Der Sandstrand. Unter diesem Lebensbezirk müssen wir die freien Sandflächen verstehen, die vom Wassersaum bis zum Gebüsch der Strandwege reichen. Wir haben hier an unserem Strande keine höheren Dünen, der Strand steigt nur ganz flach an. Er ist mit Strandhafer und -roggen und Salzmiere bewachsen. Sandbrutvögel kommen für das Gebiet bei dem starken Menschenverkehr kaum noch in Frage. Früher brütete hier zwischen Nordbad und polnischer Grenze der Flußregenpfeifer, in vielleicht zwei bis drei Paaren. Ob er sich jetzt noch einmal anzusiedeln wagt, ist zweifelhaft. Sonstige Sandbrüter sind nicht vorhanden. Der Zwergseeschwalbe ist es hier zu belebt, sie 13 zieht die etwas ruhigeren Stellen bei Weichselmünde vor. Möwen kommen als Brüter auch nicht in Frage. Zur Brutzeit suchen'aber viele Vögel hier am Wellensaume ihre Nahrung; genannt seien Nebelkrähe, Star, weiße Bachstelze, Gebirgsstelze (!), Haussperlinge. Zur Zugzeit, vor allem vom August ab, sind, unbekümmert um die Menschen, die zahlreichen Strandläufer, Charaktervögel, vor allem der Alpenstrandläufer, Sanderling, und Zwergstrandläufer. Besonders nach größerem Wellengange finden sie im Tang Nahrung genug, vor allem durch die sogenannten Strandflöhe (Orchestra und Talitrus) und andere kleine Krebschen. Vereinzelt ist auch der isländische Strandläufer unter ihnen. Etwas fern dem Badebetrieb, nach Glettkau zu, zeigt sich auch der eine.^ oder andere Austernfischer und Kiebitzregenpfeifer. Fluß- und Halsbandregenpfeifer sind ebenfalls regelmäßig zu sehen. Als Besonderheiten sind in den Dünen bisweilen einige Schneeammern zu finden und gelegentlich auch die Steinwälzer. Bemerkenswert ist, daß alle diese Strandläufer vom August ab bis in den November hinein sehr häufig sind, dann aber fortziehen. Im Frühling sieht man so gut wie keine Alpenstrandläufer an unserer ganzen Küste. Vielleicht wählen sie jetzt einen anderen Weg wie auf dem Herbstzuge. Dem Sandstrand als Brutgebiet sind gleichzusetzen die ausgewehten Sandmulden auf der Heidefläche zwischen den Rieselfeldern und Glettkau. Vor allem zeigt dies sofort der auch dort brütende Flußregenf>feifer. Die Durchzügler, die sonst am Meeressaum Nahrung finden, sind hier nur als „Uberflieger" anzusehen. Diese finden dagegen ebenso ergiebige Nahrungsquellen auf den Rieselfeldern, wo sie sich sämtlich in Riesenscharen aufhalten, vor allem zur Nacht. 3. Gebüsch am Strande und an den Bachmündungen. Der Sandstrand ist an unserer Küste bis Glettkau von Gebüsch eingefaßt, das wohl zum größten Teil von menschlicher Hand angepflanzt ist. Im allgemeinen ist es Weidengebüsch und Sanddorn (Hippophae rhamnoides). Nach der Grenze zu, dort wo der Höhenrand dicht an den Strand herantritt, und das Gelände quelligen Charakter annimmt, ist die Weidenvegetation wohl urwüchsig. Die Büsche sind hier beträchtlich höher, weit über Mannes hoch, an den übrigen Stellen bleibt das Gebüsch niedrig, teils durch den Wind, teils durch gelegentliches Scheren gestrüppartig geworden. Eine Ausnahme bilden die ausmündenden Bäche. Diese selbst sind an ihrer Mündung von höherem Gebüsch eingefaßt. Im niedrigen Gebüsch findet dicht am Wege die Dorngrasmücke und der Fitislaubsänger Brutgelegenheit. Von letzterem fand ich das Nest unmittelbar am Wege, verwunderlich ist mir, daß nicht jeder vorbeilaufende Hund seine Nase hineinsteckte. Die Dornen des Sanddornes werden aber 14 ein gutes Hindernis sein. Das höhere Gebüsch bietet dem seltensten und darum wertvollsten Vogel Zoppots, dem Karmingimpel, Brutgelegenheit. Das Nest stand neben dem ausmündenden Bach. Er scheint die Bachtäler zu lieben, besonders am Strande, wenn er auch neuerdings in andere Biotope übersiedelt. Daß die Bachmündungen beliebte Tränken bilden, braucht kaum betont zu werden, besonders bevorzugt sind sie von der weißen Bachstelze, dem Buchfink und der Gebirgsbachstelze, die dem Bachlaufe folgend, hier bis an den Strand kommt, alte wie junge Tiere. 4. Die Bäche. Sie sind trotz der Seenähe den Gebirgsbächen in ihrem Habitus (Temperatur, rascher Lauf, weil große Höhenunterschiede, Steingeröll als Grund, Überfälle, teils frei in Wiesen, teils im Hochwald eingeschlossen) gleich zu setzen. Die Vogelwelt hat dieses in zwei Vertretern auch erkannt, Gebirgsbachstelze und Zaunkönig. Letzterer brütet an den Stellen, wo hohe Uferwände überstehen, wie am Grenzbach; die Gebirgsbachstelze dagegen bei Stolzenfels, dort wo Wasserüberfälle sich gebildet haben. Wie häufig Biotope ineinander übergehen, sehen wir gerade in diesem Fall, z. B. bevorzugt der Karmingimpel das Gebüsch am Strande, aber gerade dort, wo die Bäche ausmünden. Er folgt dann dem Bachlauf aufwärts und kann so in einen ganz anderen Lebensbezirk geraten. Da die Bäche weiterhin von hohen Erlen eingefaßt werden, finden wir hier natürlich zur Zugzeit die meisten Zeisige, aber auch Meisen sind in ihnen häufig. 5. Der Teich. Dieser Biotop spielt im Zoppoter Gebiet eine ganz untergeordnete Rolle und mit ihm alle die Vögel, die ausgesprochene Teichbewohner sind. Am Höhenrande bei Stolzenfels liegt eine kleine Wasserfläche mit einem Rohrbestande an seinem Ufer. Natürlich ist der typische Bewohner solchen Geländes, der Drosselrohrsänger, der „Rohrspatz", hier ansässig. Andere Rohrbewohner sind dort nicht festgestellt. Dieser Lebensbezirk ist verhältnismäßig zu klein für eine stärkere Besiedlung. Die übrigen Wasserflächen sind biologisch ganz anders zu werten, z. B. die Wasserflächen auf den Rieselfeldern als Sumpf, die kleinen Wasseransammlungen bei stärkeren Niederschlägen oder die aufgestauten Wasserflächen. Die letzteren zeigen alle ein mehr oder weniger starkes Fließen, oder sind vegetationsarm, z. B. die Ziegeleiteiche. Ebenso der aufgestaute kleine Teich bei Stolzenfels ist hier einzuschließen. Auch er zeigt keine besonderen „Leitformen" unter den Vögeln; gelegentliche Besucher aus den umgebenden Lebensbezirken überwiegen, genannt seien weiße Bachstelze und Buchfink. 15 6. Die nasse Wiese und Gebüsche auf ihr. Diese muß von der trockenen Wiese unterschieden werden. Eine größere nasse Wiese lag bisher unterhalb des Schloßberges, nasse Wiesen haben wir ferner in dem Gelände zwischen Zoppot und Glettkau und am Fuße des Herbst'schen Garten. Alle unterscheiden sich in ihrem Vogelbestande. Die erstgenannte hat den Vorteil, daß sie von rasch fließenden Bächen durchflössen oder begrenzt wird, und Hochwald und Park bei ihr liegt. Diesem Vorteil steht gegenüber, daß sie verhältnismäßig klein ist und zu nahe dem gesamten Verkehr liegt. Leider hat auch durch „Verbesserungen" des Bachbettes die Gesamtanlage sich verändert, so daß hier wenig von dem alten Eindruck übriggeblieben ist. Der Wiesenboden ist auch aufgehöht worden. Die Pflanzenwelt der ursprünglich nassen Wiese ist seit 1926 sehr verändert und mit ihr die Vogelwelt. Während gerade hier sich sonst häufig die Gebirgsbachstelze aufhielt, ist sie jetzt wohl nur noch als „Uberflieger" zu bewerten. Im Gebüsch, das an den Bächen steht, singt der Sumpfrohrsänger. Nach der Melioration verschwand er. Als Nahrungssuchstelle ist sie noch heute für die Vogelwelt des umgebenden Parkes und der Häuser sehr beliebt; genannt seien Star, weiße Bachstelze, Nebelkrähen, Rotschwänzchen. Eine zweite kleinere, aber ebenfalls interessante Wiese liegt bisher am Fuße des Herbst'schen Gartens. Hier konnte man an Zugtagen im Frühling oder Herbst doch noch den klangvollen Ruf des Rotschenkels hören, auch zeigte sich gerade hier der Storch noch als gelegentlicher Überflieger, und in der nächsten Nähe rasteten zwei Störche auf hochstehendem (jetzt abgerissenen) Fabrikschornstein. Hier sang auch an einem dämmernden Frühjahrsmorgen der Nachtigallrohrsänger, der offenbar hier gerastet hatte. Der einzige, den ich in Zoppot hörte! Das alles sind Hinweise auf die einstige Bedeutung dieser Wiesen für die Vogelwelt. Beide Wiesen haben ihre Rolle infolge der teilweisen Bebauung verloren. Ausgesprochene Gartenvögel, wie der Girlitz, sind hier eingezogen. Gerade hier zeigt sich der Wechsel in der Landschaft, die auftretende Kultur durch den Wechsel in der Vogelwelt so wie nirgends. Die größten nassen Wiesen liegen bei den Rieselfeldern zwischen Zoppot und Glettkäu. Diese gehen z. T. in die bewässerten Rieselflächen, die man mehr als Sumpf ansprechen muß, über. Hier findet man mehr den Kiebitz, aus dem Weiden- und Rosengebüsch am Wege singen einige Sumpfrohrsänger, Wiesenpieper, die gelbe Kuhstelze, offenbar alle als Brüter. Aus den Gebüschen an einem Damm sangen mehrfach braunkehlige Wiesen-schmätzer, die auch Anfang Juli hier ihre Jungen fütterten. Auf der Wiese sammelt der Storch, vielleicht ein Tier aus Oliva, seine Frösche, und der Mäusebussard die Mäuse. Kennzeichnende Uberflieger sind die drei Schwalbenarten und Segler, dazu großer Brachvogel, die Rotschenkel und Möwen, vor allem Lach-, Sturmund Heringsmöwen. Zur Streifzeit fallen zahlreiche Stieglitze hier auf den 16 Kohldisteln ein. Auch sonst sind hier zu allen Jahreszeiten zahlreiche Arten, und zwar manche in sehr großen Scharen zu sehen, z. B. Stare, Nebel- und Saatkrähen, Dohlen, Feldsperlinge und weiße Bachstelzen. 7. Die Rieselfelder. Diese, bisher zwischen Zoppot und Glettkau gelegen, sind einer Sumpflandschaft gleichzusetzen. Größere Flächen werden hier periodisch mit Abwässern bewässert und trocknen dann wieder aus. Es bildet sich stinkender Schlamm. Dämme mit üppigem Pflanzenwuchs durchziehen die Flächen. Daneben sind auch fruchtbare Wiesen an die Stelle der früheren Abwässer getreten. Alles dieses bewirkt ein überaus reiches Insektenleben, vor allem an Fliegen und Mücken, und damit große Vogelansammlungen. Während des ganzen Jahres herrscht hier reges Leben. Im Winter halten sich hier die meisten Möwen auf, weil sich immer eisfreie Flächen finden. Wir finden alte und junge Lachmöwen, Sturmmöwen, Mantel- und Silbermöwen. Die ' Heringsmöwen bevorzugen dies Gelände zur Spätsommerzeit, befliegen von hier aus auch gern die benachbarten Acker und Stoppelfelder. Vereinzelte Stare finden hier Winters am ehesten Futter. Ebenso fallen die ersten neuen Starscharen zum Winterausgang hier ein. Auch den Wiesenpieper sieht man dort am frühesten im Jahr, oft liegt noch Eis und Schnee auf der übrigen Landschaft. An eigentlichen Brutvögeln läßt sich dagegen kaum etwas nennen. Für die sumpfbewohnenden Wasservögel ist der Wasserstand zu niedrig und auch wohl zu schwankend. Die übrigen Sumpfliebhaber ziehen die nasse Wiese in der Umgebung vor. Dagegen ist für alle Durchzügler hier die beste Rastgelegenheit und Futterstation. Große Brachvögel finden sich auf dem Rückwege schon Ende Juni hier ein. Ihnen gesellen sich Kiebitze, kleiner Rotschenkel, Grünschenkel, heller und dunkler Wasserläufer zu. Auch die Strandvögel, vor allem Alpenstrandläufer, halten sich in großen Scharen vom Ende des Sommers an hier auf, mit ihnen Isländischer und Zwergstrandläufer. Allen diesen Vogelscharen muß doch diese Landschaft, die wirklich eine „Großtat der Kultur" ist, das Gleiche bieten, was ihnen ihre nordische Heimat war; für viele dürfte es biologisch betrachtet, ein Sumpf sein, eine Tundra. Auch hier wie dort ist die Riesennahrungsmenge in Gestalt der Mücken in der Luft und der mannigfaltigen Würmer und Insektenlarven im Wasser und Schlamm. Wasserläufer sah ich wiederholt hier schwimmend im übelriechenden Wasser ihre Nahrung suchen. Auch die zahllosen Schwalben- und Seglerscharen halten sich gerade hier am längsten im Sommer auf. Das reiche Mäuseleben bedingt übrigens auch das Vorkommen des Hermelins und kleinen Wiesels. Natürlich zeigt sich auch der Mäusebussard. 8. Das Feld nnd das Ödland. Wenn man sonst auch diese beiden Lebensbezirke trennen muß, so besteht doch genügend Berechtigung, sie hier zusammenzufassen; denn erstens 17 sind beide verhältnismäßig wenig verbreitet und zweitens beherbergen sie dieselbe Vogelwelt, insofern, als unsere Felder, da sie meist auf Sandboden liegen, recht trockene Gebiete darstellen, ja so dürftig sein können, daß sie in Ödland übergehen. Als reine Feldbewohner und Brüter sind zu nennen: Feldlerche, Gold-t ammer (aber nur am Feldrand in der Nähe vom Gebüsch) und vielleicht der Brachpieper, den man auf der Heidefläche zwischen Zoppot und Glettkau zur Brutzeit beobachten kann. Am Feldrand hält sich auch brütend der Steinschmätzer auf, sofern ihm irgend eine größere Steinansammlung Brutgelegenheit bietet. Er ist aber selten bei uns. Auch in Gärten, die an die trocknen Höhenränder stoßen, z. B. Kollathstraße, zeigt er sich zur Brutzeit, und später mit seinen Jungen, die er sicher in der Nähe erbrütet hat. Am Wiesenrande der Unterstadt, in der jetzigen Beethovenstraße, lagen viele Monate hindurch Steinhaufen, zur Straßenverbesserung. Auch hier hielt sich ein Steinschmätzer längere Zeit auf. Als Feldbesucher kommen in Frage: die Saatkrähe, zahlreicher als die Nebelkrähe, vermischt mit Dohlen im Winter und zur Zugzeit; die Stare, Hänflinge, Buchfinken, Feld- und Haussperlinge. Rebhühner sind auch vorhanden, aber nicht zahlreich. Im Winter überfliegt der Rauhfußbussard das Gelände, und mit ihm jagt auch der Sperber hier. Sommers zeigt sich der eine oder andere Turmfalk, aber seltener als anderswo im Danziger Gebiet. Die Baumfalken holen sich aus der Lerchenschar hier ihre Beute. 9. Der Wald. Der Hochwald, der die Stadt umgibt, hat einige kennzeichnende Bewohner; aber der größte Teil der Vogelwelt ist auch in den Park und den Garten gezogen, soweit sich ihm dort geeignete Biotope boten, z. B. hoher Buchenbestand, kleine Fichten- oder Kieferngehölze und dergl. Als kennzeichnende Bewohner seien genannt: der Eichelhäher, der Pirol, der Baumpieper, die Heidelerche, die Singdrossel, der Baumspecht, der Baumfalk, der Mäusebussard, die Ringeltaube. Von diesen hat nur die Singdrossel und die Ringeltaube in den Park, z. B. den Nordpark, Einzug gehalten. Erstere brütet in wenigen Paaren, vielleicht in 2—3, in Nadelbäumen, letztere in kaum größerer Zahl in einer hohen Fichtengruppe dort. Als weitere Waldbewohner, die aber auch zahlreich in den Park- oder sogar Gartenanlagen brüten, sind zu nennen: Amsel, Elster, Zeisig, Buchfink, Goldammer, Meisen, Kleiber und Baumläufer, Wintergoldhähnchen, Rotkehlchen, Weiden-, Fitis- und Waldlaubsänger, großer Buntspecht. Der Kuckuck stattet wohl auch nur gelegentlich den Parkanlagen einen Besuch ab. Vielleicht ist ihm der baumbildende Bestand zu schmal in der Ausdehnung. Jedenfalls ist er für uns eher ein Wald-, denn ein Parkbewohner. Je nach dem Baumbestand ist oft ein großer Unterschied im Vogelbestande auch des Waldes festzustellen, z. B. hört man im Kiefernhochwald 2 18 ohne dichtes Unterholz nicht die Singdrossel und das Rotkehlchen, dagegen im halbhohen Stangenholz, ebenso in Fichtenschonungen und -bäumen, z. B. dem Schäfer- und Schmierauertal. Die Riesenkiefern dagegen werden von der Nebelkrähe zur Anlage des Nestes bevorzugt, weil sie ihr besten Schutz bieten, ebenso dem Baumfalken. Ist dagegen lichtes Laubunterholz vorhanden, so brüten in ihm Schwarzplättchen und Dorngrasmücke. 10. Der Park. a) Baumgruppen. Es gibt in unseren Parkanlagen eine ganze Anzahl von Stellen, die dem Wald biotopisch gleichzusetzen sind, nämlich alle größeren Baumgruppen, z. B. Fichten- oder Kiefernhochstämme und ebenso die Rotbuchen. Diese beherbergen als Brüter naturgemäß einen Teil der Vogelwelt des Hochwaldes; genannt seien Ringeltauben, Goldhähnchen, Singdrossel, Zeisig. Dagegen „ fehlen ihnen, weil der Bestand zu gering an Umfang ist, andere Waldbewohner, wie Heidelerche, Baumpieper und der Pirol, der bei uns ein echter Kiefernwaldbewohner ist. Im allgemeinen ist dieser Teil des Parkes sehr reich besiedelt, weil die Bäume gute sichere Brutstätten sind, und das in geringer Nähe stehende Gesträuch gute Nahrungsmöglichkeit bietet, oder umgekehrt. Sehr vogelreich ist auch der Erlenwald, der sumpfigen Boden hat. Ihn bevorzugt der Trauerfliegenfänger. Als weitere Brüter, die im Walde vorkommen, aber auch anderswo brüten, seien genannt: Nebelkrähe, Elster, großer Gimpel, Buchfink, Kleiber, kleiner Baumläufer, und zwar beide Arten, Kohl-, Blau-, Sumpf- und Haubenmeisen, Trauerfliegenfänger, Waldlaubsänger und der Waldkauz. In einigen alten Bäumen ist auch noch der Star Brüter. Vielleicht kann auch die Heckenbraunelle als gelegentlicher aber seltener Brüter gelten. Dieser Waldvogel ist in unserer Gegend recht selten, wird jedoch ab und an auch im Nordpark beobachtet. Im Sommer 1925 hielt er sich längere Zeit im Nordpark dort auf, wo ein kleiner Bestand von halbhohen Lärchen als Rest einer „Baumschule" stehen geblieben ist. Frühling 1927 sang er auf dem Zuge vereinzelt. Auch der Wendehals ist im Frühling oft zu beobachten, aber zum Brüten scheint er nicht zu kommen; denn immer ist er nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Neuerdings scheint in den hohen Buchen der Zwergfliegenfänger brüten zu wollen, z. B. am Schloßberge. Der Waldbestand auf der Grenze zwischen Ober- und dem Unterland ist durch großen Vogelreichtum ausgezeichnet. Hier stehen gute Buchenhochstämme. Mehrfach durchfließen Bäche den Wald; der ganze Abhang zeigt quelligen Charakter. Auch ist ein sehr schöner Erlenbestand vorhanden, dazu ein lichtes Untergehölz. Am wertvollsten ist das Gebiet um den Schloßberg bis Stolzenfels hin. Es wäre wohl wert, daß es wie dies bereits beim Schloßberg selbst der Fall ist, als Naturschutzgebiet erklärt und in seiner jetzigen Form erhalten wird. Hier 19 singen Zwergfliegenfänger, Karmingimpel und am Bach die Gebirgsbachstelze, alle drei für uns wertvollste NaturdenkmälerF Außerdem bietet dieses Gebiet sämtlichen Meisen, Baumläufern, Kleibern und dem Mittelspecht Brutgelegenheit. Daß auch Rotkehlchen und Grasmücken hier singen, versteht sich von selbst. b) Gebüsch und Sträucher. Als echte Gebüschbewohner sind zu nennen: der Spötter, die Goldammer, Fitis- und Weidenlaubsänger. An Grasmücken: die Dorn- und Zaungrasmücke. Daneben sind die zu nennen, welche natürlich ebenso gern halb- und ganz hohe Bäume lieben: Grünling und Buchfink, Feldsperling und Rotkehlchen. Der Kuckuck durchstreift gelegentlich, aber selten, das Gelände. Merkwürdigerweise fehlt vollkommen die Nachtigall, oder, was für uns eher anzunehmen ist, der Sprosser. Das Gelände ist an vielen Stellen ausgezeichnet für sie. Ich hörte, daß sie früher vorhanden gewesen sein soll (oder der Sprosser?) Jetzt singt nicht einmal einer auf dem Zuge.1) Einen Grund für das Fehlen kenne ich nicht. Vielleicht liegt er darin, daß das Brutgebiet der Nachtigall hier bereits aufhört. Diese könnte sich sonst mit den vorhandenen Biotopen wohl zufrieden geben. Dagegen scheint dem Sprosser, in dessen Brutgebiet wir uns wohl in Danzig befinden, die offene Wasserfläche zu fehlen, die er sonst so bevorzugt. Auch in der weiteren Umgebung Zoppots singt kein Sprosser. Es soll im letzten Frühling einer in Glettkauer Anlagen gewesen sein. Was sonst als „Nachtigall" bezeichnet wird, dürfte entweder eine Singdrossel oder eine Mönchsgrasmücke sein. Auch der Zaunkönig ist Brutvogel des Parkes und zwar vor allem dort, wo Gebüsch und Baumgruppen zusammen sich finden. 11. Der Garten. Naturgemäß ist ein Unterschied zwischen dem reinen Nutzgarten mit seinen Gemüse- und Straucheranlagen und dem Ziergarten mit seinen verschnittenen Bäumen und Hecken. Als kennzeichnende Bewohner sind zu nennen: Girlitz, Grünling, Buchfink, Feldsperling, Kohl- und Blaumeise, Zaungrasmücke, Amsel, seltener der Gartenrotschwanz, der recht wenig verbreitet ist. Häufig singt das Schwarzplättchen, recht häufig auch in trockenen Gartenanlagen die weiße Bachstelze. Neuerdings hält sich auch der Hänfling in vielen Gärten Zoppots auf, der früher wenig zu sehen war. Auf dem Zuge im Frühling und im Herbst bleiben die Rotkehlchen längere Zeit in den Gärten, aber wohl nur wenige schreiten hier zur Brut. Die meisten ziehen den Wald und den Park vor. Als Charaktervogel muß auch der Spötter gelten, dessen Gesang aus fast jedem Garten schallt. Kleiner Buntspecht, Gimpel und Zeisig, ja neuerdings sogar der Karmingimpel, durchstreifen die Gärten. Die ersten drei schreiten auch hier zur Brut. Wieder 1928, siehe bei Sprosser! 20 Im Winter sind Schwanzmeisen, Wintergoldhähnchen und Sumpfmeise sehr 'häufig zu sehen. Seltener zeigen sich die Kirschkernbeißer. Werden noch grauer Fliegenfänger und Weidenlaubsänger genannt, so dürften die Gartenbewohner vollzählig sein. Stieglitz und Pirol scheinen dagegen zu fehlen. Der letztere ist bei uns mehr Kiefernwaldbewohner und der erstere ein „Chausseevogel", aber nicht in Zoppot. 12. Die Straßen. Soweit die Vorgärten der Straßen in Frage kommen, ist ihre Vogelwelt die gleiche wie in den Gärten, allenfalls muß der Haussperling und der Grünling auch hier als besonders häufig angesetzt werden. Die Bäume der Straßen, die Rüstern, Berg- und Spitzahorn, sowie Linden sind, bieten vor allem dem Girlitz gute Nistgelegenheit (besonders die jüngeren), auch der Buchfink brütet mehrfach auf ihnen, besonders auf den alten. Da sehr starke Ausholzung der Straßenbäume alljährlich erfolgt, setzt natürlich auch ein starkes Vermorschen und Hohlwerden, besonders bei den Linden ein. Dies bietet den Meisen, vor allem Kohl-, Blau-, aber auch Sumpfmeisen, guten Unterschlupf. Auch der Kleiber kann immer wieder in stärkeren Bäumen festgestellt werden. Merkwürdigerweise fehlt hier, wie in den übrigen Biotopen Zoppots, der Stieglitz als Brutvogel. Auf Chausseebäumen der Niederung brütet er gelegentlich. Für Zoppot kann dies bisher nicht gelten. Auf Bäumen der pommerschen Chaussee, dicht an der Grenze, halten sich regelmäßig einige Ortolane auf, die hier wie sicher anzunehmen ist, zur Brut schreiten. Aber nur an dieser Stelle kann man ihre melodischen Rufe hören. Goldammern sind auf Chausseen und Straßen winters häufiger als im Sommer. Zur Brutzeit bevorzugen sie „Park und Gebüsch". Auch die Haubenlerche ist recht selten bei uns. Nur im Winter sieht man vereinzelte auf der pommerschen Chaussee. Winters sind auch häufig auf den mit Misteln besetzten Linden und Ahornbäumen die Seidenschwänze und ebenso regelmäßig die großen Gimpel, bis weit in den Frühling hinein (Ende April) festzustellen. 13. Die Häuser. Nur wenige unserer Straßen bieten das übliche Straßenbild anderer Städte. Im allgemeinen herrscht hier ja eine sehr „lockere" Bauweise vor, d. h., das 1—2 stöckige Einzelhaus mit umliegendem Garten ist, vor allem in der Oberstadt, vorherrschend. Die großen Mietskasernen sind gering an Zahl. Als kennzeichnender Hausbewohner ist zu nennen der Mauersegler. Aber es ist bezeichnend, daß recht zahlreich mit ihm auch noch Rauchschwalben fliegen. Diese, wie auch die Mehlschwalben brüten noch mitten in der Stadt, z. B. am Dache des Altenheims an der kleinen Unterführung. Die Rauchschwalbe auch in den Nebengebäuden des Kurgartens. Der Mauersegler findet unter den überstehenden Dächern, vor allen den Ziegeldächern, 21 gute Brutstätten. Hier gilt es für ihn allerdings häufig Kämpfe mit den „Urbewohnern", den Haussperlingen, oder auch den Staren auszuführen. Die größten Steinkästen, das Kurhaus und das Kasinohotel, sind alljährlich von einigen Hausrotschwänzen bewohnt. Sobaid das Hotel gebaut war, siedelte sich auch auf ihm dieser ursprüngliche Felsenbewohner an. Der vorher hier stehende kleine Wald mußte mit seiner Vogelwelt weichen, ein deutliches Beispiel, wie sehr der Mensch im Verlaufe weniger Monate große Stellen in vollkommen andere Biotope verwandeln kann, und wie schnell eine Umsiedlung erfolgen muß. Sehr zahlreich als Hausbewohner sind die Stare. Natürlich besiedeln sie alle Nistkästen, aber auch unter den meisten Ziegeldächern finden sie gute Brutgelegenheit. Häuser mit einhalb Dutzend Brutpaaren sind keine Seltenheit. Die in anderen Städten so häufige Dohle fehlt hier als Brutvogel; dagegen überwintern sie in manchen Jahren sehr zahlreich. Neuerdings scheint sich die weiße Bachstelze auch immer mehr an die Häuser zu halten, auch an Stellen, die Wasser nicht in der Nähe haben. Hier ist also eine deutliche Trennung des Wohnungs- vom Nahrungsbiotop festzustellen. Viele Bachstelzen gehen ihrer Nahrung am Meeresstrande nach. Auch Feldsperlinge brüten hier wie die Haussperlinge unter den Dächern. Daß die Kohlmeise ebenso wie die Blaumeise jede sich ihr bietende Brutgelegenheit ausnutzt, bedarf kaum der Feststellung. Erstere brütet häufig in den großen Gartenbriefkästen, und zieht hier, falls * keine Störung erfolgt, auch ihre Jungen groß. Die Blaumeise baut und füttert in allerlei Luftlöchern der Häuser. Bei diesem Biotop wie dem Garten macht sich überall furchtbar die zerstörende Katze bemerkbar. Wer sich davon überzeugen will, braucht nur einmal die Menge der sich nachts herumtreibenden Katzen zu beobachten. Man muß sich wundern, daß überhaupt noch Junge großgezogen werden können. Wenn die Katzenplage einmal fortfällt, würde ein ganz anderer Vogelreichtum des Hauses und der Gärten einsetzen. Sperlinge und Stare, Segler und Schwalben leiden ja vermöge ihrer Nesttechnik weniger als Rotschwanz, Meisen und Grasmücken. Die Amsel hält sich auch sehr an die Häuser, aber ist doch eher ein Brüter in den Bäumen als in den Gebäuden. Gering ist dagegen nur die Zahl der grauen Fliegenfänger. Ihnen bieten die Hauswände mit ihren Insektenscharen erwünschten Nahrungsbiotop. Es scheint, als ob in den Kirchen auch der Steinkauz brütet. Ich konnte ihn nicht sicher feststellen, doch läßt es sich aus Berichten anderer vermuten. Es fehlt dagegen jetzt vollkommen der Storch. Nur gelegentlich verfliegt sich einmal einer oder ein Paar in die Stadt. Dies ist aber mehr ein „Überflieger" auf der Nahrungssuche als ein Sucher nach Brutgelegenheit. 22 Systematische Behandlung der vorkommenden Arten. Familie Corvidae — Rabenvögel. Corvus cornix cornix L. Die Nebelkrähe. Sie ist das ganze Jahr hindurch zu sehen und zwar in allen Lebensbezirken. Ihre Brutstätten hat sie aber vorwiegend im Kiefernhochwalde, z. B. in der Nähe des Gaisberges und der Kaiserhöhe. Im Nordpark brütet sie vereinzelt. Im Kiefernwald bildete sich so etwas wie eine „lockere Brutkolonie" heraus, während die Nebelkrähe sonst einzeln brütet. Im Nordpark verfolgte (27. 5. 1922) im dichten Fichtenwald ein Paar von ihnen scheu und verstohlen ein Eichhörnchen sehr stark, das sich offenbar in ihrer Nestnähe befand. Am 22. 6. 1922 war ebenda ein flügges Junges, das von den Eltern noch sehr betreut wurde. Es brüten offenbar noch eine ganze Anzahl in Zoppot und Umgebung. Den ganzen Sommer über finden diese dann ihre Nahrung für sich und die Brut überwiegend am Strande der See. 1927 versuchten einzelne sich mitten in der Stadt anzusiedeln, wurden aber durch Absägen der Baumäste vertrieben. In den letzten Jahren konnte man ebenso wie in Danzig und Langfuhr auch in Zoppot die immerhin merkwürdige Beobachtung machen, daß durch allerlei Verfolgungen aus alten Brutstätten vertriebene Krähen sich mitten in der Stadt ansiedelten, oder auch auf eisernen Turmverzierungen, nicht zur Freude der Anwohner. Nebelkrähen halten sich das ganze Jahr hindurch bei uns auf, ob dies jedoch die gleichen Tiere sind, ist eine unbeantwortete Frage. Sicher ist nur, daß vom Herbst ab ein starker Zuzug einsetzt, dessen Teilnehmer dann mitten in der Stadt bleiben, auf den Bahnhofsanlagen, Schulhöfen, Straßen, Rieselfeldern usw. Im Winter gehören diese zu den gemeinsten Vögeln Zoppots. Auch am Strande der See zeigen sie sich als die Allerweltsvögel. Zu allen Jahreszeiten suchen sie im Auswurf der Wellen nach Nahrung, vor allem sind dies frische Muscheln, aber auch sonst nimmt sie mit jeder Beute vorlieb. Der Herbstzug setzt hier gewöhnlich im September ein (z. B. war 1924 der 17. 9. ein guter Zugtag, Richtung nach Norden bezw. NO. bei warmem Wetter). Zahlreich finden die Winterkrähen auf den Schulhöfen, dem Schlachthof, den Rieselfeldern und am Strande Nahrung. Der Frühjahrsrückzug ist auffälliger und setzt gewöhnlich Ende Februar ein. Diesen Scharen schließen sich die hier überwinternden an. Daten: 1922: 26. 2. einige ziehende, Richtung SW. 1923: 4. 2. noch zahlreich auf den Rieselfeldern bei frostlosem aber winterlichem Wetter, noch kein Frühlingsruf, 25. 2. dagegen sind sie ebendort sehr lebhaft, fliegen und jagen sich, 23 1923: 1. 3. sitzt balzende Krähe „bauchredend" auf einer Kiefer, 4. 3. ziehen sie vereinzelt. 1924: 2. 3. vereinzelt ziehend, 9. 3. ziehen unendliche Scharen über Zoppot, 24. 3. ziehen noch vereinzelte Krähen. 1925: 22. 3. Krähenzug- in sehr großer Höhe, Richtung von N nach S, und NW nach SO, 1926: 18. 2. ist die Hauptmenge der Winterkrähen abgezogen, 1. 3. ziehen viele Richtung von NW nach SO. 1927: 23. 1. „singt" eine schon ganz aufgeregt, 28. 2. wurden Paarungsspiele beobachtet. 1928: Anfang März finden sich einige an früheren Brutplätzen im Walde ein und treiben Flugspiele. Die westliche Rabenkrähe ist hier, wie überhaupt in Danzigs Nähe, nie, beobachtet worden, ebenso keine Bastarde. Corvus frugilegus frugilegus L. Die Saatkrähe. Sie ist augenblicklich kein Brutvogel der Stadt. In den letzten Jahren brütet sie hier nicht mehr. 1921 gab es eine Kolonie von vielleicht 20 Paaren im Garten des Herbstschen Grundstückes in sehr hohen Buchen. Diese wurde durch Absägen der Äste vernichtet. Eine neuere größere Brutkolonie ist dann nicht mehr entstanden. Nach der Brutzeit finden sich immer wieder in diesen hochragenden Bäumen große Scharen ein, die abends auch bei Mondschein schreiend ihre Flugmanöver veranstalten und dann zum Schlafen einfallen. Diese bestimmte Landschaftsstelle scheint überaus anziehend auf sie zu wirken, vor allem wohl aus Gründen der Sicherheit. Im Sommer kann man Saatkrähen eigentlich nur auf den offenen Ackern außerhalb der Stadt sehen, am Strande sah ich sie nie. Sehr stark ist die Zahl der durchziehenden Saatkrähen, vor allem im Frühling. Sobald Ende Februar zum 1. Male warmer Wind und Tauwetter einsetzt und den starken Frost ablöst, setzt auch sofort der große auffällige Saatkrähenzug ein. Saatkrähen fliegen hier sehr hoch und immer geschlossen, häufig kreisend, auch mit Dohlenscharen gemischt. Raststellen sind dann hier die Rieselfelder und Schutthaufen in der Nähe der Stadt. Daten: 1922: 26. 2. ziehen große Scharen südwärts. 1924: 2. 3. großer Zug. Tauwetterbeginn nach vorherigem hohem Schnee, 9. 3. sehr große Scharen, trotz neuen Winterwetters, 24. 3. ausgesprochen 1. großer Zugtag aller möglicher Arten, sehr große Krähenscharen, 9. 4. ziehen Scharen von der See landeinwärts, Richtung ziemlich genau nach Süden. 24 1925: 22. 3. in großer Höhe ziehend, teils nach S, teils SO. 1926: 1. 3. sehr zahlreich ziehend, von NW nach SO. 1927: 1. 3. zahlreich ziehend. Coloeus monedula (L.). Die Dohle. Sie ist kein Brutvogel in der Stadt und auch wohl nicht in ihrer Umgebung, wennschon eine Beobachtung vom 27. 5. 1922 es fast vermuten ließ. Eine Dohle benahm sich damals sehr scheu im Nordpark. Ihre Verbreitung hier im Osten ist ja überhaupt recht merkwürdig.1) Nur wenige Paare brüten in Danzig selbst, gewöhnlich ein Paar auf der Synagoge, etwa zwei Paare in Nebentürmen der Marienkirche. In unserer Stadt ist sie nur als Durchzügler und Wintergast anzusehen. Man kann sie alle Winter beobachten. Auch dann wechselt aber der Bestand. Niemals sah ich solche Scharen von mehreren hundert Stück wie im Winter 1927/28. Hier hielten sie sich den ganzen Winter über in der Stadt auf und strichen zur Nahrungssuche umher, während sie sonst fast nur zur Zugzeit beobachtet wurden. Sie fliegen dann häufig mit Saatkrähenscharen vermischt, gelegentlich wurde auch eine Ringdohle festgestellt. Daten: 1922: 26. 2. zahlreich südwärts ziehend. 1923: 25. 2. in der Stadt und auf den Rieselfeldern häufig, 1. 3. große Schwärme folgen der Küstenlinie, 4. 3. zahlreich ziehend, 13. 3. sehr zahlreich ziehend. 1924: 2. 3. sehr große Scharen, Richtung von O nach W, 6. 3. kleine Schwärme, von NW nach SO, 9. 3. unendliche Scharen, dabei Ringdohle, 24. 3. erster ausgesprochener Zugtag, aber weniger Dohlen als andere Vögel. 1925: 6. 1. in Zoppot häufig, 15. 2. ziehen seit einigen Tagen häufig. 1926: 1. 3. sehr zahlreich ziehend, Richtung von NW nach SO, 28. 3. ziehend. 1927: 28. 2. ziehend von W nach O, Pica pica pica (L.). Die Elster. Sie ist spärlicher Brutvogel im Nordpark und bevorzugt dort den halbhohen Kiefernwald. Ich stellte ihre Brutstätte 1923 im Kiefernwäldchen bei der Kunsthalle fest. An einem Abend, 27. 6. 1923, fand ich in der Hand eines Mannes eine halbflügge Elster, die angeblich aus dem Neste gefallen x) Lüttschwager, Die Vogelwelt in der Stadt Elbing, Ber. d. Bot.-Zool. Ver., Jg. 1922. 25 war; sie hatte einen gebrochenen Lauf. Ich nahm sie an mich und hielt sie bis Anfang Juli, bis zum Tage meiner Abreise. Die erwähnte Brutstätte besteht nicht mehr, wohl weil durch den aufgeführten Kasinoneubau zuviel Unruhe gerade in dieser Gegend war. Schackernde Elstern hört man oft im Nordpark. Im Winter kann man in den Bäumen mehrfach die überdachten Elsternester sehen. Daten: 1922: 27. 5. ein Paar im Nordpark. 1923: 24. 6. 4—5 Junge bei einem Paare. 27. 6. ein halbflügges Junges gefangen. 1927: 28. 2. ziehen zwei Tiere etwa von W nach O, Im Winter ziehen sie sich mehr in den umgebenden Wald zurück. Gelegentlich zeigt sich dann eine in den dort liegenden Gärten. Garrulus glandarius glandarius (L.). Der Eichelhäher. Er durchstreift die Gärten und Parkanlagen als Strichvogel. Seine Nester stehen aber in den umgebenden Wäldern. Regelmäßig ist er hier bei jeder Wanderung zu hören und auch zu sehen. Wie an vielen anderen Stellen Mitteleuropas durchstreifen auch hier zur Brutzeit Scharen von einem Dutzend und mehr das Gebiet. So sah ich am 7. 5. 1923 eine große Schar im Nordpark und auch sonst immer wieder, ohne alle diese Tage aufzuzeichnen. Im Frühling und im frühen Herbst durchziehen auch größere Scharen unter starkem Locken und Geflatter den Nordpark. Ob der Eichelhäher dort auch brütet, sei dahingestellt. Ich vermute ein gelegentliches Brüten. Wie mir mitgeteilt wurde, kommt er winters auch regelmäßig an manche Futterplätze, die in der Nähe des Waldes liegen. Familie Sturnidae — Stare. Sturmis vulgaris vulgaris L. Der Star. Er brütet sehr zahlreich, wo sich ihm nur immer eine Nistgelegenheit bietet. Für die Parkanlagen kommen vor allem die Nistkästen in Frage. Jedoch sah ich Brutstellen auch in hohlen Bäumen am „Schloßberg". Sonst finden sie in den Gärten und an den Häusern passende Brutstätten, besonders unter den Ziegeldächern. In dem von mir bewohnten Hause brüteten 1927 mindestens 5 Paare. Die auskommende Schar der Jungen ist demgemäß sehr groß. Dem Walde fehlt hier der Star, er findet ja an anderen Stellen auch bessere Brutgelegenheit. Seine Nahrung findet er auf den Wiesen, aber auch am Strande sieht man ihn neben dem Wellensaum nach tierischer Beute suchen. Im Herbst plündert er gern die blauen Beeren des wilden Weines. 26 Es findet meist eine zweite Brut statt.1) Sobald die ersten Jungen erwachsen sind, verlassen sie die Stadt und auch die Gärten und sammeln sich in der weiteren Umgebung zu ungeheuren Scharen an, die nach vielen Tausenden zählen. Besonders abends fliegen diese dann über die Stadt, fallen in die Bäume bei Glettkau ein oder ziehen in die Rohrwälder. Die Hauptmasse verläßt uns im September. Aber auch in den strengsten Wintern finden sich einige in den Gärten und Futterplätzen ein, besonders hei großer Kälte und hohem Schnee. Wahrscheinlich handelt es sich um Tiere, die weiter östlich oder nördlich zu überwintern versuchten und nun doch aus Nahrungsmangel weiterziehen mußten. Diese machen dann durch ihren stark aufgeplusterten Zustand und durch ihr hastiges Schlingen von Eßbarem ihre Not kenntlich. Zweifellos wird der Star in unserer Gegend durch sein massenhaftes Vorkommen schädlich, vor allem in den Kirschbäumen, auf denen nach dem Einfallen eines Schwarmes nicht eine Frucht mehr bleibt. In den Gärten zieht er die keimenden Erbsen heraus und ist darum wenig willkommen. Jedoch wird man bei der massenhaften Insektenkost, die er zur Auffütterung der Jungen braucht, auch der Schädlinge gedenken, die er dem Garten entnimmt. Jedenfalls haben die Zoppoter nicht nötig, durch Aufhängen von Starenkästen weitere Mengen dieser Vögel heranzuzüchten. Es sind von diesen Sängern so viel vorhanden, daß sie eher als Landplage zu gelten haben. Man sieht wie falsch einseitige Singvogelpflege wirken kann. Daten: 1923: 25. 2. mehrere auf den Rieselfeldern, 2. 10. singen sie noch in der Stadt, 31. 12. bei hohem Schneefall findet sich einer auf meinem Balkonfutterplatz ein, frißt hastig Hanf. 1924: 4. 3. „schnalzen" einige in der Stadt, 24. 3. noch ziehend, Richtung von N nach S und NW nach SO, 1. 7. große Scharen auf den Rieselfeldern, Ende Juli ungeheure Scharen ebendort, 5. 9. noch viele Hundert, 17. 9. Rückkehr zur Stadt, Versammlung und Singen auf den Bäumen. 1925: seit 13. 2. singend in der Stadt, aber nicht zahlreich, 11. 3. vier Stück suchen am Strande nach Nahrung, 22. 3. zwei kleine Schwärme, Richtung von N nach S folgen dem Küstenlauf, 23. 5. schreien Junge im Starenkasten, 21. 6. zahlreiche auf den Rieselfeldern, 11. 9. große Schwärme von Tausenden ziehen Richtung Zoppot—Glettkau, *) 1928 aber nicht. 27 18. 9. einige noch gut singend, 17. 10. singen „seit Wochen'' wieder in den Bäumen, (19. 10. erster Nachtfrost). 1926: 18. 2. erste Stare am Rennplatz bei Zoppot, 25.—26. 2. bei Schnee und Regen ein Schwärm in der Stadt, 1. 3. sehr zahlreich ziehen Scharen von NW nach SO, 19. 3. ungeheure Scharen auf den Rieselfeldern, 28. 3. immer noch ziehende Scharen, 15. 4. mehr vereinzelt ziehend. 1927: 6. 3. Eintreffen am Nest, 19. 5. füttern sie ebendort, 1. 6. die Stare sind flügge, 25. 11. drei Stare in der Heidebergstraße bei tiefem Schnee, dann keine weiteren mehr zu sehen. 1928: 12. 3. am Nest, bei —10° C. Familie Oriolidae — Pirole. Oriolus oriolus oriolus (L.). Der Pirol. Als Brutvogel ist er für die Stadt und die nächste Umgebung nicht zu bezeichnen. Gelegentlich vernimmt man aber seine Rufe. Es handelt sich dann wohl mehr um vorübergehenden Aufenthalt oder um Durchzügler. Ich finde ihn nur einmal in meinem Tagebuch verzeichnet, aus der Mitte Mai 1926. Sein Brutgebiet in Danzigs Umgebung ist vor allem der Kiefernwald der Dünen. Einige Brüter mögen sich darum gelegentlich auch im Kiefernwald der Zoppoter Umgebung finden. Familie Fringillidae — Finken. Coccothraustes coccothraustes coccothraustes (L.). Der Kirschkernbeißer. Er läßt sich nur des Winters bei uns sehen, und auch nur als Seltenheit. Im allgemeinen zeigt sich nur der eine oder andere am Futterplatz oder in Gärten, aber der letzte Winter scheint etwas zahlreichere Scharen gebracht zu haben. Man hörte im Januar 1928 in den Gärten tagelang die scharfklingenden Lockrufe. Chloris chloris chloris (L.). Der Grünling*. Er ist ein sehr häufiger Brutvogel der Gärten und Parkanlagen; besonders bevorzugt er die Stellen, wo Nadelhölzer ihm das Anlegen des Nestes erleichtern, vor allem bei der ersten Brut. Sehr zeitig im Jahr setzt 28 sein Singen ein, so daß er neben den Meisen zu den frühesten Sängern gehört. Auch trotz Frost und Wetterunbill läßt er sich nicht in seinem Gesänge stören, den man eigentlich den ganzen Sommer hindurch hört, aus den Vorgärten, den Straßenbäumen und Parkanlagen. Vom Herbst an, durch den ganzen Winter hindurch ist er neben den Haussperlingen der häufigste Besucher der Futterstellen, auch mitten in der Stadt. Ob er ein ausgesprochener Standvogel ist, steht nicht genau fest, wenn schon viel dafür spricht. Ein von mir im Winter 1923 beringtes Männchen (Rossittener Ring G 32726) hielt ich bis Sommer 1923 im Käfig. Dann kam es in die Freiheit zurück. An derselben Stelle fing es sich am 9. 2. 1924 wieder mit einigen Gefährten (beringt mit G 32 735, 32 736, 32739). Wieder in Freiheit gelassen, fing es sich am 10. 2. und auch den folgenden Tagen immer wieder, zuletzt am 24. 2. Man könnte hieraus ein Verbleiben am Standort folgern, falls nicht zwischendurch ein Fortzug bestand. Es wurden Männchen und Weibchen in anscheinend gleicher Zahl winters über festgestellt. Sie leben zweifellos in dieser Notzeit in einer gewissen Geselligkeit, die aber am Futterplatz nicht aufrecht erhalten wird, da jeder in ständiger Abwehrstellung gegenüber den Nahrungskonkurrenten ist. * Daten: 1922: 27. 5. flügge Junge (bereits seit einigen Tagen). 1923: 4. 3. der erste Gesang. 1924: 22. 3. guter Gesang, viel besser als Buchfink. 1925: 8. 2. singt zum ersten Male bei warmem Wetter in Oliva, in Zoppot etwas später, 22. 3. guter Gesang in Zoppot. 1926: 20. 2. seit mehreren Tagen gut singend. 1927: 13. 2. der erste Gesang, 20. 2. singt täglich, trotz -^-17° C, 26. 5. flügge Junge. Carduelis carduelis carduelis (L.). Der Stieglitz. Der anderswo so allgemein bekannte Brutvogel kommt hier selten vor, wie er ja überhaupt in Danzigs weiterer Umgebung zur Brutzeit recht selten ist. Für Zoppot kann er nicht als Brüter gelten. Ich sah ihn nur in Zoppots Parkanlagen einmal (14. 4. 1926), ein Exemplar auf dem nördlich gerichteten Zuge. Dagegen ist er zur Herbstzeit, wenn die Kohldisteln auf den nassen Wiesen zwischen Zoppot und Glettkau Früchte reifen, im September und Oktober, oft in großen Scharen anzutreffen, wie er ihre Samen plündert. Carduelis spinus (L.). Der Erlenzeisig. Nach meinen Feststellungen halte ich ihn für einen regelmäßigen Brutvogel bei uns. Hierfür spricht erstens, daß er, abgesehen von den durch- 29 ziehenden und umherstreifenden Scharen, sich regelmäßig in einigen Paaren das ganze Jahr hindurch an ihm typischen Stellen (Biotopen) aufhält, nämlich in einzelnen dichten oder zahlreicher stehenden Fichten. Schon am 3. Juni 1923 beobachtete ich bei Stolzenfels ein Pärchen. Auffälliger aber war das Benehmen eines Vogels am 23. 6. 1925 an derselben Stelle! Er flog dort lockend hin und her, so daß es ganz den Anschein hatte, als wenn er um seine flügge Brut besorgt wäre. Auffällig ist dies merkwürdige Gebahren an genau derselben Stelle, die durch die hohen Fichten allerdings als Brutstelle wie geschaffen war. Im Juni 1927 benahmen sich tagtäglich in einer großen Fichte in der Kollathstraße die Tiere so auffällig durch Singen und Locken, daß ich auch hier ihr Brüten für erwiesen halte. Vom Herbst an, durch den ganzen Winter hindurch, sieht man größere Scharen von 20—30 und wohl auch mehr Stück, vor allem in die Erlen und Birken einfallen. Besonders zu beobachten ist dies, wenn dann die Erlensamen in den Schnee fallen und die Vögel sie hier aufnehmen und immer wieder am rasch fließenden Bach einen Trunk schöpfen. Sie sind winters Charaktervögel der Bacherlen. Daten: 1922: 9. 5. im 'Zoppoter Nordpark, 27. 5. auf dem Zuge in Pappeln. 1923: 25. 2. große Scharen bei Glettkau. 1924: 19. 10. großer Schwärm in Birken. 1926: 3. 1. auf Erlen bei Glettkau, 6. 4. ein Männchen singt bereits in der Parkstraße. Ein Schwärm sammelt unter den Erlen auf dem Boden die herausgefallenen Samen, 15. 4. sehr zahlreich, auch singend, 10. 7. im Nordpark, 10. 10. sehr zahlreich Kollathstraße. 1928: im Juli füttern Alte die flüggen Jungen, Kollathstraße! Carduelis cannabina cannabirta (L). Der Bluthänfling. In früheren Jahren hätte ich ihn nicht ohne weiteres für einen Brutvogel bei uns gehalten, wennschon ich ihn mehrfach beobachtete, so 1922 am 9. 5. und 1926 am 18. 7. Dies wurde jedoch im Sommer 1927 anders. Eine ganz auffällige Zunahme für diesen Sommer konnte man in der Oberstadt bemerken. Uberall flogen und saßen singende Hänflinge während der ganzen Brutzeit in den Gärten, so daß an seinem häufigen Brüten kein Zweifel besteht. Die Hänflinge streifen in kleinen Scharen auch im Winter in der Danziger Niederung umher, brüten aber sonst nur vereinzelt an ihnen zusagenden Stellen, im allgemeinen sind sie eine seltenere Erscheinung. Winters 1927/1928 zeigten sich auch einige in den Gärten der Oberstadt. 30 Carduelis linaria (L.). Der Leinzeisig. Nach den Herbstbeobachtungen ist er als regelmäßiger Durchzügler zu betrachten, der vor allem im November und Dezember erscheint. Dann hängen bisweilen große Scharen von ihnen in den Birken. Ebenso liefert der gemeine Beifuß ihnen beliebte Nahrung in seinem Samen. Als Wintervogel sah ich ihn dagegen nicht. Serinus cartaria serinus (L.). Der Girlitz. Er ist nach wie vor ein sehr häufiger Brutvogel in der Stadt, und zwar singt er ebenso von den Bäumen auf den Straßen, wie aus den Gärten und den Parkanlagen. Mit Amsel, Karmingimpel, Singdrossel gehört er zu den Tieren, die in den letzten Jahrzehnten ihr Wohngebiet stark erweitert haben, und die hier in dem garten- und baumreichen Zoppot die ihnen am meisten zusagenden Lebensbedingungen fanden, so daß sie hier sich zuerst im ganzen Osten ansiedelten. Der Girlitz ist Anfang der neunziger Jahre zuerst in Westpreußen in den Bahnhofsanlagen Olivas gefunden worden1). Wie Ernst Mayr kürzlich in einer Arbeit über die Ausbreitung des Girlitz ausführte, hat er hier bei unserer Gegend offenbar zum ersten Male die Ostseeküste erreicht, wohl durch das Weichseltal und dessen menschliche Besiedlung begünstigt.2) Er wurde zum Daueransiedler, der allerdings hier nicht überwintert, aber sich sehr früh im Jahr wieder einstellt. Da er sich aber bis spät in den Herbst hinein aufhält und auch durch sein Singen sein Wohlbefinden anzeigt, gelegentlich auch im Winter in Danzigs Umgebung gefunden wird, wäre es möglich, daß er auch in dieser Hinsicht seine Lebensgewohnheiten ändert. Jedenfalls kommt er sehr früh im Jahre an, er ist der erste ankommende Zugvogel, zu einer Zeit, in der oft noch starker Frost den schwachen Vorfrühling ablöst. Er hört dann wieder auf zu singen, ist auch nicht zu beobachten, so daß er wohl noch einmal weiter umherstreift. Dieses Unterbrechen seines Aufenthaltes war hier alle Jahr auffällig. Auffällig war auch stets im Gegensatz zu den wirklich oft kanarienartig gefärbten schlesischen Girlitzen die dunkelgrüne Farbe der Tiere, wenn auch 1922 heller gefärbte vorhanden waren. Ich kann nicht glauben, daß dieses nur verschmutzte Tiere sind, wie Mayr (siehe oben angeführte Arbeit) es glauben machen will. Im Anfang August 1923 wurde mir ein kaum flügges Tier eingeliefert. Es behielt auch nach der Mauser diese dunkle Färbung bei. *) Siehe Ibarth „Ornith. Monatsber. 1896", und „39. Ber. des Westpr. Bot.-Zoolog\ Vereins 1917". 2) Journal f. Ornithologie 1926. 31 Nahrung nehmen Alte und Junge hauptsächlich von den Samen des Hirtentäschelkrautes (Capsella bursa pastoris). Der beliebteste Aufenthalt sind die wärmsten Stellen, im ersten Frühjahr hohe Fichten und Bäume, die stark besonnt sind. Im weiteren Frühling sind es die Alleebäume, über denen sich freie Plätze finden, z. B. der Sportplatz Manzenplatz. Daten: 1923: 23. 3. erster Gesang in Langfuhr, noch nicht in Zoppot. Wann in Zoppot wurde nicht festgestellt, da ich verreist war, 12. 4. war er schon zahlreich vertreten, 24. 6. füttert er flügge Junge im Nordpark. 1924: 5. 4. erster Gesang in Zoppot, dann bei kaltem Wetter unhörbar bis 1. April. 1925: 7. 6. Nest in einer Fichte im Nordpark gefunden, 10. 6. sind Junge fast flügge, springen aus dem Nest, 11. 6. Nest leer. 1926: 6. 3. in einer Fichte singend (Frantziusstraße) verschwunden bis 27. 3. erster guter Gesang. 1927: 16. 3. erster Gesang des Jahres, 15. 6. füttert er Junge. 1928: 6. 3. erster Gesang in Zoppot, dann fort bis 14. 3. ^Pyrrhula pyrrhula pyrrhula (L.). Großer oder nordischer Gimpel. In dem Nordpark ist er zweifellos Brutvogel, ebenso in einigen größeren Gärten, die dort liegen. Hierfür sprechen meine Beobachtungen. Immer wieder fand ich das eine oder andere Paar dort im Frühjahr wie Sommer. Ein bevorzugter Biotop sind Nadelhölzer, vor allem Fichten. Beliebt scheint ein dazwischen stehender dürrer Baum zu sein. Interessant war mir die Beobachtung, wie ein Gimpel sich des morgens früh Insekten an dem Fenster des Sporthauses, das am Manzenplatz liegt, fing, wie also dieser so ursprüngliche Waldvogel doch sich zur Brutzeit an das menschliche Haus hielt, weil ihm dort Nahrungsgelegenheit geboten war. Gefangene Vögel brüteten bei mir mit Erfolg im Käfig. Die Alten fütterten ihre Jungen ausschließlich mit Insekten aller Art, zuerst aus dem Kropf, später verfütterten sie die Insekten. Ein Gimpelnest fand ich nach der Brutzeit in dicht stehendem Fichtengebüsch in etwa 4 m Höhe. Der Gimpel ist auch hier ein stets vorhandener Wintervogel. Ich habe ihn bei keiner Winterwanderung im Nordpark vermißt. Ganz regelmäßig hält er sich auch in den Ahornbäumen des Schmierauertales auf. Ahornfrüchte sind für diese Wintergäste die beliebteste Nahrung, ebenso die Eschensamen. Meist sind es aus Männchen und Weibchen gemischte Schwärme, die vom Oktober an bis in den Februar hinein hier aushalten. Auch in den Gärten der Ober- wie der Unterstadt sind sie dann vorhanden. 32 Die draußen auch den Winter wie den Sommer zu sehenden Exemplare gehören zweifellos der großen nordischen Form an. Daß aber auch die kleine mitteleuropäische Form Pyrrhula pyrrhula europaea Vieill. bei uns winters vorkommt, dafür bürgt ein in unser Danziger Museum eingeliefertes Exemplar von Prausterkrug 28. 10. 1926. Nach meinen Beobachtungen ist diese Form hier aber nicht Brutvogel. Daten: (nur aus dem Sommer, Winterbeobachtungen, weil regelmäßig, nicht angegeben). 1922: 9. 5. ein Pärchen am Abhang in Stolzenfels, 27. 5. zwei Pärchen im Fichtenwäldchen dort. 1923: 7. 5. am Bergschlößchen ein Männchen, 24. 6. ein Pärchen an der Tränke im Kiefernstangenholz (Nordpark). 1926: 25. und 26. 2. erster leiser Gimpelgesang, 1. und 6. 4. singendes Männchen, 14. und 25. 4. Gimpel im Nordpark. 1928: sehr zahlreich in den Gärten, fressen Obstknospen. Durchzügler, noch im April. Carpodacus erythrina erythrina (Pa 11). Der Karmingimpel. Er kann als unser wertvollster Brutvogel angesehen werden, wenn er auch den meisten Menschen unbekannt bleibt. Seit welcher Zeit er Besucher oder Sommerbewohner bei uns ist, sei dahingestellt. Im Museum ist kein heimisches Stück; ein Zeichen dafür, daß er den alten Sammlungen fehlte, die doch sonst in guter Vollzähligkeit die heimische Vogelwelt bargen. 1898 ist er für Zoppot von einem russischen Badegast festgestellt worden. Dieser vorwiegend Osteuropa und Sibirien bis zur Lena bewohnende Vogel fiel dem Russen als fremd für den Westen auf, und er gab seinen Fund in der Literatur bekannt.1) Für Ostpreußen war er ja längst festgestellt, ebenso auch für Schlesien erwähnt. Daß es sich bei diesem Vogel um ein Ausbreiten nach Westen handelt, wurde zwar behauptet, und doch bestritten. Es geht aber aus den in den letzten Jahren bekannt gewordenen Fundorten immer mehr die Tatsache hervor, daß er sein Wohngebiet westwärts ausbreitet, zunächst wohl am Küstensaum der Ostsee entlang, dann aber auch ins Binnenland hinein. Z. B. fehlte er von 1917—1921 am Drausengebiet. 1925 konnte ich ihn dann dort feststellen. Beachtenswert ist auch hier, daß ihm die Zoppoter Parkanlagen, wie mehreren anderen Vogelarten, offenbar den ersten ihm am meisten zusagenden Biotop boten; denn nach den ostpreußischen Fundorten wurde er hier zuerst für Westpreußen gefunden. Zusammenstellungen über sein Vorkommen *) Gefiederte Welt von 1898, p. 208 33 in Westpreußen liegen vor von L. Döbbrick1) und Ibarth2). Letzterer stellte ihn dann seit 1914 als dauernden Sommerbesucher unserer Zoppoter und der nördlicher gelegenen Küste bis Oxhöft hin fest, nachdem der Vogel anscheinend zwischendurch immer wieder mal in dem einen oder andern Sommer, fehlte. Seit meinem hiesigen Anfenthalt (1921) habe ich ihn in keinem Jahr vergeblich gesucht. Das erste Nest für Zoppot und die hiesige Küste fand ich am 22. Juni 1923. In jedem Jahre sind aber nur wenige Paare im ganzen Nordpark vorhanden. Nach seinem späten Eintreffen, Mitte bis Ende Mai, er ist der letzte Ankömmling des Jahres, halten sich stets mehrere singende Männchen auf, nach meinen Beobachtungen sind aber wohl in den letzten Jahren kaum mehr als drei Brutpaare vorhanden gewesen. Der Vogel ist zwar regelmäßiger Brutvogel geworden, aber bisher eine „rara avis" geblieben. Auch jenseits Zoppots hält er sich zur Brutzeit auf — ich bestätigte ihn auch Sommer 1927/8 wieder — aber auch hier nur in wenigen Paaren. Mittlerweile ist er ja auch bis weit nach Pommern als Brutvogel festgestellt worden.3) Er ist zuerst ein etwas unruhiger Vogel, der zwar eine Zeitlang von einem hohen Baumzweig ruhig sein melodisches kurzes Liedchen vorträgt, aber immer wieder weit umherfliegt. Alte, schön karminrot gefärbte Männchen sah ich weniger als die jüngeren unscheinbarer gefärbten Tiere. Seine bevorzugte Aufenthaltsstelle ist der sonnige Abhang bei Stolzenfels, dann aber halbhohe Bäume an der Strandpromenade, unmittelbar an der See, diese Gegend scheint er als Brutplatz zu bevorzugen. Sein Gesang beginnt erst am Morgen, wenn es etwas wärmer wird, dafür singt er auch im heißesten Sonnenschein und am Nachmittag. Wertvoll war mir die Beobachtung, daß er auch im Juni, umherstreichend, im Schmierautal war. Diese Landschaftsform, ein sehr feuchtes Wiesental, von Wald eingefaßt, entspricht eigentlich so garnicht dem ursprünglichen Siedlungsgebiet. 1927 hielt er sich sogar singend in den Gärten der Kollathstraße und Umgebung auf. Solche Tatsachen scheinen recht darauf hinzuweisen, wie dieser Vogel sein Siedlungsgebiet ausdehnt, und wie anpassungsfähig er sich zeigt. Das Nest fand ich am Strande in etwa 11/2 m Höhe in einem Busche am Bach. Der Vogel zeigte sich hier also als ausgesprochener Strandbewohner. Das Nest war gut gebaut, erinnerte an das Gimpelnest, ebenso die Eier. Männchen wie Weibchen brüteten und saßen so fest, daß ich sie fast mit der Hand berühren konnte. Das Männchen war auch ohne Rotfärbung. Die ersten zwei Jungen waren am 27. 6. ausgeschlüpft, drei waren noch im Ei. Da ich leider verreisen mußte, konnte ich die weiteren Vorgänge nicht beobachten. Als ich am 15. 7. zum ersten Male nach dem Neste sehen konnte, war es zerstört, ein Junges lag verludert am Erdboden. *) 37. Bericht des Westpr. Bot.-Zoologf. Vereins 1915. 2) 39. Bericht des Westpr. Bot.-Zoolog\ Vereins 1917. 3) Paul Robien's Berichte in Ornith. Monatsberichte, zuletzt 1927. 3 34 Ich vermute eine Störung durch den gerade hier sehr starken Badebetrieb. Die Alten machen sich in Nestnähe durch ihre kanarienvogelartigen „Piep"-Angstrufe sehr auffällig. Der Gesang dauert normalerweise bis 21. 6., ist aber auch noch Anfang Juli zu hören. Er scheint auch sehr bald nach der Aufzucht der Jungen zu verschwinden, sicher wohl im Juli. Daten: 1922: 24. 6. noch gut singend. 1923: 3. 6. zwei Exemplare unterhalb Stolzenfels, 22. 6. erstes Nest in Zoppot gefunden mit drei Eiern, 27. 6. zwei Junge im Nest, noch drei Eier. 1925: 23. 5. zum ersten Male gehört, singt früh, mittags, aber auch noch nachmittags. 1927: (16. 5. noch nicht anwesend!) 26. 5. schon mehrfach in Zoppot singend, auch jenseits der Grenze am polnischen Strande, 15. und 16. 6. in Gärten der Kollathstraße. 1928: 28. 5. mindestens 6 singende Männchen im Nordpark. Loxia curvirostra curvirostra L. Der Fichteilkreuzschnabel. Ein Brutvogel ist er in unserer Umgebung nicht, dagegen durchstreift er im Sommer unser Gelände. Im August 1924 flog, angelockt durch die Rufe eines gefangenen Artgenossen, ein Exemplar auf meinen Balkon in der Südstraße, es war noch im Jugendkleide. Der Fichtenkreuzschnabel ist regelmäßiger und häufiger Durchzügler nicht nur in Zoppot, sondern an unserer ganzen Küste. Einmal soll auch ein Paar bei Ostlich Neufähr im Kiefernwalde gebrütet haben. (Nach Försterberichten). Ob es sich hierbei vielleicht um den Kiefernkreuzschnabel gehandelt hat, weiß ich nicht. Festgestellt habe ich auch von letzterer Art eine größere Schar im Heubuder Walde. Daten: 1924: 11. 6. lockender Schwärm im Nordpark, 5. 8. ebenda, 15. 8. junger, mir zugeflogener (siehe oben). 1926: 10. 7. kleine Schar im Nordpark. Weitere Daten, weil gewöhnlich, nicht notiert. Fringilla coelebs coelebs L. Der Buchfink. Zweifellos gehört er zu unseren häufigsten Brutvögeln, der weitverbreitet im Nordpark, den Gärten, den Straßenbäumen ist, und dessen bevorzugter Biotop der umgebende Kiefernwald ist. Da er auch winters in männlichen wie weiblichen Exemplaren regelmäßig vorkommt, kann man ihn als Jahresvogel bezeichnen. Sehr groß sind naturgemäß die, oft schon im Winter in großen Scharen, durchstreifenden Tiere. Diese suchen gern unter den Buchen nach Nahrung; auch die Futterplätze werden regelmäßig abgesucht. 35 Bei keinen Wanderungen wird man ihn vergebens suchen. Sein Schlag ist in unserer Heimat nicht besonders, wie überhaupt in der ganzen Danziger Umgebung, selten ist ein ausgesprochener „Würzgebier"-schlag zu vernehmen; der Regenruf ist „irr". Genannt seien nun die wichtigsten Daten: 1922: 26. 2. zahlreich ziehend, erster Vorfrühlingstag, eisfreie See, 6. 4. noch viele Weibchen ziehend, 27. 5. gilt er als „häufigster" Sänger. 1923: 13. 1. etwa ein Dutzend Männchen mit Meisen zusammen im Nordpark, 21, 1. Männchen und Weibchen zahlreich am Bach in Stolzenfels, 25. 2. auf Düngerhaufen beim Rieselfeld, 12. 3. erster Schlag, 13. 3. schon voll singend, 24. 6. mit Niststoffen im Nordpark. 1924: 8. 1. ein Männchen und ein Weibchen auf Balkonfutterplatz, seit 14 Tagen hoher Schnee, V2 m, —10° C, 17. 1. ein Männchen, zwei Weibchen ebenda, 2. 3. vereinzelt, 22. 3. singt „noch dichtend", 16. 4. große Scharen ziehen in Zoppot, Richtung N nach S. 1925: 6. 1. Männchen vorhanden, 10. 3. singt zum ersten Male, zwar leise, aber gut, erneuter Schneefall folgt, der höchste des Winters! 11. 3. an Tränke im Nordpark, 22. 3. gut singend, 1. 6. Begattung beobachtet. 7. 6. Junge flügge gesehen, 8. 12. Männchen am Futterplatz im Nordpark. 1926: 10. 3. erster dichtender Gesang in Zoppot, hört dann wieder auf bis 25. 3. erster voller Schlag zu hören ist, 6. 4. prächtiger Schlag, ziehende auch noch beobachtet. 1927: 23. 1. Dutzende, Männchen und Weibchen, unter Buchen beobachtet, 4. 3. erster Schlag. 1927—1928: Im ganzen Winter Männchen wie Weibchen in den Gärten beobachtet, 1928: 26. 3. erster Schlag. Fringilla montifringilla L. Der Bergfink. Dieser Nordländer ist bei uns nur Durchzügler, und auch wohl kein regelmäßiger. In manchen Jahren hört man oft auf dem Frühlingszuge ihre 3* 36 lockenden Rufe. Im Walde dicht bei Zoppot wimmelten an einem Zugtage, erster Ordnung sozusagen, alle Strauch er von rastenden Bergfinken, es war dies am 6. 4. 1922. Bis in den Mai hinein kann man einzelne mitunter noch beobachten, vor allem sitzen sie dann sehr hoch, z. B. auf den höchsten Buchenzweigen. Daten: 1922: 6. 4. überaus zahlreich im Walde rastend. 1925: 9. 5. noch einen in Zoppot. 1926: 6. 4. ein Schwärm streift nordwärts. 1927: 23. 4. einige in Buchen am Schloßberg. Passer domestica domestica (L.). Der Haussperling. Der übliche gemeine Brutvogel in der ganzen Stadt. Zahlreiche Scharen balgen sich auf den Straßen im Frühling herum, an allen Futterplätzen ist er gemein. In den Parkanlagen tritt er zurück. Eine Abnahme durch Uberwiegen der Autos ist hier nicht festzustellen. Der „Hafermotor" ist ja auch in Zoppot noch weit verbreitet. Biologisch interessant war mir oft, wie früh im Hochsommer die Tiere zu Neste fliegen „zur Nacht", im Juli z. B. oft um 4 Uhr nachmittags. In einem Neste in meiner Jalousie fand ich einmal nur ein Junges; man sollte bei seiner Menge eigentlich mehr vermuten. Die Jungen wurden mit Raupen gefüttert. Die Alten fingen sich in dieser Zeit sogar im Schlagnetz auf dem Balkon, wenn mit einem Mehlwurm geködert wurde, während sie sonst überaus mißtrauisch sind. Daten: 1923: 4. 2. lebhaftes Balgen der Paare, zwar frostloses Wetter, aber noch winterlich. 1925: 15. 2. Begattung, 22. 3. mit Futter am Nest. 1926: 22. 1. lebhaftes Locken, aber keine Balgerei, 29. 3. erst seit einigen Tagen mit Niststoffen. Passer montana montana (L.). Der Feldsperling. Für ihn ist ganz Zoppot mit seinen zahlreichen Gärten ein prachtvolles Brutgebiet, das er auch reichlich besiedelt hat. Auch in den schönen Nisthöhlen brütet er, wo immer nur Gelegenheit sich bietet. Herbst und Winter hält er sich in kleinen und größeren Scharen zusammen. Ganz regelmäßig fiel eine Schar in meinem Garten mit Sonnenuntergang während der Wintermonate in stets dem gleichen Strauch ein, um in einem benachbarten Baum sein Nachtquartier zu besuchen. Die Abfallhaufen der Rieselfelder werden von Riesenscharen im Sommer besucht. Daß der Feldsperling auch ausgesprochener Zugvogel in unserer Gegend sein kann, dafür sprechen Zugbeobachtungen am Danziger Strande. Daten: 1923: 4. 2. erst leise lockend, während Haussperlinge schon kämpfen. 37 Emberiza calandra calandra L. Die Grauammer. In unserer Gegend ist diese Ammer ausgesprochener Zugvogel, der dazu noch recht spät, im ersten Drittel des April ankommt. Man findet ihn am ehesten im Gebüsch am Bahndamm. Für Zoppot habe ich ihn nicht notiert, wohl aber für den Bahndamm bei Oliva, und nach Brösen zu. Es ist mir zweifelhaft, ob die Grauammer überhaupt zu den Zoppoter Vögeln zu rechnen ist, vielleicht hält sie sich auf dem Rennplatze auf. Emberiza citrinella L. Die Goldammer. Sie ist Jahresvogel, auch regelmäßiger Brutvogel in den Gebüschen der Parkanlagen und der Waldränder. Im Winter hält sie auf den Straßenbäumen aus und sucht die Straßen nach verlorenen Körnern ab. Im allgemeinen sind die vorkommenden Tiere, auch die Männchen, recht dunkel; selten sieht man einmal hellere. Tiere mit so leuchtend kanariengelben Köpfen, wie sie in anderen Gegenden Deutschlands vorkommen, sah ich hier nicht. Emberiza hortulana L. Die Gartenammer^ der Ortolan. Die Gartenammer macht in unserer östlichen Heimat ihrem Namen nirgends Ehre. Nie beobachtet man sie in den Gärten, nur auf Bäumen an Wegen und Chausseen ist ihr Biotop. Bei Zoppot ist mir nur die pom-mersche Chaussee unmittelbar an der Grenze als Gesangsort und damit auch wohl als Brutort bekannt, jedenfalls ist hier kein Versager zu erwarten, wenn man sie einmal jemandem vorführen will. Daten: 1924: 11. 6. singende Männchen. 1925: 24. 5. singende Männchen. 1926: 18. 7. noch singend. Die übrigen Ammern der Gattung Emberiza kommen nicht vor, auch die Rohrammer nicht. Es sei denn, daß letztere sich einmal auf dem Zuge zeigen mag. Ihr Biotop, der Rohrwald, ist hier nicht vorhanden, oder so klein, daß er ihr nicht zusagt. Passerina nivalis (L.). Die Schneeammer. Sie hat als Durchzugsvogel zu gelten. Wenn man ihr auch nur selten in den Zoppoter Dünen begegnet, so fehlt sie doch nicht ganz. Sehr häufig ist sie im Herbst und Winter im sonstigen Danziger Dünengelände zu beobachten, von Heubude ostwärts. Die größeren Bestände von Strandhafer und -roggen liefern ihr hier mit ihren Samen ausreichende Nahrung, 38 vor allem dort, wo die Samen sich in den kleinen Vertiefungen angesammelt haben. 1924 waren noch am 8. 4. einige Schneeammern im Winterkleide am Zoppoter Strande. Familie Alaudidae — Lerchen. Galer i da er ist ata (L.). Die Haubenlerche. Sie kommt zwar in Zoppot vor, aber nur gering an Zahl. Sehr zweifelhaft scheint mir, ob sie überhaupt zu unseren Brutvögeln zu rechnen ist. Bisweilen sieht man winters einzelne in den Straßen, lockend hörte ich sie im Frühling über die Gärten ziehen. Anscheinend handelt es sich um Stücke, die dann an ihre Brutstätten fliegen. Wenn die Haubenlerche auch bei Danzig Standvogel ist, so ist nach ihrem Winteraufenthalt auf größeren freien Plätzen in den Vorstädten doch wohl an ein winterliches Umherstreichen zu denken, das sie an geeignete Nahrungsbiotope führt. Bei winterlichen Spaziergängen auf unseren größeren Straßen mußte ich eigentlich immer das Negative, das Fehlen dieser Art, feststellen, auch bei Schnee. Lululla arborea (L.). Die Heidelerche. Ihr Biotop ist der Wald, vor allem der Waldrand, z. B. singt sie das ganze Frühjahr hindurch am Abhänge des kleinen Gaisberges. Sie gehört zu den wenigen Vögeln, die auch mitten in der Nacht singen. Jedenfalls hörte ich sie oft im Juni um Mitternacht. Sonst genügt die große Lichthelligkeit in der Zeit der Sonnenwende doch noch nicht für die Vogelwelt, um nächtliche Gesangestätigkeit hervorzurufen. Vom Waldrande entfernt sie sich nicht. Nur auf dem Zuge kann man fliegende Heidelerchen an der Küste beobachten. Daten: 1922: 5. 3. singt die erste Heidelerche im Walde. 1923: 24. und 25. 3. noch ziehend, Richtung N nach S. 1926: 16. 5. noch singend, 10. 7. am Waldrand an der polnischen Grenze singend. 1928: 10. 5. noch singend, Waldrand. Alauda arvensis arvensis L. Die Feldlerche. Sie ist Brutvogel im Felde und auf dem Wiesengelände Zoppots, singt also erst außerhalb der Stadt im engeren Sinne. Dies ist ja auch für sie als Feld- und Wiesenvogel selbstverständlich. Ungemein häufig ist sie aber als Zugvogel im ganzen Zoppoter Gebiet zu beobachten, wie es sich aus den unten angeführten Daten ergibt. 39 Daten: 1922: 22. 2. erste Lerche beobachtet, ostwärts ziehend, morgens 7 Uhr, 26. 2. erster schöner Vorfrühlingstag, viele Lerchen ziehen von Heia her, genau südwärts. 1923: 1. 3. erste Lerche zieht durch Zoppot, kalter Seenebel. Krähenschwarm zieht nach SO, 25. 3. noch ziehend. 1924: 9. 3. erste Lerche über Zoppot ziehend, trotz kalten Winterwetters, sonst nur Krähen ziehend, 23. und 24. 3. viele ziehend, Richtung NO oder O. 1925: 15. 2. erste Lerche in Zoppot von N nach S, 22. 3. auch über dem Walde ziehend, Richtung von N nach S. 1926: 1. 3. sehr zahlreich ziehend, von N nach S, 23. 3. noch ziehend, von N nach S, 6. 4. hoch fliegend und ziehend, von NO nach SW. 1927: 1. 3. erste Lerche, fliegt von NW nach SO, 2. 3. zahlreich ziehend von N nach S, 3., 4. und 5. 3. immer zahlreich ziehend. Eremophila alpestris flava Gm. Die Alpenlerche. Früher ist sie aus der Gegend von Zoppot gemeldet worden, Böck 1844. Die Alpenlerche überwinterte seit Jahrhunderten regelmäßig im Ödland bei Langfuhr (Gr. Exerzierplatz), hielt sich auch an der See bei Brösen auf. Oft konnte ich sie in diesem Gebiet feststellen, dagegen nie bei Zoppot. Sie hält sich nach meinen Beobachtungen am Zoppoter Strande nicht auf; denn trotz täglicher Wanderungen sah ich sie hier nie. Wohl aber ist es möglich, daß sie sich gelegentlich auf dem ausgedehnten Rennplatz einfindet, vor allem in Zukunft, da ihre alte Winterherberge, das Ödland in Langfuhr, durch Bebauung überaus stark eingeschränkt ist. Zu den sicheren Zoppoter Vögeln möchte ich sie vorläufig nicht rechnen. Familie Motacillidae — Bachstelzen und Pieper. Anthus campestris campestris (L.). Der Brachpieper. Er gehört nicht zu unseren regelmäßigen Brutvögeln. Sein Lebensbiotop ist hier nicht ausgeprägt genug vorhanden. Die Ödflächen am Walde sind zu klein, andere zu belebt (Rennplatz), als daß sie ihn anlocken könnten. Jedoch hört und sieht man vereinzelte auch im Zoppoter Gelände. Z. B. saß einer laut lockend auf Stacheldraht auf den Rieselfeldern und trieb sich dann 40 auf der Heidefläche umher. 1925 am 21. 6. 1928 lockte ein Exemplar immer wieder am Waldrande, auf Sandflächen in der Nähe der Kollathstraße den halben Juli hindurch, sodaß an ein Brüten gedacht werden muß. Anthus trivialis trivialis (L.). Der Baumpieper« Nur im Kiefernhochwalde ist er zu hören und zwar jenseits des Schmierauertales, also schon sehr an der Grenze des Zoppoter Gebietes. Hier schreitet er auch zur Brut. Die übrigen Biotope genügen ihm nicht. Auch der Kiefernhochwald, der ja dicht an die Stadt heranreicht, scheint ihm nicht zuzusagen. Diese Stellen sind ihm wohl zu belebt. Er ist für das Zoppoter Gelände also ein spärlicher Brutvogel. Anthus pratensis (L.). Der Wiesenpieper. Er trifft so früh im Jahre ein, daß man versucht ist, an ein Uberwintern einzelner Stücke zu glauben, wie aus den unten angeführten Daten und aus anderen nicht notierten Beobachtungen hervorgeht. Er bewohnt in unserer Gegend die feuchten Wiesen, vor allem bei den Rieselfeldern. Hier ist er als Brutvogel anzusehen. Es ist dies aber wohl auch die einzige Stelle bei Zoppot, die als Brutstätte in Frage kommt. Daten: 1923: 4. 2. einige auf einer Weide bei den Rieselfeldern, frostloses Wetter, aber sonst noch vollkommen Winter, 25. 2. ebenda, 1. 3. ebenda. 1924: 25. und 27. 7. singt noch ebenda. 1925: 21. 6. auf den Rieselfeldern. Motacilla flava flava L. Die gelbe Bachstelze, Schafstelze. Von ihr gilt in Hinsicht ihrer Verbreitung dasselbe wie von der vorigen Art. Nach dem regelmäßigen, alljährlichen Vorkommen zur Brutzeit, kann man vielleicht auf ein Brüten schließen, wennschon kein sicheres Merkmal vorliegt. Im allgemeinen sind nur immer wenige Exemplare vorhanden, die sich gern auf dem Stacheldraht der Rieselfelder wiegen. Die nordische Schafstelze, M. fl. thunbergi, beobachtete ich hier nicht, im Gegensatz zu anderen Stellen im Danziger Gebiet. Daten: 1923: 6. 5. auf den Rieselfeldern vorhanden. 1925: 21. 5. ebenda. 1927: 18. 7. mehrfach auf den Rieselfeldern. 41 Motacilla cinerea cinerea Tunst. Die Gebirgsbachstelze. Sie gehört zu unseren wertvollsten Brutvögeln. Es ist ein eigentümliches Gefühl für den Beobachter, diesen doch ursprünglich ganz auf Gebirge und Hügelland beschränkten Vogel nun am Meeresstrande laufend und fliegend festzustellen. Ihr haben die raschfließenden Höhenbäche, die nach unserem Gefühl in ihrem Wesen mit den Gebirgsbächen vollkommene Ubereinstimmung zeigen, so zugesagt, daß sie hier zur Brut schritt. 1898 wurde sie zum ersten Male aus der Neustädter Gegend gemeldet.1) Weitere Durchforschung unserer Heimat lieferte auch immer weitere Aufenthalts- und Brutnachweise aus dem westpreußischen Hügellande und auch an der Küste. In Zoppot hielt sie sich in den letzten Jahren nur an einem Wasserüberfall bei Stolzenfels und dem sich hieran anschließenden Bache auf. Oft konnte man sie hier über die Wiese am Fuße des Höhenrandes fliegen sehen. Bis auf den Seestrand dehnte sich ihr Nahrungsbiotop aus. Ich beobachtete Alte mit Futter im Schnabel, sowie die junge Brut. Immer waren es aber nur ein oder zwei Paare. Leider scheint die Veränderung, sprich „Meliorierung", des Baches und Wiesengeländes, ihr sehr unangenehm gewesen zu sein. In den Sommern 1^26, 1927 habe ich kein Stück mehr beobachten können, vielleicht findet sie sich aber doch mit dieser Veränderung in Zukunft ab. 1928 brachte sie wieder. Daten: 1922: 9. 5. bei Stolzenfels. 1924: 18. 5. Alte mit Futter im Schnabel an einem Wiesenbach an der Nordstraße, 26. 5. altes Männchen, ängstlich lockend, füttert flügge Junge. 1925: 1. 6. flügges Junges im Nordpark, 7. 6. altes Exemplar an der Wiese dicht bei Stolzenfels, 10. 6. ebenda. 1928: 28. 4. ein singendes Männchen im und am Teich bei Stolzenfels. Motacilla alba alba L. Die weiße Bachstelze. Diese scheint zu den Vögeln zu gehören, die ihren ursprünglichen, doch mehr oder weniger auf die Nähe der Gewässer beschränkten Biotop ausdehnt. Es ist jedenfalls auffällig, daß sie z. B. hier wie auch sonst an unserer Küste bis zur frischen Nehrung herauf so häufig in den Dünen beobachtet wird, wie kaum ein anderer Vogel. In Zoppot hält sie sich auch sehr häufig in den Gärten auf, auch auf den Straßen der Oberstadt kann *) Literaturang-aben: Ibarth, „Uber die Verbreitung- von Motacilla boarula, besonders in Westpreußen." Ornith. Monatsschrift 42, Nr. 6, p. 167—170. 42 man sie sehen, ebenso auf den dortigen Straßenbäumen. Nahrungsuchende sieht man sehr häufig an dem Wellensaum der Küste. Sehr auffällig ist vor allem im Herbst die Zugerscheinung gerade dieser Art, besonders im September und Oktober. Vereinzelte können auch noch im Dezember und Januar an der Küste beobachtet werden. 1922: 6. 4. die ersten in Zoppot. (Ein Zugtag erster Ordnung), 17. 9. sehr starker Zug, morgens 7 Uhr, Richtung von Heia her über See nach S. 1923: 29. 9. seit Tagen Zug in Flügen von 100 und mehr, besonders abends, nach S. 1924: 5. 4. die ersten in Zoppot, 26. 7. auf Rieselfeldern, 3. 9. auf Rieselfeldern, 7. 9. den ganzen Tag ziehend, von O nach W und von S nach N. 1925: 11. 9. zahlreich ziehend, starker Kleinvogelzug. 1926: 28. 3. über Zoppot ziehende nach S, 4. 4. am Strande, etwa 6 im Bach badend. 1927: 18. 7. einige auf den Rieselfeldern, 8. 10. mehrfach ziehend, von N nach S. 8. 10. mehrfach ziehend, von N nach S. Familie Certhiidae — Baumläufer. Certhia familiaris L, Lang-kralliger oder Waldbaumläufer. Er ist seltener im Gebiet als die folgende Art; aber einige hört man doch immer wieder. Ob sie zur Brut schreiten, ist eine offene Frage. Ohne Belege wage ich auch nicht die Unterart zu nennen. Sicher ist nur die Tatsache, daß, dem Gesänge nach, auch diese Art hier vorkommt, und zwar hörte ich sie im Rathausgarten, bzw. am Ostseehotel, dort, wo recht hohe Baumgruppen, Eichen, Buchen und Fichten einen besonderen Biotop, den Wald, darstellen. Certhia brachydactyla brachydactyla Brehm. Kurzkralliger oder Gartenbaumläufer. Vom Frühling an singt er sehr häufig bis Ende Mai im Nordpark, an denselben Stellen wie die vorige Art und auch im Walde. Wenn ich ihn auch nicht direkt beim Neste sah, so kann man ihn doch wohl zu den Brutvögeln rechnen. Auch im Herbst und Winter sind einige regelmäßig an den großen Bäumen der Parkanlagen zu sehen und ihre Lockrufe zu hören. Daten: 1922: 27. 5. noch singend. 1924: 9. 4. gut singend. 43 1925: 16. 2. singend, ebenso in den folgenden Wochen, bis 31. 3, 24. 5. singt und lockt viel, 20. 10. rufend. 1926: Anfang Februar (10. 2. notiert) noch nicht singend. Familie Sittidae — Kleiber. Sitta europaea L. Der Kleiber. Die Kleiber sind regelmäßige Brutvögel im Nordpark. Um welche Unterart es sich handelt, ist nicht klar. Sie sind, soweit es sich draußen feststellen ließ, hellbäuchig, aber nicht so hell, wie ostpreußische. Andererseits kommen in unserer Gegend, z. B. Langfuhr, Kleiber vor, die mehr grau- als hellbäuchig sind, wie ein 1928 erbeutetes Stück zeigt. Die Art wird das ganze Jahr hindurch beobachtet. 1922: 22. 2. pfeifend, 27. 5. noch pfeifend. 1923: 1. 3. lebhaft lockend. 1924: 27. 2. pfeifend, trotz Kälte und hohem Schnee, 26. 3. pfeifend. 1925: 20. 1. zum ersten Male pfeifend, leichter Frost, in den folgenden Tagen wieder ruhig, 15. 2. pfeift täglich, 23. 5. füttert Junge in hohlem Baum. Die Jungen sind unten dunkel. 1926: 24. 1. pfeift in der Südstraße. Bis Anfang Mai pfeifend. Familie Paridae — Meisen. Parus major major L. Die Kohlmeise. Sie ist gemeiner Brutvogel und Bewohner von Park, Garten und Haus. Am Futterplatz ist sie wohl die häufigste Meise. Sie macht zwei Brüten. Daten: 1922: 22. 2. singend, 27. 5. wieder singend. 1923: 5. 2. erster Frühlingsruf, in den folgenden Tagen erste strenge Kälte des Jahres, 15. 3. noch gut singend. 1924: 27. 2. gut singend, trotz Kälte. 4. und 24. 3. gut singend, trotz Winter. 1925: 26. 1. mittags lockend. 44 1926: 10. 2. singend, 17. 4. noch singend, 10. 7. Alte, die Jungen führend. 1927: 8. 1. erster Frühlingsruf, 6. 3. gut singend, 1. 6. Junge aus einem Gartenbriefkasten flügge. 1928: 23. 1. erster Frühlingsruf, 26. 4. noch immer gut singend. Parus caeruleus caeruleus L. Die Blaumeise. Von ihr gilt dasselbe wie von der Kohlmeise. Bisweilen ist sie häufiger als die vorige Art. Ich beobachtete sie als Hausbrüter in einem Mauerloch, das anscheinend als Luftloch in eine Kammer führte. Auch die Berlepschen Nisthöhlen bezieht sie hier sehr häufig, auch an belebten Straßen. 1922: 27. 5. in einer Nisthöhle brütend. 1923: 12. 3. gut singend. 1924: 17. 1. starker Meisenzug im Nordpark, vor allem an Blau- meisen. 1925: 15. 5. in einer Nisthöhle brütend, 23. 5. füttert Junge in hohlem Baume, 1. 6. noch Junge in einem anderen Baumnest. 1926: 20. 2. täglich singend, 6. 4. in einer Nisthöhle brütend, 10. 7. Alte mit Jungen. Parus ater ater L. Die Tannenmeise. Sie ist viel seltener im Stadtgebiet als die Kohlmeise. Im Nordpark stellte ich sie nur einmal fest, am 15. 4. 1926. Ihr Wohn- und Nahrungsbiotop ist nun einmal mehr der Nadelwald, daher kann man sie dort eher finden. Futterplätze besucht sie in Zoppot nur in der Waldnähe. Parus eristatus L. Die Haubenmeise. Sie ist sicherer, aber seltener Brutvogel des Gebietes. Wie die vorige Art tritt sie sehr an Zahl gegen die anderen zurück. Sie bevorzugt die abgelegenen Teile des Nordparkes, nach der Grenze zu, kommt aber auch im Kiefernwalde vor. Um welche Unterart es sich in unserem Gebiet handelt, 45 kann ich bisher nicht sagen; ich möchte sie nach den bisherigen Feststellungen für Parus cristatus mitratus halten. Daten: 1926: 25. 1. im Nordpark umherstreifend, 10. 7. ebenda. 1927: 21. 3. schlüpft in einen hohlen Erlenstamm zum Neste, dicht an der Grenze. Parus palustris L. Die Sumpfmeise. Auch sie ist häufiger Brutvogel, an Individuenzahl der Blaumeise wohl gleich. Ihre Biotope sind Gärten, aber vor allem die größeren Parkanlagen, dort, wo sich hohle Bäume finden. Auch auf allen Futterplätzen findet sie sich ein. Die mattköpfige Sumpfmeise hörte ich bei Zoppot nicht, sie kommt zwar im Danziger Gebiet vor, aber anscheinend nur auf dem Zuge. Daten: 1922: 22. 2. gut singend. 1923: 25. 2. zum ersten Male singend (Klapperstrophe), 15. 3. noch gut singend, 3. 6. am Nest im Baumstamm, 24. 6. füttert Junge. 1924: 27. 2. gut singend, trotz starker Kälte und hohem Schnee, 22. 3. noch gut singend. 1925: 20. 1. erster Gesang, dann wieder still, 15. 2. gut singend, 22. 3. gut singend, 23. 5. in einer Erle brütend (Stolzenfels), 1926: 10. 2. singend, 22. 3. noch gut singend, 15. 4. im Nistkasten. 1927: 6. 3. singend. Aegithalos caudatus caudatus (L.). Die weißköpfige oder nordische Schwanzmeise. Im Winter treiben sich größere Scharen regelmäßig auf der Nahrungssuche, vor allem in den Gärten, umher. Man sieht aber nur die osteuropäische weißköpfige Form, nie die dunkelköpfige westliche. Im Sommer sind einzelne Brutvögel. Ich sah dann auch Alte mit Futter im Schnabel; ihr Nest verrieten sie mir allerdings nicht. Daten: 1922: 9. 5. Nordpark, 27. 5. Nordpark. 1923: 21. 1. eine große Schar in Gesellschaft von Blau-, Kohl- und Sumpfmeisen. 46 1926: 20. 2. eine Schar in Gärten, 13. 4. und 15. 4. im Nordpark, 10. 7. mit flüggen Jungen im Nordpark. 1928: 11. 3. etwa ein Dutzend in den Gärten und Straßenbäumen der Heidebergstraße. Regulus regulus regulus (L.). Das Wintergoldhähnchen. An seinem Brüten im Nordpark ist wohl kein Zweifel. Sein Wohnbiotop sind die hohen Fichten, die in größeren und kleineren Gruppen waldartig zusammenstehen. Aus der Höhe hört man im Frühling und Vorsommer immer wieder den Gesang dieser Art. Daß sonst, vor allem im Winter, regelmäßig Scharen zu sehen sind, ist selbstverständlich. Das Goldhähnchen gehört zu den Vögeln bei uns, dessen Stimme man regelmäßig bei jedem Spaziergang und Wetter, und sei der Wintertag noch so unangenehm und finster, hört. Oft genug zeigt es sich auch, wenn man nur die nötige Ruhe und Geduld hat, in geringstem Abstände oft in Armlänge. Mitunter ist bei dieser Art die Zugerscheinung überaus großartig an unserer Küste ausgeprägt. Uberall an zusagenden Stellen wimmelt es dann von den flinken kleinen Tieren, von überall tönt ihre Stimme; viele lassen auf diesem Zuge bereits ihren Gesang hören. Das Sommergoldhähnchen, Reg. ignicapillus, stellte ich bisher nicht mit Sicherheit fest. Es zieht zwar an unserer Danziger Küste entlang, aber für Zoppot kann man es bisher nicht als sicher melden. Von den alltäglichen Daten seien einige genannt: 1922: 27. 5. singend im Fichtenwäldchen bei Stolzenfels. 1923: 15. 4. überall große Flüge in Zoppoter Gärten, 25. 5. im Zoppoter Nordpark singend. 1926: 4. 4. und 5. 4. in der Südstraße singend (Zug), 6. 4. überall ziehend, singen aber auch, 15. 4. sehr zahlreich. Familie Laniidae — Würger. Lantus collurio L. Rotrückiger Würger. Von den Würgern ist er der einzige Brutvogel des Gebietes. Die übrigen zeigen sich hier nicht einmal auf dem Zuge, obwohl der Raubwürger, Lan. excubitor, sonst an der Danziger Küste ein regelmäßiger Durchzügler ist. Als unregelmäßigen Brutvogel betrachte ich ihn nur für das Berberitzengesträuch am Rieselfeld. Er ist aber stets als eine Seltenheit anzusehen. 1928 hielt sich am 28. 4. auch einer im Nordpark und auf Bäumen der Nordstraße auf. 47 Familie Ampelidae — Seidenschwänze. Bombycilla garrulus garrulus (L.). Der Seidenschwanz. Für unser Gebiet ist er keine winterliche Seltenheit, sondern eine regelmäßige Erscheinung, die Anfang November eintrifft und sich so lange aufhält, wie Nahrung da ist. In den strengen Wintermonaten, Januar und Februar ist er seltener zu sehen. Auf dem Rückzüge hält er sich auch nicht lange auf. Sein Nahrungsbiotop; denn es kann sich ja nur um solchen handeln, sind vor allem die Ebereschenbäume, z. B. in der Parkstraße, Aber auch die Mistelbeeren verzehrt er mit Wohlbehagen. In manchen Jahren, z. B. 1925, ist er zahlreicher zu sehen als in anderen, es hängt dies wohl mit der mehr oder minder großen Nahrungsmenge hier oder an anderen Orten zusammen. Familie Muscicapidae — Fliegenschnäpper. Muscicapa striata striata (Pall.). Der graue Fliegenschnäpper. Er gehört zu den Brutvögeln, ist aber nicht gerade häufig zu nennen. Auch in den Gärten und an den Häusern ist er zu sehen. 1926 fütterte er am 10. 7. flügge Junge. Muscicapa atricapilla atricapilla L. Schwarzrfickiger oder Trauer-Fliegenschnäpper. Im Nordpark ist er ein eifriger und häufiger Sänger. Die ausgehängten Halbhöhlen sind fast alle von ihm bewohnt. Bevorzugter Biotop sind die nassen Stellen, dort, wo hohe Erlen stehen und viel Unterholz sich findet. Häufig sieht man auch die jungen, nicht schwarz, sondern braun gezeichneten Männchen. Daten: 1921: 26. 5. die Jungen sind flügge, 1922: 9. 5. gut singend, 27. 5. brütet ein Paar in einer Nisthöhle für Höhlenbrüter, die aber oben keinen Deckel mehr hat. 24. 6. Alte füttern flügge Junge. Muscicapa collaris Bechst. Der Halsbandfliegenschnäpper. Nur einmal glückte es, diesen seltenen Vogel als Durchzügler (13. 5.1923) festzustellen. Er saß in den Fichtengruppen an einer Wiese des Nordparks. Bemerkenswert war, daß das einzige Belegstück dieser Art in unserem Danziger Museum zu genau derselben Zeit 1850 auf Heia erlegt worden war. 48 Auch die aus Rossitten gemeldeten Stücke sind am 2. und 12. Mai erbeutet worden. Bei einer so seltenen Art zeigt sich genauer als bei mancher häufigeren, wie regelmäßig sich der Zug abzuwickeln scheint. Diese Art kann wohl auch als weiterer Beweis für einen ausgeprägten Vogelzug an unserer Küste angesehen werden. Muscicapa parva parva Bechst. Der Zwergfliegenschnäpper. Er gehört seit Jahren zu den Brutvögeln in Danzigs Umgebung. Ob er auch in Zoppot zur Brut schreitet, wage ich noch nicht zu entscheiden. 1924 zeigte er sich auf dem Zuge (18. 5.). Juni 1927 sang er anhaltend im Buchenhochwäldchen am Schloßberg, also einem Lebensraum, der ihm auch sonst stets der liebste ist. In ihm besitzt Zoppot neben Karmingimpel und Gebirgsbachstelze einen der wertvollsten Vögel. Hoffentlich kommt es zur dauernden Ansiedlung und hoffentlich gelingt es, diesen Biotop am Schloßberg und die weitere Umgebung noch lange Zeit unzerstört durch „Verschönerung" zu erhalten. Phylloscopus collybita (Vieill.). Der Weidenlaubsänger. Der „Zilp-Zalp" singt aus allen Parkanlagen, größeren Gärten und auch im Walde. Er trifft als frühester Laubsänger ein und singt auch noch im späten Sommer und Herbst. Bei kaum einem läßt sich so schön sein erstes Eintreffen am Brutplatz feststellen wie bei ihm, weil er seinen kennzeichnenden Ruf sofort hören läßt. Daten: 1923: 10. 4. in Zoppot noch keiner (vergleichsweise in Breslau schon am 1. 4.), 15. 4. erster Gesang im Walde (weitere Umgebung von Zoppot), 29. 9. noch singend. 1924: 6. 4. erster Gesang, 15. und 16. 9. noch singend. 1925: 1. 10. noch singend. 1926: 6. 4. erstes Eintreffen, 15. 9. noch singend. 1927: 11. 4. erstes Eintreffen. 1928: 9. 4. im Walde bei Oliva zuerst gehört. Phylloscopus trochilus trochilus (L.). Der Fitislaubsänger. Sein Brutgebiet sind bei uns die halbhohe Kiefernschonung, ferner die Büsche an den Strandwegen und halbhohe Bäume in den Parkanlagen. In 49 den Gärten ist er nicht zu hören. Er zieht etwas abgelegene Stellen vor, die recht sonnig- sind. Daten: 1923: 15. 4. erster Gesang, am Danziger Strandwalde (Heubude), 22. 6. in Zoppot Nest mit halbflüggen Jungen. 1924: 15. und 16. 9. noch singend. 1926: 25. 4. erster Gesang im Danziger Strandwald (Heubude). Phylloscopus sibilatrix sibilatrix (Bechst.). Der Waldlaubsänger. Er macht hier seinem Namen Ehre; denn er singt immer aus den wirklichen Waldpartien des Nordparkes oder an anderen ähnlichen Stellen, z. B. aus den Buchen des Herbst'schen Grundstückes. Bevorzugter Biotop sind die lichten Buchenbaumbestände. Er ist bei weitem nicht so verbreitet wie der Weidenlaubsänger, auch der Fitislaubsänger ist häufiger. Es hängt dies offenbar damit zusammen, daß die drei doch recht verschiedenen Brutraum (oder Nahrungsraum?) brauchen. Am wenigsten einseitig ist der Weidenlaubsänger, der mit Garten und Wald vorlieb nimmt. Anspruchsvoller ist der Fitis, der die Gärten meidet und vor allem Untergehölz sucht, auch etwas dichteren Bestand bevorzugt, während der Waldlaubsänger Wald braucht. Daten: 1925: 2. 5. erster Gesang. 1927: 8. 5. erster (?) Gesang im Walde. 1928: 29. 4. erster (?) Gesang im Walde. Locustella fluviatilis (Wolf). Der Flußrohrsänger. Die Rohrsängerarten finden bei uns nicht zusagenden Wohnungsbiotop. Jeder dieser Sänger kann auch nur als Durchzügler angesprochen werden, der vielleicht an ihm einigermaßen zusagendem Orte Rast gemacht hat. So hörte ich am 11. 6. 1924 den obengenannten am Menzelbach in Zoppot singen, dort, wo dichtes Untergehölz zusammen mit Hopfen und anderen Schlingpflanzen dichtes Pflanzengewirr darstellt. Locustella luscinioides (Savi). Der Nachtigallrohrsänger. Am 15. 5. 1924 sang dieser Sänger auf der Wiese aus einem Garten am Fuße des Herbst'schen Grundstückes. Wie ich bereits früher bei diesem Biotop ausgeführt habe, handelt es sich hier offenbar um eine ehemals sumpfige Stelle, die den Vogel wohl zur Rast einlud. Da diese Art sich neuerdings bei uns ausbreitet1), dürfte das Vorkommen hier mit dem Vogelzuge an der Zoppoter Küste zusammenhängen. *) Lüttschwager, Ornithologische Beobachtungen im Danziger Gebiet, in Ornithor logische Monatsberichte XXXIV, 2. 1926. 4 50 Acrocephalus arundinaceus arundinaceus (L.). Der Drosselrohrsänger. Der kleine Teich hinter dem Schloßberg ist der einzige Biotop, der für ihn in Frage kommt; hier singt er auch eifrig den Sommer über, so daß an seinem Brüten wohl kein Zweifel zu sein braucht." Ebenso wie die vorige Art sang er auch einmal am Menzelbach, ein Zeichen dafür, wie anziehend ein bestimmter Biotop wirken kann, wenn er einigermaßen dem normalen Biotop entspricht. Wenn man bei allen diesen Einzelbeobachtungen, die doch immer nur nach Stunden zählen können, bedenkt, welche Fülle von Erscheinungen unbekannt bleiben, wie oft die Vögel durchziehen, ohne daß jemand sie gerade dabei feststellt, dann sind solche Einzelheiten doch vielleicht höher zu bewerten, als es scheint. Daten: 1924: 11. 6. am Menzelbach. 1925: 23. 5. und 7. 6. am Teich bei Stolzenfels. Acrocephalus scirpaceus Herrn. Der Teichrohrsänger. Ihn halte ich nicht für einen Brutvogel unseres Gebietes, wenn er auch bisweilen hier singt. Es handelt sich wohl immer um Durchzügler. So hörte ich ihn 1925 am 26. 5., als er aus einem Weidengebüsch am Strande sang, und am 5. 6. Hier hörte ich ihn von meiner Wohnung, Südstraße, in der Richtung vom Strande her. Ein sofortiges Nachsehen ergab keine weiteren Ergebnisse. Acrocephalus palustris (Bechst.). Der Sumpfrohrsänger. Dieser, in der Danziger Niederung so verbreitete Rohrsänger, ist bei uns recht knapp. Er sang aus dem Gebüsch auf den Wiesen am Rieselfelde noch Anfang Juli (1924), so daß man sein Brüten wohl vermuten kann, ebenso aus einem Weidengebüsch am Strande, dicht an der Grenze und Ende Juni 1923 aus dem Gebüsch, das auf der Wiese unterhalb des Schloßberges stand. Letztere Stelle ist durch „Meliorierungen" stark verändert, so daß er hier keine „Bleibe" mehr fand. Der Schilfrohrsänger (Acr. schoenobaenus) (L.) ist hier nicht zu hören. Hippolais icterina (Vieill.). Der Spötter. Zweifellos ist er in unseren Gärten und Parkanlagen derjenige Brutvogel, der durch seinen schönen Gesang am meisten auffällt. Wie oft mag er wohl als „Nachtigall" angesprochen werden! Für ihn sind ja auch gepflegte Gärten mit Flieder, Jasmin, Roter Johannisbeere, Spierstrauch usw. 51 der Biotop, den er jedem anderen vorzieht. Sein Einzug- in das Brutgebiet ist etwa Mitte Mai, wie aus den angegebenen Daten hervorgeht. Auffällig ist bei ihm, wie bei manchem anderen Park- und Gartenbewohner, wie stark ein bestimmter Strauch oder eine Gebüschanlage immer wieder von einem Brutpaar bevorzugt wird. Man kann ihn alljährlich mit Sicherheit an dem einen oder anderen Fleck feststellen. Daten: 1923: 13. 5. noch nicht in Zoppot, 14. 5. im Höhnepark bei Danzig singend. 1924: 14. 5. der erste in Langfuhr. 1926: 15. 5. erster in Zoppot, 10. 7. noch singend. 1927: 11. 5. erster in Zoppot, über Nacht —2° C, Schnee in den Gärten. 1928: 15. 5. nachdem wenige Tage vorher (11. 5.) schon einer dawar. Von den Grasmücken kommt die Sperbergrasmücke nicht vor, die Gartengrasmücke ist in einigen wenigen Paaren vertreten, der Mönch häufiger als die anderen. Häufig ist noch die Zaungrasmücke. Einige Paare der Dorngrasmücke sind auch vorhanden. Sylvia borin borin (Bodd.). Die Gartengrasmücke. Man hört sie am ehesten am Abhänge des Nordparks hinter Stolzenfels, der Laubwald ähnlichen Charakter hat; auch im Waldtale (Kaisertal) sang sie 1925. Ihr Biotop ist bei uns durchaus nicht der Garten, sondern etwas abgelegenere, lichte warmbestrahlte Gehölze. Daten: 1923: 13. 5. erster Gesang. (Spötter fehlt noch). 1925: 8. 5. im Nordpark singend. 21. 5. im Kaisertale singend. Sylvia atricapilla atricapilla (L.). Der Mönch. Er übertrifft an Zahl die anderen Grasmücken. Bäume und Gebüschgruppen sind ein bevorzugter Aufenthalt. Auch in den Gärten singt er fleißig und muß sich hier von Unkundigen als Nachtigall anschwärmen lassen. Sein feuriger Gesang ist ja auch ausgezeichnet zu nennen. Daten: 1922: 9. 5. schon im Nordpark singend, 27. 5. überall in den Gärten singend. 1923: 7. 5. erster Gesang (am Tage vorher kein Gesang). 1924: 10. 5. erster Gesang. 1925: 8. 5. erster Gesang, 1. 6. Pärchen mit Futter im Schnabel. 4* 52 1926: 29. 4. Brentau bei Langfuhr erster Gesang, in Zoppot noch nicht, 10. 7. noch singend. 1927: 6. 5. erster Gesang. 1928: 6. 5. erster Gesang. Sylvia communis communis Lath. Die Dorngrasmücke. Ihr bevorzugter Brutbiotop sind die Gebüsche am Strande des Nordparkes. Aber es scheinen nur wenige Exemplare vorhanden zu sein. Auf dem Rieselfelde saßen am 21. 6. 1925 Alte mit Futter im Schnabel im Berberitzenstrauch. Sylvia curruca curruca (L.). Die Zaungrasmücke, das Müllerchen. Nach dem Mönch ist sie die verbreiteste Grasmücke. Ihr Aufenthalts-biotop sind die Klein- wie die Großgärten, sofern sie nur genügend Büsche haben. Aber auch im Park, den Friedhofsanlagen und dem Walde ist sie gut vertreten. Ihre Ankunftszeit ist auch alle Jahr recht regelmäßig. Daten: 1922: 26. 4. erster Gesang. 1923: 30. 4. „ 1924: 9. 5. „ 1925: 6. 5. „ 1926: 2. 5. „ 1927: 1. 5. „ 1928: 29. 4. „ 5. 6. flügge Junge verlassen das Nest. Ob die Drosseln früher bei uns häufiger waren als jetzt, sei dahingestellt. In einer Danziger Zeitung findet sich 1925 eine Abhandlung über Zoppoter Drosselfeste. Hiernach sollen früher, Anfang des 19. Jahrhunderts, Danziger zum Drosselfang nach Zoppot gezogen sein, um diese Leckerbissen zu erwerben. Ich möchte nicht aus dieser alten Gewohnheit schließen, daß diese Tiere häufiger waren als jetzt. Es war nur die Landschaft eine andere. Der Biotop hat sich aus der feuchten Wildnis mit ihrem dichten Unterholz in einen Promenadenpark verwandelt. Im Herbst beobachtet man noch heute am Menzelbach im dichten Unterholz mit seiner reichlichen Beerennahrung größere Scharen von Drosseln. Meist sind dies Weindrosseln. Ferner sieht man zur Zugzeit immer wieder größere Flüge. Allerdings fallen diese heutigen Tages eher dort ein, wo weniger Menschen sind und ihr Nahrungsbiotop günstiger ist, z. B. zwischen Weichselmünde und Heubude, und bei Westl. Neufähr. Hier ist für sie ausgezeichnetes Gelände. Dichter, halbhoher Wald, Unterholz mit teilweise feuchtem Untergrund. Es fehlen im Zoppoter Gebiet Wachholderdrossel und Misteldrossel. Letztere hält sich dagegen im OlivaerSchloßgarten alle Winter in den Mistelbüschen auf. 53 Turdus philomelos philomelos Brehm. Die Singdrossel. An ihrem Brüten im Nordpark ist kein Zweifel; denn ich sah sie mit Futter im Schnabel. Nur wenige, vielleicht zwei Paare, sind aber bisher dort vorhanden. Die Singdrossel will bei uns, wie früher die Amsel, Parkvogel werden, in die Gärten kommt sie aber bisher nur sehr selten. Auffällig war, daß April 1928 im benachbarten Dirscbau, jetzt Tczew, die Singdrossel aus einem Friedhof dicht an der Straße sang, dort scheint die Ansiedlung also gleichzeitig fortzuschreiten. Im Kiefernwalde, Schmierauertal, Kaisertal usw., in der weiteren Umgebung Zoppots, singen Singdrosseln zahlreich. Gewöhnlich singen sie anfangs März zum ersten Male. Daten: 1924: 16. 4. in Zoppot singend, auch mittags, 11. 6. mit Futter im Schnabel (Nordpark). 1927: 7. 3. erster Gesang in Zoppot. 1928: 30. 5. noch singend im Nordpark. Turdus musicus L, (T. iliacus). Die Weindrossel. Sie kommt als Durchzügler, wie an der ganzen Danziger Küste, regelmäßig bei uns im Herbst wie im Frühling vor. Im Frühling finden sich größere, leise singende Scharen im Walde ein. Mitten im Winter, 2. 12. 1925, sah ich eine Weindrossel, die mit einem Star und zahlreichen Seidenschwänzen die Ebereschenbäume in der Parkstraße plünderte. Turdus merula merula L. Die Amsel. Zoppot galt langfe Zeit als an der Ostgrenze des Verbreitungsgebietes der Gartenamsel gelegen. Neuerdings hat sich die Gartenamsel weiter ostwärts verbreitet, z. B. ist sie auch in Dirschau.1) Sie ist einer der häufigsten Brüter in den Gärten und Parkanlagen. Das ihr so zusagende Gartengelände hat ihre Umsiedlung als „Gartenamsel" hier sehr früh begünstigt. Von einer Scheuheit der „Waldamseln" ist hier nicht die Rede; auch im Recknitztal benehmen sie sich wie Parkamseln. Dasselbe stellte ich 1925 im Bergwalde des Riesengebirges bei Krummhübel fest. Sind dies nun wieder Rückwanderer aus den Parkanlagen? Dies ist kaum anzunehmen; oder ist die früher doch so betonte Scheuheit verschwunden? Es überwintern Männchen wie Weibchen in ziemlich gleicher Zahl. Mitunter sieht man im Winter eine ganze Schar zusammen in den Gärten im Laube suchend; ich zählte bis sechs in meinem Garten. Amseln sind hier Standvögel; einige Daten seien mitgeteilt. *) Siehe auch Lüttschwager, »Der Drausensee bei Elbing", Danzig 1925, pg. 56. 54 Daten: 1923: 13. 1. Männchen und Weibchen im Nordpark, 21. 1. und 25. 2. Männchen und Weibchen im Nordpark, 16. 3. erster Gesang, 5. 5. vier nackte Junge in einem Nest. 1924: 17. 1. Paarung und Begattung bei hohem Schnee und mehreren Kältegraden. Dies ist auffällig früh, zumal noch kein Gesang, 25. 5. halbflügge Junge. 1925: 6. 1. Männchen wie Weibchen zu sehen, 19. 3. erster Gesang, noch zaghaft, 22. 3. besserer Gesang, 31. 3. abends voller Gesang, 4. 5. noch singend, 23. 5. fütternd, Nest in hoher Erle, 7. 6. fütternd, andere singend (2. Brutbeginn?). 1926: 18. 2. erster Gesang, 25. 4. Nest mit vier Eiern, 10. 7. Alte mit flüggen Jungen. 1927: 10. 1. Männchen wie Weibchen zahlreich, 9. 3. erster Gesang, 1928: 6. 3. erster Gesang in Langfuhr, 7. 5. noch singend, 30. 5. wieder voll singend, 2. Brut. Saxicola oenanthe oenanthe (L.). Der Steinschmätzer. Einige Paare treiben sich gewöhnlich alljährlich im Zoppoter Gebiet umher, benehmen sich auch so, daß man auf ein Brüten schließen muß. Auch auf dem Zuge sind sie immer wieder festzustellen, einen toten nahm ich aus dem Stacheldraht des Rieselfeldes, in dem er wohl während des Nachtzuges hängen geblieben war. Der dichte Stacheldraht wird gefährlich für fliegende wie darauf sitzende Vögel. Vor meinen Augen blieb auch einmal ein Star beim Abfliegen in ihm hängen und brach sich den Lauf mehrfach. Ihr Brutbiotop war bei uns 1921 die Umgebung der Ziegelei am Realgymnasium, ferner ein Steinhaufen, der jetzt schon jahrelang in der Unterstadt (früher Charlotten- jetzt Beethovenstraße) liegt. Sommer 1927 trieben sich einige zusammen mit ihren flüggen Jungen in den sonnigen Gärten der Kollathstraße umher. Hier spielte wohl weniger der Garten als vielmehr die Umgebung (Ödland) eine Rolle; der Garten wurde nur als Nahrungsbiotop aufgesucht. 1922, 17. 9., zogen zwei Steinschmätzer von Heia südwärts nach Glettkau, zusammen mit Rauchschwalben und Totanusarten. 55 Pratincola rubetra rubetra (L.). Der braunkehlige Wiesenschmätzer. Da die feuchte Wiese sein bevorzugtes Brutgebiet ist, findet man ihn nur selten bei uns. Regelmäßig brüten einige wenige Paare in den Gebüschen, die an den Wegen auf den nassen Wiesen an den Rieselfeldern stehen. 1924 sah ich ihn mit flüggen Jungen, am 1. 7. Phoenicurus phoenicurus phoenicurus (L.). Der Gartenrotschwanz. Sein Bestand scheint zu wechseln. Jedoch ist er Brutvogel in den Gärten. In den Parkanlagen hört man ihn wenig. Im Frühling hört man ihn häufiger, allerdings handelt es sich dann um Durchzügler, die nicht hierbleiben. Daten: 1922: Ende Mai im Nordpark als fehlend notiert, einige Wochen vorher war er vorhanden. 1923: 30. 4. erster Gesang. 1924: 26. 4. erster Gesang. 1925: 19. 6. fing sich ein flügges Junges bei mir im Zimmer (Südstraße). 1927 und 1928 singend auf der Kaiserhöhe und Umgebung. Phoenicurus ochruros gibraltariensis (Gm.). Der Hausrotschwanz. Er ist seit längerer Zeit hier ansässiger Brutvogel, der häufig unter den Ziegeldächern der Häuser brütet, auch in den Parkanlagen ist er zu hören, z. B. am Manzenplatz. Hier ist sein Biotop aber nicht etwa der Park, sondern die Umkleidehalle an diesem Sportplatz. Auch von den Häusern, die unmittelbar an der See liegen, hört man seinen Gesang. Ich sah graue wie schwarze Tiere. Daten: 1922: 6. 4. singend (Feuerwehrhaus), 1923: 11. 4. erster Gesang, 1924: 5. 4. erster Gesang, 3. 10. noch singend. 1925: 26. 5. um 2x/2 Uhr schon singend, 10. 9. noch singend. 1926: 6. 4. erster Gesang, 1. 9. noch singend. 1927: 19. 3. erster Gesang, 8. 10. noch singend. 1928: 31. 3. erster Gesang. In der Zeit von 1921—1928 ließ sich weder Sprosser noch Nachtigall feststellen. Auch in Oliva und der nächsten Umgebung von Danzig konnte ich keine Art feststellen. 1927 soll im Höhnepark und bei Glettkau _56_ eine der beiden Arten gesungen haben. Ich fand nicht Gelegenheit, die Angaben zu bestätigen. 1928 am 30. 5. hörte ich hier seit 7 Jahren zum ersten Male einen Sprosser, sah ihn auch mit zwei Naturwissenschaftlern, die ich führte. Er sang ausgiebig im Nordpark, an einer dicht verwachsenen Stelle in der Nähe des Strandes. Sein Singen war noch am 3. 6. und am 6. 6. zu hören. Später nicht mehr, auch kein Lockruf. Es schien ein Männchen zu sein, das sich anzusiedeln versuchte, ob mit Erfolg, bleibt sehr zweifelhaft. Ebenso singt nirgends das Blaukehlchen hier, während es in der Danziger Niederung doch noch mannigfach singt und brütet. Erithacus rubecula rubecula (L.). Das Rotkehlchen. Es ist ein sehr häufiger vBrutvogel in den größeren Parkanlagen, aber auch im Nadelwalde. In den Gärten der Oberstadt halten sie sich im Frühling in größerer Zahl eine Zeitlang singend auf, ohne hier zur Brut zu schreiten. Gerade für diese Bodenbrüter scheint die in Zoppot wie anderswo bestehende Katzenplage das Haupthindernis ihr§r weiteren Ausbreitung zu seip. Im Herbst, bis in den Oktober hinein, dauert ein ausgeprägter Rotkehlchenzug an. Im Winter ist nur selten einmal ein Rotkehlchen bei uns festzustellen. Jedoch liegen Fälle eines gelegentlichen Vorkommens vor, meist wird es sich dann aber wohl um Durchzügler aus anderen Breiten handeln. Jedenfalls setzt auch im Frühling ein gut zu beobachtender Rotkehlchenzug ein. Daten: 1923: 10. 4. schon häufig vorhanden, 10. 6. guter Gesang zur zweiten Brut, 29. 9. überall im Park lockend. 1924: 16. 4. singend. 1925: 21. 5. noch singend, 1. 6. flügge Junge im Nordpark, 7. 6. Gesang zur zweiten Brut. 1926: 6. 4. überall gut singend, 10. 7. Junge im Nordpark, 15. 9. ausgeprägter Rotkehlchenzug. Familie Accentoridae — Braunellen. Prunella modularis modularis (L.). Die Heckenbraunelle. Sie ist bei uns eine große Seltenheit. In einem Jahre, 1923, schien es, als ob sie zur Brut schreiten wollte, da sie sich noch im Juli an einem für sie sehr zutreffenden Biotop, Lärchenwäldchen auf einer Wiese in 57 der Nähe eines Fichtenwaldes, aufhielt. Leider konnte ich aus Zeitmangel nichts Sicheres feststellen. 1927 beobachtete ich zwei auf dem Zuge im Nordpark. In einer anderen Gegend unseres Freistaates ist sie brütend festgestellt worden; ein Exemplar, Männchen, vom 27. 5. 1927 ist im Danziger Museum für Naturkunde und Vorgeschichte. Familie Troglodytidae — Zaunkönige. Troglodytes troglodytes troglodytes (L.). Der Zaunkönig. Er ist sicherer Brutvogel des Geländes. Bevorzugter Aufenthalt sind die abgelegenen Stellen der Parkanlagen, auch einiger größerer Gärten. In manchen Jahren singt er auch mitten im Winter. In anderen fehlt er oder streift wohl weiter umher. Daten: 1923: 5. 2. erster Gesang seit dem Herbst, dabei kein Sonnenschein, sondern leichter Nebelregen, gleichzeitig erster Frühlingsruf der Kohlmeise. 1925: 7. 6. noch singend und zwar auf einem Telegraphendraht, 7. 12. morgens früh singend. Schlüpft häufig zeternd im Dezember in eine hohle Kopfweide am Ende der Parkstraße. 1926: 6. 3. singend. Familie Hirundinidae — Schwalben. Chelidon rustica rustica (L.). Die Rauchschwalbe. Erfreulicherweise ist sie noch recht häufig in Zoppot. Ihre Nester sind z. B. am Altenheim an der kleinen Unterführung, ferner im Kurgarten. Sehr eigenartig ist das Bild, wenn sie über der See dem Insektenfange obliegt, und so eine Vermischung der Möwen- wie Schwalbenschwärme eintritt. Ihre Ankunft bei uns ist meist recht spät, entsprechend dem späten Frühjahr. Dagegen halten sie sich lange im Herbst auf. Auch hier kommen frühjahrs einige „Vorläufer" und dann erst die Hauptmenge an. Daten: 1922: 15. 4. erstes Eintreffen. 1923: 30. 4. zum erstenmal häufiger. 1924: 20. 4. erstes Eintreffen (in Bohnsack schon am 17. 4.), 4. 5. fünf ziehen Richtung N nach S. 7. 9. noch zahlreich, in den folgenden Tagen verschwunden, 13. 9. wieder zahlreicher, teils südwärts ziehend, 17. 9. sehr große Scharen vor den Fenstern nach Nahrung fliegend. 58 1925: 6. 5. erstes Eintreffen (Langfuhr), 8. 9. seit Tagen große Ansammlungen in Zoppot wie Langfuhr. 1926: 16, 4. erstes Eintreffen. 1927: 2. 5. erstes Eintreffen in Zoppot (in Brösen schon am 1. 5.), 9. 10. noch vorhanden. 1928: 1. 5. erstes Eintreffen (am Höhenrande am 25. 4., in Schnakenburg am 27. 4.). Zoppot wird meist später besiedelt als die Orte an der (warmen) Danziger Binnennehrung, bzw. die Danziger Orte, die weiter von der See entfernt liegen. Hirundo arbica urbica (L.). Die Mehlschwalbe. Sie ist viel seltener als die vorgenannte. Nester von ihr hingen 1926 und auch noch 1928 (zwei Stück) ebenfalls unter dem Dache des Altenheimes. In den Dörfern der Niederung wie der Höhe kann man sie zahlreicher finden. Dies ist ja auch bei der größeren Sauberkeit, die in den Stadtstraßen herrschen muß, erklärlich; denn sie zieht nun einmal Stellen mit stehenden Wasserpfützen vor. Im Herbst halten sie sich hier zahlreicher auf, wohl entsprechend der größeren Wärme und dem Insektenreichtum. Riparia riparia riparia (L.). Die Uferschwalbe. Von ihr befand sich eine kleine Kolonie früher (1921) an den Abhängen des Ziegeleigeländes in der Oberstadt. In den letzten Jahren war durch die Befestigung des Geländes diese Kolonie nicht mehr vorhanden. Da sich jedoch auch im Sommer immer wieder mehrere zeigen, muß ihr Brutgebiet nicht allzu weit entfernt sein, vielleicht in Oliva. Gern jagen sie im Sommer über den Bachmündungen an der See, ebenso auf den Rieselfeldern. Die Hauptmengen aller Schwalben sind vom Juli ab dort zu sehen, besonders wenn an regnerischen, kalten Tagen anderswo Nahrungsknappheit herrscht. Dann sind die Rieselfelder das beste Jagd- und Fanggebiet. Familie Cypselidae — Segler. Apus apus apus (L.). Der Mauersegler. Er trifft spät bei uns ein, wie die angeführten Daten zeigen (z. T. aus der weiteren Umgebung). Im Herbste bleiben einige recht lange hier, vor allem kommen immer neue Durchzügler an. Sie sind sehr häufige Brutvögel, besonders in den Ziegeldächern der Ober-, aber auch in den höheren Häusern der Unterstadt. 59 Daten: 1922: 13. 5. in Langfuhr, 10. 5. erster in Bohnsack. 1923: 11. 8. noch ins Nest schlüpfend, 12. 8. verschwunden, 13. wieder vorhanden, dann fortgezogen, 22. 8. zwei mittags beobachtet, sehr hoch ziehend. 24. 8. einer zusammen mit zwei Rauchschwalben landeinwärts ziehend. 1924: 3. 5. die ersten in Zoppot, 4. 5. nichts zu sehen, 8. und 9. 5. einzeln, 10. 5. ein großer Schwärm, schreiend über Danzig, 1. 8. ein dichter Schwärm in Zoppot, löst sich wieder auf, 2. 8. Hauptmenge fort. Junge sind noch im Nest! Abends und an den folgenden Tagen ziehen vereinzelte, hoch von N nach S, 19. 8. noch ein Dutzend nach SW fliegend, 20. 8. wenige ebenso. 1925: 19. 6. ein frisch gelegtes Ei aus dem Neste (wahrscheinlich vom Haussperling, der hier vom Segler verdrängt worden war) herausgeschoben, 5. und 6. 8. Abzug der Allgemeinheit, 19. 8. abends noch ziehend nach S, 8. und 9. 9. vereinzelte nach W bzw. SW. 1926: bis 3. 8. vorhanden. 1927: 5. 5. erstes Eintreffen, erster feuchtwarmer Maitag, dann schlimmer Kälterückfall, 9. 8. die Menge ist fortgezogen. (Beispielsweise: Abzug in Kassel 3. 8., in Hannover 4. 8.), 11. 8. noch in Zoppot einige. (Abkühlung nach einem Ge- witter in der Nacht vom 9. bis 10. 8.). 1928: 15. 5. erstes Eintreffen. (Abends 2 Stück), 11. 8. noch in Menge vorhanden, scheinen sich aber zu sammeln, auch am 15. 8. noch zahlreich, 16. 8. ist die Menge verschwunden. Familie Caprimulgidae — Ziegenmelker. Caprimulgus europaeus europaeus L. Der Ziegenmelker. Für unser Gebiet kommt er als Brutvogel kaum in Betracht, wohl aber als Durchzügler. Für den abgelegeneren Wald kann er dagegen als Brutvogel angesehen werden, auch im Nehrungswalde bei Steegen traf ich ihn Jm Sommer auf Waldlichtungen. Als Durchzügler scheint er verhältnismäßig 60 früh zu ziehen; denn ich sah ihn 1923 schon am 8. 8. auf der hohen Weide auf der Heide, die vor Glettkau liegt. Von ihr flog er ab und setzte sich auf den Stacheldraht, der die Rieselfelder umsäumt. An ein Brüten auf dem Heidegelände möchte ich nicht denken, sondern halte das ganze nur für eine Zugerscheinung. Um auch das Negative zu betonen, sei erwähnt, daß weder Wiedehopf noch Blaurake hier festgestellt sind. Beide sind für das Danziger Gebiet große Seltenheiten, die aber unserem Zoppoter Gebiet fehlen. Familie Alcedinidae — Eisvögel. Alcedoatthis ispida (L.). Der Eisvogel. Persönlich sah ich ihn in Zoppot nie, doch wurde mir von einem Beobachter mitgeteilt, daß er ihn einmal bei Stolzenfels sah. Möglich ist dies schon, weil der Uberfall und der Teich, mit Bäumen umstanden, sein winterliches Vorkommen begünstigen wird, zumal ich ihn auch im benachbarten Oliva erst im letzten Winter 1927—1928 am dortigen Schloßteich feststellte. Familie Picidae — Spechte. Picus viridis L. Der Grünspecht. Frühjahrs schallt sein lachender Ruf besonders aus dem Walde, der Zoppot begrenzt, z. B. Kaiserhöhe und Schmierauertal. Auch im Nordpark und in den Gärten, die in der Nähe des Waldes liegen, hört und sieht man ihn bisweilen. Im allgemeinen ist er aber bei uns Wald- und nicht Gartenvogel, wie anderswo. Dryobates major (L.). Der große Buntspecht. , Diese Art hält sich regelmäßiger als die erstgenannte auch in den Gärten und in den Parkanlagen (Nordpark, Rathausgarten) auf, dort wo einigermaßen hoher Baumbestand ist. Bei meinem Garten kletterte er sogar auf den Telegraphenstangen herum. Man kann ihn das ganze Jahr beobachten. Im Herbst (19. 10. 1924) lief einer auf dem Wege herum und suchte im Laube. Sein Trommeln ist bei uns etwa Ende März (z. B. 1924 am 26. 3.) zu hören. Dryobates minor (L.). Der kleine Buntspecht« Er ist gelegentlicher Brutvogel in größeren Gärten. Man hört und sieht ihn oft, 1926 (6. 4.) trommelte einer am Starkasten; der rechtmäßige 61 Bewohner, ein Star, saß daneben und war sozusagen recht erstaunt über diesen Ton. Dryobates medius (L.). Der mittlere Buntspecht. Ob er brütet, sei dahingestellt. Man hört seinen schreienden Ruf frühjahrs oft, auch mitten in der Stadt; z. B. rief er in der Wäldchenstraße am 23. 6. 1925 und auch an mehreren folgenden Tagen. 1922 traf ich ihn trommelnd an einer Birke im Nordpark, die unter der Rinde eine Höhlung hatte. Jynx torquilla torquilla L. Der Wendehals. Seine quäkende Stimme läßt er sehr auffällig alljährlich hören, im Nordpark, im Rathausgarten, aus den Gärten. Ob er aber zur Brut schreitet, scheint zweifelhaft, die Rufzeit ist doch immer nur sehr kurz. Daten: 1922: rief er Ende Mai allerdings immer wieder aus dem Herbst'schen Garten in der Nähe des Rathauses. 1923: 13. 5. rufend gehört. 1924: 12. 5. erster Ruf (bei Danzig schon 11. 5.) 1925: 25. 4. erster Ruf. 1928: 8. 5. fand sich ein toter im Garten Kollathstraße, 6. 5. schon in Kahlbude gehört. Familie Cuculidae — Kuckucke. Cuculus canorus canorus L. Der Kuckuck. Man hört hier seinen Ruf eigentlich sehr selten und nur aus dem benachbarten Walde herüber. Die Parkanlagen scheinen ihm zu klein zu sein. Bei den meisten Wanderungen in Zoppot selbst konnte ich ihn nicht notieren. Viel häufiger ist er in der Niederung, wo er sich auch oft frei fliegend und sitzend zeigt. Für unseren Wald kann man ihn als „Eierleger" ansehen. Familie Strigidae — Eulen. Athene noctua noctua (Scop.). Der Steinkauz. Für unsere Gegend ist diese Eule recht selten. Ich hörte sie aus den Buchen in der Eissenhardtstraße am 12. 4. 1923 rufen. In der evangelischen Kirche in der Seestraße soll in manchen Jahren auch eine brüten. Es gelang mir nie, dies festzustellen, jedoch halte ich das Vorkommen nach den Berichten für sehr wahrscheinlich. 62 Von den übrigen Eulen, auch Schleiereule, liegen keine sicheren Nachrichten vor, jedoch scheint die Waldohreule Asio otus (L.) noch ein Bewohner unseres Waldes zu sein, wofür auch die nächtlichen Rufe sprechen. Strix aluco aluco L. Der Waldkauz. Er brütet im umliegenden Walde, hält sich jedoch auch im Herbst'schen Garten und in den Bäumen in der Seestraße auf. Beim sogenannten Schwedenhof soll er nach mir gemachten Mitteilungen fast alljährlich brüten. Seine Jagdflüge bringen ihn durch die ganze Stadt. Mir selbst tötete er mehrere Vögel in Bauern, die auf einem Balkon in der Südstraße standen. Zweimal (5. 5. 1923 und 4. 5. 1925) sah ich Waldkäuze auch bei Tage im Nordpark, arg bedrängt von Kleinvögeln (Rotkehlchen, Amseln, Finken). Sein Frühjahrsheulen hört man winters recht früh; 1924 9.—10. 1., 1925 erst Mitte Februar. Familie Falconidae — Falken. Falco peregrinus Tunst. Der Wanderfalk. Ihn sah ich in unserem Gebiet nur einmal. Am 23. 3. 1924 jagte einer vergeblich hinter einer flüchtenden Haustaube her, merkwürdig war mir, daß er sie tatsächlich in reißendem Fluge verfolgte und nicht nur auf sie stieß. Er war nach dem Flugbilde und durch das Fernglas deutlich zu bestimmen. Falco subbuteo subbuteo L. Der Baumfalk. Er ist alljährlich Brutvogel in unmittelbarer Stadtnähe. Im Kiefernwalde, auf hoher Kiefer dicht am kleinen Gaisberg, steht ein Nest; von hier aus fliegt er häufig zur See nach Glettkau hin. Auch über dem neuen Sportplatz am Walde zeigt er seine Flugkünste. Er trifft im April ein, 1926 wahrscheinlich am 14. 4., und macht sich dann durch seine lauten, dem Rufe des Wendehalses ähnlichen Schreie sehr auffällig. Auch Turmfalken ähnliche Rufe hört man, man kann ihn dann auch auf den Kiefern sitzend sehen. Gerissene Vögel fand ich nicht so viel, wie ich erwartete. Grünling, Star und Segler notierte ich. 1926 fütterte ein Alter die Jungen im Fluge noch am 14. 9. Erfreulicherweise ist der Baumfalk in den Danziger Wäldern immer noch zu finden. Den Turmfalk sieht man in Zoppot nie, er zieht die alten Kirchen Danzigs als Brutstätte vor. Buteo buteo buteo (L.). Der Mäusebussard. Sein Brutgebiet ist der weiter entfernte Wald. Man sieht ihn zwar auch über dem Schmierauertal und über Zoppot selbst, aber wohl nur auf 63 der Jagd. Zur Zugzeit kreisen manchmal 1/z Dutzend und mehr in großer Höhe. Sie ziehen dann in Richtung nach Osten weiter. 1923 saß am 7. 5. ein Exemplar und ein Rotbrauner Milan am „Bergschlößchen" auf nebeneinander stehenden Telegraphenstangen. Buteo lagopus lagopus (Brünn). Der Rauhfußbussard. Regelmäßig zeigt er sich als Durchzügler und hält sich auch als Wintergast bei uns auf. Weihen sah ich hier nie, sie bevorzugen die Niederung. Ebenso gehört der Habicht nicht zu unseren Brutvögeln, mag sich auch einmal einer hierher verfliegen. Auch Zeitungsnachrichten über erbeutete Habichte sind wohl dementsprechend zu werten. Es handelt sich wohl immer um Mäusebussarde. Tiefer im Walde scheint er zu brüten. Accipiter nisus nisus (L.). Der Sperber. Er ist regelmäßiger Besucher unseres Gebietes. Im Winter kann man ihn eigentlich täglich sehen, meist schießt er vom Walde herunter nach der Unterstadt und greift dort Sperlinge, oder sucht auch wohl an den Fensterfutterplätzen seine Beute. Da ich ihn, z. B. 1928, bis weit in den Mai hinein über Zoppot jagen sah, nach der Größe ein Weibchen, möchte ich seine Brutstätte in nicht allzu weiter Entfernung im Walde vermuten, ohne allerdings einen sonstigen sicheren Beleg dafür zu haben. Milvus migrans (Bodd.). Der braune Milan. Nur einmal sah ich ihn, wie schon beim Mäusebussard berichtet, anscheinend auf dem Zuge (1923). Er brütet an anderer Stelle unseres Freistaates, bei Stutthof auf der Frischen Nehrung. Zweifellos wird sich auf dem Zuge noch manch anderer Raubvogel feststellen lassen, aber mir liegen bisher keine sicheren Nachrichten darüber vor.*) Familie Ciconiidae — Storche. Ciconia ciconia ciconia Brachpieper 4- Ödland, Waldrand. 32 Anthus trivialis t., (L.), Baumpieper + . Hoch waldrand. 33 Anthus pratensis (L.), Wiesenpieper + . Rieselfeld. \ Nr. 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 74 A r t n a Bevorzugter Aufenthalt Motacilla flava f., L., Schafstelze Motacilla cinerea c„ Tunst., Ge- birgsbachstelze..... Motacilla alba a., L., Weiße Bach stelze........ Certhia familiaris, L., Baumläufer Certhia brachydactyla, Brehm Baumläufer...... Sitta europaea, L., Kleiber . . Parus major m„ L., Kohlmeise Parus caeruleus c., L., Blaumeise Parus ater a., L., Tannenmeise Parus cristatus, L„ Haubenmeise Parus palustris, L„ Sumpfmeise Aegithalos caudatus c. (L.),Schwanz meise........ Regulus regulus r. (L.), Gold hähnchen....... Lanius collurio L., Rotrückige Würger ....... Bombycilla garrulus g. (L.), Seiden schwänz....... Muscicapa striata str. (Pall.), Grauer Fliegenschnäpper .... Muscicapa atricapilla a. L., Trauer fliegenschnäpper .... Muscicapa collaris, Bechst., Hals bandfliegenschnäpper Muscicapa parva p., Bechst., Zwerg fliegenschnäpper .... Phylloscopus collybita (Vieill.) Weidenlaubsänger . . Phylloscopus trochilus tr. (L.) Fitislaubsänger..... Phylloscopus sibilatrix s. (Bechst. Waldlaubsänger .... Locustella fluviatilis (Wolf), Fluß rohrsänger...... Locustella luscinioides (Savi), Nach tigallrohrsänger .... Acrocephalus arundinaceus a. (L.) Drosselrohrsänger. . . . Acrocephalus scirpaceus, Herrn. Teichrohrsänger .... Acrocephalus palustris (Bechst.) Sumpf rohrsänger .... Hippolais icterina (Vieill.), Spötter + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + 4-+ + + + Rieselfeld, Wiese. Bäche im Nordpark. Garten, Strand. Hoher Baumbestand. Garten, Park, Haus. Park, Wald. ff n Park, Garten, Haus. Park, Garten. Park, Wald. Gesträuch am Rieselfeld. Ebereschenbäume und Bäume mit Misteln. Garten. Feuchte Parkstellen. Park. Park, Wald, Garten. Park, Wald. Waldbestand im Park. Pflanzengewirr im Nordpark. Rohrbestand im Teich bei Stolzenfels. Gebüsch a. nassenWiesen. Garten, Gebüsch im Park. Nr. 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 75 A r t n a m e Bevorzugter Aufenthalt Sylvia borin b. (Bodd.), Gartengrasmücke ....... Sylvia atricapilla a. (L.), Mönch . Sylvia communis c., Lath., Dorngrasmücke ....... Sylvia curruca c. (L.), Zaungrasmücke ....... Turdus philomelos ph., Brehm, Singdrossel....... Turdus musicus L., Weindrossel . Turdus merula m., L., Amsel . . Saxicola oenanthe oe. (L.), Steinschmätzer ....... Pratincola rubetra r. (L.), Wiesen- schmätzer ....... Phoenicurus phoenicurus ph. (L.), Gartenrotschwanz..... Phoenicurus ochruros gibraltä-riensis (Gm.), Hausrotschwanz Luscinia luscinia (L.), Sprosser . Erithacus rubecula r. (L.), Rotkehlchen ........ Prunella modularis m. (L.), Hecken- braunelle........ Troglodytes troglodytes tr. (L.), Zaunkönig....... Chelidon rustica r. (L.), Rauchschwalbe ........ Hirundo urbica u. (L.), Hausschwalbe ........ Riparia riparia r. (L.), Uferschwalbe Apus apus a. (L.), Mauersegler . Caprimulgus europaeus N e., L., Ziegenmelker...... Alcedoatthis ispida, (L.), Eisvogel Picus viridis, L., Grünspecht . . Dryobates major (L.), Großer Buntspecht ....... Dryobates minor (L.), Kleiner Buntspecht....... Dryobates medius (L.), Mittlerer Buntspecht....... Jynx torquilla t., L, Wendehals Cuculus canorus c., L., Kuckuck . Asio otus (L.), Waldohreule . . Athene noctua n., Scop., Steinkauz Falco />ereigrmus,Tunst.,Wanderfa3k + + + + + + + + + + ?+ -H ?+ + + + + + + + + ?+ [4-] ?+ + + + + + + + f + ?+ + + + ?+ ?+ + Gehölze im Park, Wald. Garten, Park. Strandlandschaft, Waldblößen. Garten, Strauchwerk. Hochwald, Waldbestand im Park. Gärten, Park, Wald. Ödland am Waldrande, Steinhaufen. * Gebüsch auf Wiesen. Garten. Häuser. Nordpark. Garten, Park. Waldbestand im Park. Gestrüpp im Park und größeren Gärten. Häuser in der Stadt. Sandufer. Häuser. Wasserst, bei Stolzenfels. Wald und Waldrand. Park und Wald. Garten und Park. Park. Garten und Park. Wald. 79 Kirchen. Freie Flächen. 76 Nr. A r t n a m e Brutvogel Sommergast Wintergast j Jl bc N 4: 3 Q bo o > Bevorzugter Aufenthalt 92 Falco subbuteo subbuteo, L., Baum- falk......... + # Hochwald. 93 Buteo buteo b. (L.), Mäusebussard + + „ 94 Buteo lagopus l. (Brünn.), Rauhfuß- bussard ........ . + + 95 Accipiter nisus n. (L.), Sperber . ?+ + . Stadt und Wald. 96 Milvus migrans, Bodd., Brauner Milan......... + 97 Ciconia ciconia c., Weißer Storch + . Wiesen. 98 Ardea cinerea c., L., Fischreiher . + + Küste. 99 Cygnus cygnus (L.), Singschwan . + 100 Anser anser (L.), Graugans . . . + 101 Anser fabalis (Lath.), Saatgans + 102 Anas platyrhyncha p., L., Stock- ente ......... + . + Rieselfelder. 103 Nyroca ferina f., (L.), Tafelente . + Meer. 104 Nyroca fuligula (L.), Reiherente . + » 105 Nyroca marila (L.), Bergente . . + . 1 99 106 Bucephala clangula (L.), Schellente + 99 107 Clangula hyemalis (L.), Eisente . . + 99 108 Oidemia fusca (L.), Samtente . . + ft 109 Oidemia nigra (L.), Trauerente . + 99 110 Polystica stelleri (Pall.) Scheckente + 99 111 Somateria mollissima (L.), Eider- ente ......... + 112 Somateria spectabilis (L.), Pracht- eiderente ....... + f. 99 113 Mergus merganser m., L., Gr. Säger + „ 114 Mergus serrator, L., mittlerer Säger + 99 115 | Mergus albellus, L., Zwergsäger . + 99 116 Podiceps cristatus c. (L.), Hauben- taucher ........ + + 99 117 Podiceps auritus (L.), Ohrentaucher + 99 118 Colymbus arcticus, L., Polartaucher + i 99 119 Colymbus stellatus, Pont., Nordsee- / taucher ........ # + 99 120 Columba palumbus p., L., Ringel- taube ......... + . Fichtenwald im Nordpark, 121 Charadrius hiaticula h., L., Hals- bandregenpfeifer ..... # . + Sandstrand., 122 1 Charadrius dubius curonicus, Gm., Flußregenpfeifer..... + . 99 123 Squatarola squatarola s., (L.), ■ Kiebitzregenpfeifer .... . . + „ 124 Vanellus vanellus (L.), Kiebitz ?+ . Wiesen, Rieselfelder. 125 Arenaria interpres i. (L.), Stein- i wälzer......., + . Sandstrand. 77 Nr. A r t n a m e "3 CO Sommergast Cfl & 4J Ö Durchzügler Jahresvogel Bevorzugter Aufenthalt 126 Erolia alpina a. (L.), Alpenstrand- läufer ......... . + Sandstrand 127 Erolia minuta (Leist.), Zwerg- strandläufer....... + ff 128 Erolia canutus c. (L.), Islandstrand- läufer ......... + ff 129 Philomachus pugnax (L.), Kampf- läufer ......... + Rieselfelder. 130 Tringa erythropus (Pall.), dunkler Wasserläufer...... + ff 131 1 Tringa totanus t. (L.), Rotschenkel + Rieselfelder und Wiesen. 132 Tringa nebularia (Gunn.) Grün- schenkel ........ * + Rieselfelder. 133 Tringa glareola, L., Bruch wasser- 7,7 ' läufer......... + V 134 Numenius arquata a.(L.), Brachvogel + ff 135 Gallinago gallinago g. (L.), Be- kassine . ...... + ff 136 Haematopus ostralegus o., L., j Austernfischer...... + Sandstrand. 137 Sterna hirundo h., L., Flußsee- schwalbe........ + Meeresstrand. 138 Sterna paradisaea, Brünn, Küsten- ^ seeschwalbe....... + . yy 139 ! Larus marinus, L., Mantelmöwe . + . ff 140 Larus argentatus, Pontopp, Silber- möwe ......... + + . ff 141 Larus fuscus, L., Heringsmöwe + + \ Meeresstrand u. Rieselfeld. 142 Larus canus, L., Sturmmöwe . + + ff ff 143 Larus ridibundus r., L., Lachmöwe + + + ff ff 144 Stercorarius longicaudus, Vieill., Raubmöwe....... . + Meeresstrand. 145 (Jria grylle g. (L.), Gryllumme + Meer. 146 Uria troille tr. (L.), Trottellumme + # ff 147 Alca torda, L., Tordalk .... + ff 148 1 Megalornis grus g. (L.), Kranich 149 | Fulica atra a., L., Wasserhuhn + + Meer 150 | Perdix perdix p. (L.), Rebhuhn + 4- Feld. 151 ! Pernis apivorus (L.), W espenbussard i + . . . Summe i78 u 36 41 I 32 | tl In der systematischen Übersicht der Arten ist die Benennung- nach In der systematischen Übersicht der Arten ist die Benennung- nach Hartert, „die Vög-el der paläarktischen Fauna" gewählt. Die dreifache Benennung ist, soweit möglich, angewandt. Aufgenommen sind alle Arten, soweit sie jüngst festgestellt sind, oder soweit ganz sichere Belege vorliegen. Als Brutvögel sind nur solche durch 78 + bezeichnet, von denen Nester bzw. Eier gefunden wurden, oder bei denen Alte mit Futter oder halbflügge Junge festgestellt sind. Bei zweifelhaftem Brüten ist dies durch ein Fragezeichen angegeben. In der Summe sind diese Arten mitgezählt. Sommergäste sind solche Vögel, die im Gebiet nicht brüten, aber sich längere Zeit, bisweilen den ganzen Sommer hindurch, aufhalten oder während des sommerlichen Umherstreifens das Gebiet aufsuchen. Wintergäste sollen diejenigen heißen, die im Winter hier sind. Als Durchzügler sind die Arten aufgeführt, die ohne längere Zeit zu weilen, sich im Gebiet zeigen. Natürlich gehen diese Begriffe bisweilen ineinander über, so daß manche Arten mehrfach aufgeführt sind. Jahresvögel sind die früher „Standvögel" genannten, die sich also das ganze Jahr hindurch zeigen, wennschon auch sie umherstreifen. Sehr auffällig ist die große Zahl der Wintergäste, die also hier ihre Winterherberge haben, ebenso die große Zahl der nur als Durchzügler beobachteten. Wenn die Brutvögel an Zahl nicht so hoch erscheinen, so kommt dies daher, daß viele Biotope ja vollkommen, vor allem als Brutstätten, hier ausfallen. (See und Sumpf!) Mancher ist vorsichtigerweise auch nicht als solcher bezeichnet, weil dies nicht sicher war. Es läßt sich ihre Zahl wohl vergrößern. Jahreszeitliche Unterschiede. < Der Frühling. Wie schon früher gesagt war, kennen wir hier den zarten Vorfrühling 4 nicht, den günstiger gelegene Stellen Deutschlands und Mitteleuropas bieten. Der Winter regiert lange, spät im März und April ziehen unsere Wintergäste, wie Dohlen und Nebel&rähen ab und räumen das Feld den Frühlingsboten. Als ersten können wir wohl die Feldlerche und den Star begrüßen und dem Gesänge der Goldammer und des Grünlings lauschen. Die Amsel singt recht spät, oft erst im April ihr Abendlied. Nacheinander mit großer Regelmäßigkeit treffen ein: Weidenlaubsänger und Fitislaubsänger, Müllerchen, Mönch, Trauerfliegenschnäpper und Spötter. Der letzte Ankömmling ist der Karmingimpel, der erst Mitte Mai singt. Mit ihm sind alle Frühlingsboten eingetroffen. In der ersten Hälfte des Mai ist der reichste Gesang, bald lassen ja Star, Baumläufer und Meisen bereits nach, weil sie Junge haben. Das regste Leben herrscht um diese Zeit in den Gärten und Parkanlagen, wo Baum- und Strauchgruppen sich finden. Auch der Wald ist jetzt nicht so ruhig wie sonst. Der Mäusebussard schreit, der Baumfalk jauchzt, die Haubenmeise gurrt und die Singdrossel flötet. Zu anderer Zeit 79 ist unser Wald so ungemein still, daß er den Vogelkenner wenig lockt. Sumpf und Park bieten viel mehr des Sehens- und Hörenswerten. Auch von den Durchzüglern werden wir im Hochwalde wenig sehen, viel mehr am Strande. Am ehesten rasten noch Dösseln im Walde, auch Bergfinken findet man gelegentlich hier, Buchfinken streifen umher, auf ihrem Zuge nordwärts. Als besten Sänger bietet der Wald auf offenen Stellen die Heidelerche und ' als zweite Garnitur den Baumpieper. Erstere ist auch unser einziger Nachtsänger. Alle anderen schweigen auch in den hellsten Nächten bei uns. Etwa um 2 Uhr fangen Hausrotschwanz und Amsel an zu singen, denen sich die anderen dann anschließen. Wohl die geringste nächtliche Ruhezeit gönnen sich die Mauersegler, die oft noch um 10 Uhr abends schreien und fliegen und bald nach 2 Uhr morgens wieder munter sind. Im Nest schreien sie noch um Mitternacht. Mittags scheinen sie dagegen etwas der Ruhe zu pflegen. Jedenfalls herrscht dann bei ihnen Stille. Der Sommer. Für den Kenner der Vogelwelt ist keine Jahreszeit so wichtig und vielleicht so schön wie der beginnende Hochsommer, besonders der Juli. Er bringt erst die Höhe und zeigt doch schon das Ende. Anfang Juli, in aller Frühe, wenn die Kurpromenade von den menschlichen Sommergästen unbelebt ist, singen noch unsere besten Sänger, wie Grasmücken, Spötter, Karmingimpel, Rotkehlchen; Grünlinge und Meisen zur zweiten Brut. In den Gärten klirrt der Girlitz, locken die Hänflinge, zetern die Amseln. Das klingt alles noch wie im Frühling, und schon mischt sich der beginnende Herbst hinein, wenn das Leben anscheinend erst seinen Höhepunkt erreicht, im Anfang Juli! Große Scharen von Staren kehren in die Gärten zurück zu den Kirschbäumen, nachdem sie die Zeit seit ihrem Flüggewerden in der Niederung zugebracht haben. Zeisigfamilien fliegen umher, Fichtenkreuzschnäbel durchstreifen richtungslos aber regelmäßig unseren Park und die Gärten. Vom Strande her ertönt, besonders abends und nachts, das Flöten der großen Brachvögel, das „Tülüt" der Rotschenkel. Die Zahl der vorhandenen Arten ist Anfang Juli wohl am höchsten, weil außer unseren Brutvögeln der Rückzug schon neue Scharen bringt. Vermutlich sind die ersten Rückwanderer Vögel aus der näheren Umgebung, die entweder als Jungerwachsene umherstreifen oder die Eltern, die ihre Pflicht erfüllt haben. Die eigentlichen Nordländer kommen wohl erst später. Dies sagt uns die Überlegung, daß erst Mitte Mai die letzten Durchzügler hier ihren Weg nordwärts genommen haben. Niemals ist der Strand belebter als im Juli und August. Sehr viele, oft einige Hundert Heringsmöwen, fast nur alte, schön gefärbte Tiere, fischen in der See und in Strandnähe, dazwischen finden sich einige alte Lachmöwen und Seeschwalben. Etliche junge Lachmöwen sind auch darunter. Sie stammen wohl vom Sasper See her, wo sie Mitte Juli flügge werden. Uber 80 der See streifen schon Entenscharen, meist Stockenten, die von den stark beschossenen Haffküsten herkommen. Die nordischen Tauchenten bringt natürlich erst der Herbst zu uns; denn in dieser Zeit haben sie ja noch mit der Aufzucht der Jungen zu tun. Je weiter der Juli fortschreitet, desto lebhafter setzt der Zug der Strandläufer ein. Die Rotschenkel und Verwandte beleben vor allem die Rieselfelder, die nun ein Leben bergen wie niemals sonst. Die Alpenstrandläufer und ihre verwandten kleineren und größeren Vettern ziehen am Strande. Im August sind letztere im allgemeinen am zahlreichsten. Dann findet sich unter ihnen auch der immer noch schwarz-weiß-rote Austernfischer und der scheue Kiebitzregenpfeifer. Alle Kommenden sind zunächst noch im bunten Brutkleide, allerdings sieht man, z. B. bei den Alpenstrandläufern, bereits auch viele Übergänge zum helleren Winterkleide. So setzt im Juli eine Unruhe in der Vogelwelt ein, die uns an den schwindenden Sommer mahnt. Uberall Locken und Zusammenscharen und beginnendes Umherstreifen. Dem Kundigen genügt dies Zeichen. Er weiß, es geht wieder einmal zu Ende. Viel Stimmung birgt gerade diese Zeit und manches Merkwürdige. Der eine oder andere Besserwisser tadelt z. B. an der Naturbühne der Zoppoter Waldoper und findet manche „Stilwidrigkeit". Mir war es wunderbar, wie gerade zur Lohengrinaufführung, die ja im Tieflande spielen soll, der Charaktervogel der Niederung, ein Rotschenkel, mit laut klagendem Tülit-Ruf auch den krassesten Naturalisten befriedigen konnte. Oder wie über die Nornen in der Götterdämmerung ausgerechnet ein großer Schwärm Kreuzschnäbel „gückernd" dahinzog. Vielleicht muß man aber so unmusikalisch wie ich sein, wenn man auf einer Naturbühne sich vielleicht nicht ganz durch die Aufführung fesseln läßt, sondern Auge und Ohr auch auf das ganze verwendet. Mir war es erhöhter Genuß. Der Herbst. Die einzelnen Monate sind hier naturgemäß ungemein verschieden. Wie schon im vorigen Abschnitt gesagt wurde, ist das große Umherstreifen im Juli und August. Je weiter im Jahr, desto geringer das Vogelleben. Im September und Oktober, vor allem vor dem ersten Frost, setzt die auch dem Laien so deutliche Zugbewegung ein. Am ehesten auffällig ist wohl immer das Ziehen der Wildgänse. Die nordischen Tauchenten kommen vom September an, im Pktober und vor allem November bevölkern große Scharen von Tr^uej--, Saßit-, Sdfien-, ^feifenten usw. die offene See. Am Lande ziehen und verweilen die Leinzeisige und Bergfinken. Im November treffen regelmäßig die großen Gimpel ein, am Strande ziehen Schneeammern. Immer mehr kommen also die Nordländer, während uns längst die heimischen Sänger verließen. Zuletzt im Oktober singt noch einmal ein Hausrotschwanz, ruft an schönen Sonnentagen ein Weidenlaubsänger. Mit dem fallenden 81 Laub wird es ruhig*. Die Wintergäste sind eingerückt und bleiben uns einige Monate in unserem, ach so langen Winter treu. Rasend jagt der Wanderfalk durch die Luft, ruhig kreist der Rauhfußbussard. Am Strande treibt sich spät im November noch eine vereinzelte Bachstelze umher, streifen einige Stare herum, aber die Hauptmasse der Vögel stellt die graue Nebelkrähe, die Anfang Oktober anrückt. Im Gebüsch des Nordparks schnickert das letzte Rotkehlchen, flattern die Weindrosseln in Scharen. Es wird allmählich still; das Meer birgt jetzt das Hauptleben. Das große Sterben oder der lange Schlaf der Natur beginnt, der ja der freundliche Bruder des ehernen Todes sein soll. Im Winter. In dieser Jahreszeit — als besonders kennzeichnend sei der Januar genannt — verwischen sich naturgemäß die Grenzen in den Verbreitungsgebieten mehr als sonst. Der Wald der Umgebung sendet seine Bewohner mehr in die Stadt, in die Parkanlagen als sonst. Auf den Futterplätzen vor den Häusern, die in der Nähe des Waldes liegen, finden sich neben den üblichen Kohl-, Blau- und Sumpfmeisen auch Kleiber, Eichelhäher, Buchfinken, Hauben- und Tannenmeisen und bisweilen Kernbeißer ein. Weiter im Inneren der Stadt sind die häufigsten Besucher der Futterplätze neben den drei häufigsten Meisen (Kohl-, Blau- und Sumpfmeisen) vor allem die Haussperlinge und Grünlinge. Amseln und Buchfinken halten sich mehr am Erdboden auf, an die Futterplätze auf Fensterbrettern kommen sie recht wenig, es muß schon hoher Schnee ihre sonstigen Futterquellen verdecken. Von den Amseln sieht man in den Vorgärten Männchen wie Weibchen, ebenso auch Junge des Vorjahres. Die alten schwarzen Männchen sind sicher bei uns nicht in der Uberzahl, wie es früher an anderen Stellen Deutschlands beobachtet wurde. Jetzt im Winter sind sie auch eher gesellig. Ich sah in meinem Vorgarten nur wenige Meter voneinander entfernt an 6 Amseln. Zänkereien fanden nicht statt. Zum Abend und in der Nacht halten sie sich mit Vorliebe in den dichten Nadelbäumen auf. An diesen ist ja in den Vorgärten kein Mangel. Als Nahrung suchen sie hauptsächlich Beeren aller Art, Holunder, Ebereschen, Apfelreste, Insekten in und unter den Blättern. Gelegentlich gesellt sich ein verspäteter hungriger Star zu ihnen. Das Zusammenscharen der Vogelwelt zur Winterszeit zeigt sich ja eigentlich bei den meisten Arten, den Meisenschwärmen, den Wintergoldhähnchen, Baumläufern, den Haus- und Feldsperlingen, den Grünlingen, den Staren, Dompfaffen, Buchfinken, Erlenzeisigen, Goldammern. Zwar sind alle diese sehr darauf bedacht, daß einer dem anderen an der Futterquelle nicht zuvorkommt und oft beißt der zuerst Angekommene den anderen fort, aber der Herdentrieb beherrscht in dieser Zeit die Vögel. Es scheint, als ob allgemein dieser Trieb bei den meisten Tieren, besonders den Wirbeltieren, vorherrscht. 82 Das Zusammenleben bietet ja auch so viele Vorteile. Man denke an das schnelle Beobachten eines Feindes und das frühere Auffinden einer Nahrungsquelle. Daher auch das ständige Locken bei den Schwärmen (Meisen, Finken usw.). Als einzigen Nachteil hat das Herdenleben die Nähe des Nachbarn beim Futter. Doch da sorgt dann jeder für seinen Schnabel und beißt den Nachbarn aus der nächsten Nähe fort. Im Gegensatz zu dem Gemeinsamkeitssinn bei den Pflanzenfressern steht das einsame Leben der Raubvögel. Aus leicht erklärlichen Gründen lebt auch bei uns winters der Sperber allein und biegt jäh um die Hausecken, um unter den Vögeln des Futterplatzes sein Opfer zu holen. Zur Herbstzeit, wenn auch bei den Raubvögeln der Zugtrieb den Nahrungstrieb verdrängt hat, ziehen sie in lockeren Verbänden durch; später jagen sie wieder allein. Der Strand ist im Winter arm; abgesehen von Nebelkrähen werden wir nur selten einen Vogel am Wassersaum liehen. Das offene Wasser ist dagegen überaus belebt mit Lach- und Sturmmöwen. Am Eisrande und weiter draußen auf der See können wir zahllose Enten der verschiedensten Arten sehen. Dazwischen halten sich die Taucher und Säger auf. Vor allem, wenn die weiter nördlich gelegenen Teile der Ostsee zugefroren sind, haben wir große Scharen der Nordländer bei uns, die hier ihre Winterherberge beziehen. Unsere verhältnismäßig nördliche Lage ist auch Ursache, daß viele Nordländer hier regelmäßige Erscheinungen sind, die anderswo fehlen; genannt sei der Rauhfußbussard, der Seidenschwanz und der große Gimpel. In jedem Jahr sind sie Wintergäste, meist in großer Zahl. Natürlich zeigen sie sich nicht überall gleichmäßig, sondern an den ihnen besonders zusagenden Nahrungsbiotopen. Der Vogelzug an der Küste. Im Frühjahr und Herbst ist der Vogelzug in Zoppot überaus auffällig. Er gliedert sich natürlich dem Vogelzug an unserer gesamten Küste ein.1) Die Richtung dieses Zuges geht der Küste parallel, darum treffen die meisten Vogelarten hier frühjahrs von Norden ein und ziehen im Herbst wieder so ab! Allerdings ist dies nicht bei allen Arten ausgeprägt. Einige, z. B. die Feld-lirchen, kommen auch von Heia herüber. Es sind dies wohl die Tiere, welche der pommerschen Küste folgten. Anscheinend verlassen sie dann bei Heia die Putziger Nehrung, um auf kürzestem Wege zum Festland zu gelangen und hier ihren Weg fortzusetzen. Ober Heia geht auch ein sehr starker Vogelzug besonders von Raubvögeln. Der Grund für diese „Zugstraße " ist wohl der, daß die Küste als Wegweiser dient, vielleicht auch das Festland dem offenen Meer vorgezogen wird. *) Lüttschwager, „Der Vogelzug im Danziger Gebiet" in Ostdeutscher Naturwart, 1925, p. 84 u. ff. und Nachdruck in: Mitteilungen über die Vogelwelt, 1925, p. 61 u. ff. 83 Der Hauptzug ist vormittags, mittags flaut er ab und setzt nachmittags noch einmal ein. Manche Arten, wie Saatkrähen, Dohlen und Drosseln fliegen in dichten Scharen, Nebelkrähfen in sehr lockeren. Kleinvögel, wie Finken und Goldhähnchen-, halten sich sehr tief, die Raubvögel fliegen z. T. sehr hoch, vor allem die Bussarde, Gerade die letztgenannten ziehen im Der Vogelzug bei Danzig im Frühling. Original. April in großer Zahl, meist sieht man ein halbes Dutzend und mehr. In einiger Entfernung von Zoppot, bei Oliva, zogen z. B. im April 1928 an 30 Bussarde, es schienen Rauhfußbussarde, zusammen. Die Zugtage für Krähenvögel sind am kräftigsten, wenn das erste Tauwetter, meist Ende Februar, einsetzt. Feld- und Heidelerchen ziehen Anfang März. Die Frühjahrszugrichtung bei Zoppot ist Nord-Süd, weiter nach Heubude zu West-Ost, entsprechend dem Verlauf der Küste. Die Vögel nehmen nicht den abgekürzten Seeweg, sondern folgen dem Küstenlauf; denn anders ist es nicht zu verstehen, warum nicht der direkte Flug über die Bucht zur frischen Nehrung einsetzt. Möven und Seeschwalben folgen hier ebenfalls 6* 84 der Küste. Dasselbe gilt natürlich von der großen Schar der Strandläufer. Daß viele eine Zeitlang im Herbst hier verweilen, ist nicht verwunderlich. Die Zugerscheinung beginnt ja viel früher als der Laie meint, Ende Juni treffen die ersten Rückwanderer ein. Mitte Mai sind andere Arten als Durchzügler erst zur Brutstätte hier durchgezogen. Wo geeignete Nahrung ist, verweilen sie länger, z. B. bietet der Strand, vor allem im August, wenn die Stürme einsetzen reiche Nahrung den Sumpf- und Wasservögeln (Möven, Regenpfeifern und Strandläufern}, Das Buschwerk im Nordpark bietet Rotkehlchen, Drosseln und Amseln gutes Futter, so daß auch/ hier sehr viele rasten. Die Früchte der Ahornbäume locken die großen Gimpel, die reichen Mistelbestände die durchziehenden Seidenschwänze. So bleibt manche Art lange bis in den Winter hinein. So mancher Raubvogel wird auch durch die Kleinvogelwelt herangelockt. • Bei der Behandlung der einzelnen Arten sind diese Dinge schon erörtert. Bei den Mauerseglern wurde anch schon der späte Durchzug (bis weit in den September hinein) erwähnt. Im Herbst zogen diese Nachzügler immer in der Richtung Nord-Süd. Ob dies die gewöhnliche Richtung dieser Art ist oder vielleicht nur für den späteren Herbstzug gilt, steht nicht fest. Saat- und Graugänse biegen meist schon vor Zoppot von der Küstenlinie ab und schlagen die Richtung zur pommerschen Seenplatte ein. Auch diejenigen,-die bis nach Zoppot ziehen, biegen hier nach meinen Beobachtungen wieder landwärts ein. In Verbindung mit dem Verlaufe eines starken Vogelzuges über Zoppot steht das Vorkommen von Seltenheiten. Genannt wurde schon der Halsbandfliegenfänger. Weiterhin gehört hierzu der Stemwälzer, die kleine Raubmöve, der Nachtigallrohrsänger. Ferner hängt auch wohl das Neuauftreten mancher Arten, die gerade in Zoppot zuerst für unseren Osten auftraten, mit dejvZugerscheinungen zusammen. Genannt sei hier die Gebirgs-bachstelze, der Girlitz, die Amsel. Vielleicht gehört auch das Auftreten der Singdrossel als Parkvogel hierher; denn häufig werden Junge von Vögeln, die anderswo als Parkvögel herangewachsen sind, hier auf ihrem Zuge vorbeikommen. Wenn sie nun hier an der Küste günstige, ihnen zusagende Wohnungsstätten finden, dann bleiben sie hier eben früher als anderswo und besiedeln das Gebiet weiter. Die Weichsel wird wohl auch als Richtungsund Nahrungsstraße den Vogelzug begünstigen. Selbst wenn man einen Vogelzug auf schmaler Straße nicht anerkennt, so muß jeder, der offenen Auges und Ohres die hiesige Vogelwelt beobachtet, hier einen stark ausgeprägten Zug feststellen, der in seinem anscheineud schmalen Verlauf den Namen Zugstraße rechtfertigt. 85 Schluß. Der Vogelreichtum ist bisher bei uns noch beträchtlich. Mit 78 Arten von Brutvögeln kann das verhältnismäßig kleine Gebiet sich schon sehen lassen. In der Zukunft wird sich jedoch manches ändern. Augenblicklich herrscht hier wie in den meisten Orten eine gewisse Baumfeindlichkeit in der Bevölkerung. Diese segelt unter der Flagge „Förderung des Verkehrs". An vielen Stellen werden die Straßen verbreitert, um den schnellen Autoverkehr zu erleichtern. Ihm weichen die großen Straßenbäume, er verkleinert die Vorgärten beträchtlich. Hinzu kommt ein überaus starkes Stutzen der Bäume. Bei den großen Bäumen, vor allem den Linden, entstehen hierdurch viele hohle Stellen, so daß Meisen und andere Höhlenbrüter erneute gute Nistgelegenheit finden werden. Durch das Stutzen wird ferner der Stockausschlag sehr begünstigt. Die Amseln finden hierdurch gute Nistplätze; auch Buchfink, Girlitz und Grünling haben Gelegenheit zur Ausbreitung. Diesen Vorteilen stehen als Nachteile gegenüber: das starke Ausputzen des Unterholzes in den Vorgärten, das Herausharken des Laubes unter den Sträuchern, das sogenannte „Verschönern", sowie das Uberhandnehmen der wildernden Katzen. Die letzteren bilden zweifellos die stärkste Gefahr für einen Teil der Bodenbrüter, vor allem für Rotkehlchen und die Strauchbrüter, die Grasmücken. Bedauerlicherweise haben wir von früheren Jahrzehnten keine Berichte. Es müßte sonst die Änderung überaus auffallen. Durch den Hausbau und die Gartenanlagen haben die Parkvögel sehr stark an Individuenzahl und etwas an Artenzahl zugenommen. Zurückgedrängt, fast auf Null, *st die Zahl der Sumpfbewohner; diese sind auf die zur Zugzeit rastenden Tiere beschränkt und auch dies hört in Zukunft auf. Zurückgehen müssen unter allen Umständen die am Strande noch brütenden Vögel, wie die Sand-und Flußregenpfeifer. Mit dem Verschwinden der nassen Wiesenflächen z. B. unterhalb Stolzenfels und bei dem Herbst'schen Garten müssen naturgemäß die, jetzt auch nur noch durchziehenden Rotschenkel und andere Wasservögel fernbleiben. Am meisten wird sich dies bei dem Verschwinden der Rieselfelder bemerkbar machen. Die Zeiten, da Kampfläufer, Kiebitz, großer Brachvogel hier rasten, sind in kurzer Zeit vorbei. Der Naturfreund steht den Meliorierungen und Verschönerungen der Landschaft nun einmal anders gegenüber, als ein Verein zur „Fremdenheranholung und Verschönerung der Heimat". Mit dieser Tatsache muß man sich aber abfinden. Die nächste spätere Zusammenstellung unserer Zoppoter Vogelwelt wird sicher bei vielen Arten einen Minusstrich machen müssen. Diesem Minusverlust der Uniformierung, die unweigerlich bei uns kommen wird, wird man kaum abhelfen können, auch nicht durch Schaffung eines „Entenparadieses", wie es von einem Kurgast einmal vorgeschlagen wurde. Nach dessen Ansicht sollten die Enten durch Füttern und Hegen so gewöhnt und an den Seesteg gelockt werden, daß die Besichtigung der nun zahm werdenden Tiere 86 eine europäische Sehenswürdigkeit ersten Ranges würde. 40 000 Gulden, die zur Erhaltung des Seesteges jährlich gebraucht werden, würden allein von den Besuchern dieses Paradieses an Eintrittsgeld aufgebracht werden!? Das Kasinohotel würde erst hierdurch, auch im Winter „rentierlich" werden u. s. w. Diesem Wohlwollen des Menschen steht nun leider die berechtigte Scheu der Seevögel gegenüber, die überall stark beschossen sind, und die sich auch durch das größte Wohlwollen nicht beeinflussen lassen. Aber auch ohne das „Entenparadies" haben wir durch die überwinternden Nordländer hoffentlich für alle Zeit in unserer Vogelwelt etwas vor dem Binnenlande voraus. Das Meer ist ja die einzige Stätte, die sich dauernd nicht verunstalten läßt, und so ist auch wohl zu hoffen, daß die Möve, die ja auch das Zoppoter Wappen bildet, als herrlicher Flieger an Zoppots schönem Strande immerdar kreist! DRUCK VON JULIUS SAUER, OANZIG. I 'l I DRUCiy/ON DÄNZia